Kaarst Im Hospiz das Leben bis zum letzten Tag begleiten

Kaarst · Wer ins Marienheim einzieht, ist todkrank. Die Menschen, die im Hospiz arbeiten, haben ein Ziel: Jeden Tag lebenswert zu machen - für jeden.

 Hospizleiterin Petra Jung (v. l.), Konrad Wilms, stellvertretender Vorsitzender des Hospizvereins, und Verwaltungsleiterin Marlene Wzdych.

Hospizleiterin Petra Jung (v. l.), Konrad Wilms, stellvertretender Vorsitzender des Hospizvereins, und Verwaltungsleiterin Marlene Wzdych.

Foto: Andreas Woitschützke

Häuser wie das Marienheim-Hospiz - der Gedanke könnte aufkommen - sind für Besucher nicht selten bedrückende Orte. Nirgendwo sonst werden sie so unmittelbar mit Trauer, Abschied und Endlichkeit konfrontiert. Wer als Gast ins Marienheim einzieht, bleibt durchschnittlich 14 Tage. 145 Menschen waren im vergangenen Jahr, von Oktober 2012 bis Ende 2013, im Kaarster Hospiz untergebracht, 134 verstarben in dieser Zeit. So ein Ort kann Angst machen. Doch dann trifft der Besucher hinter der schweren hölzernen Eingangstür auf Menschen wie Petra Jung und Marlene Wzdych - die viel lachen und helfen, nicht gegen das Ende zu kämpfen, sondern es anzunehmen, mit allem, was dazu gehört; Menschen, die Sätze sagen wie: "Du bist wichtig, einfach weil Du ,Du' bist", die zuhören und Mut zusprechen. Und dann wird auch klar, dass es an diesem Ort nicht um den Tod geht, sondern um das Leben und die Freude daran.

87 Frauen und 58 Männer sind im vergangenen Jahr ins Marienheim-Hospiz gezogen, weil sie aus den unterschiedlichsten Gründen nicht zu Hause sterben konnten. 55 Haupt- und Ehrenamtliche begleiten die unheilbar Kranken und deren Angehörige an den letzten Tagen, rund um die Uhr. "Dem Gast in dieser Situation beizustehen und ihn im Hinblick auf seine persönlich bestmögliche Lebensqualität zu unterstützen, das ist die große Herausforderung, der sich alle Mitarbeiter in unserem Haus stellen", sagt Hospiz- und Pflegedienstleiterin Petra Jung. "Dazu bietet jeder Tag eine neue Chance."

Eine neue Chance, Gutes gut zu tun, trauern zu helfen, Schmerzen zu lindern - das kostet selbstverständlich manchmal auch Kraft. "Die ziehen wir aus dem Dank und der Anerkennung, die uns vonseiten der Gäste und der Angehörigen entgegengebracht wird", sagt Verwaltungsleiterin Marlene Wzdych. Dieser Dank kann ein Lächeln, eine Geste oder ein: "Wann kommen Sie wieder?" sein. "So bin ich noch nie verwöhnt worden!", hat einmal ein Gast in das Erinnerungsbuch geschrieben, das im Marienheim-Hospiz ausliegt. Auf derlei Wertschätzung sind Petra Jung und ihre Mitarbeiter stolz.

Familie, Freunde, Rituale, ein gut funktionierendes Team: Auch das sind Energiequellen, die das Begleiten beim Sterben möglich und das eigene Ich am Ende stärker machen. "Hospizarbeit ist Haltung", sagt Jung. "Sie bietet Grundlage und Halt im täglichen Umgang mit existenziellen Erfahrungen. Kleinere Probleme und die eigene Gesundheit bekommen einen anderen Stellenwert." Und dann ist da selbstverständlich noch die gelebte Spiritualität im Haus. "Sie hilft, die nötige positive Grundhaltung und Ruhe zu bewahren", sagt die Hospizleiterin. "Der christliche Glaube trägt uns hier alle."

(NGZ)
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