Kaarst Hundewiese ohne Grenzen

Kaarst · Kaarst Hundehasser und Hundeliebhaber – ein fast genau so gegensätzliches Paar waren in Kaarst bisher die so genannte "ordnungsbehördliche Hundeverordnung" und die "Landeshundeverordnung". Warum?

 Martina Wiescholleck (l.) und Ursula Pohl haben schon mal auf der künftigen Hundewiese Stellung bezogen. Die Stadt will noch Hinweisschilder und einen Doggie-Bag-Halter installieren.

Martina Wiescholleck (l.) und Ursula Pohl haben schon mal auf der künftigen Hundewiese Stellung bezogen. Die Stadt will noch Hinweisschilder und einen Doggie-Bag-Halter installieren.

Foto: H. Jazyk

Kaarst Hundehasser und Hundeliebhaber — ein fast genau so gegensätzliches Paar waren in Kaarst bisher die so genannte "ordnungsbehördliche Hundeverordnung" und die "Landeshundeverordnung". Warum?

"Weil gemäß unserer städtischen ordnungsbehördlichen Verordnung Hunde zu keinem Zeitpunkt und an keinem Ort ohne Leine frei herumlaufen dürfen. Während die Landeshundeverordnung vorschreibt, dass Flächen existieren müssen, auf denen die Hunde frei laufen dürfen", erläutert Ordnungsamtsleiterin Brigitte Kaulen die skurrile Situation.

Grund für die Stadtverwaltung, eine Lösung zu finden: die Hundewiesen. Wie die NGZ bereits berichtete, sollen solche Wiesen eingerichtet werden. Neu ist: Die Hundewiese in Kaarst am Ende der Alten Heerstraße wird eigentlich gar keine Hundewiese sein. Denn sie befindet sich im Wald, und eingezäunt ist sie auch nicht. Korrekt wäre es daher, von einer Freilauffläche für die geliebten (oder verhassten) Vierbeiner zu sprechen.

"Wir werden an der Stelle Hinweisschilder und eine Doggie-Bag-Station aufstellen", kündigt Kaulen an. Das soll schon kurz nach der Bundestagswahl geschehen. Eine weitere Hundwiese wird in Vorst zischen Haus der Lebenshilfe und Friedhof eingerichtet — das allerdings erst Ende des Jahres. "Wir wollen erst einmal sehen, wie diese Wiesen angenommen werden", so Kaulen. Falls die Resonanz gut ist, hat sie schon zwei weitere Plätze ausgemacht: An der Alten Kläranlage im Vorster Wald und Am Rottfeld im Bereich der Langen Hecke.

Die Frage ist: Nutzen Bürger diese Wiesen überhaupt? Schließlich liegen sie weit ab von Wohnbebauung, der Weg dorthin ist weit. Für Hundebesitzerin Ursula Muchow ist klar: "Solche Hundewiesen kommen für mich nicht in Frage." Sie hat zwei Hunde, und für ihren kleinen Chihuahua sei die Gefahr einfach zu groß, dass er von anderen Hunden verletzt werde.

Dabei wird die Idee der Hundewiese nicht grundsätzlich abgelehnt. So meint die Kaarster Hundetrainerin Cathrin Laurenz: "Freilaufflächen für Hunde sind zu begrüßen, in Kaarst sind sie dringend erforderlich. Sie müssen allerdings groß genug sein, damit die Tiere nicht aggressiv werden." In Kaarst wäre auf den beiden angedachten Flächen genügend Raum zur Verfügung.

Landwirte hatten sich in der Vergangenheit immer wieder negativ über frei laufende Hunde geäußert. Aus nachvollziehbaren Gründen: Nicht wenige der Vierbeiner laufen nämlich auf den Feldern herum, zerstören dort Saatgut, hinterlassen ihre Häufchen. So ist auch Landwirt Paul Heusgen nicht so recht von der Freilauf-Hundewiese im Kaarster Westen überzeugt: "Das funktioniert nur, wenn dort Hundehalter mit Tieren hingehen, die parieren." Die Praxis hat in der Vergangenheit immer wieder gezeigt: Genau das ist nicht der Fall.

Finanziell kommt auf die Stadt mit den Hundewiesen keine riesige Deckungslücke zu: "Wir haben für die Hundewiese in Vorst 3.500 Euro eingeplant", berichtet Brigitte Kaulen. Das Areal im Kaarster Westen wird noch billiger. Denn nach den jetzigen Verwaltungsplänen sollen dort ja keine Zäune gebaut werden — was ungefähr die Hälfte der Investition einsparen würde.

(RP)
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