Kaarst Hilfe für Flüchtlinge im Alltag

Kaarst · Die Sozialarbeiterin Ute Walter ist Vorsitzende des Ökumenischen Arbeitskreises Asyl und betreut mit ehrenamtlichen helfern Asylsuchende. Derzeit leben 68 Flüchtlinge in Kaarst, die auf einen Asylbescheid warten.

Deutschland erlebt derzeit einen Zustrom ausländischer Flüchtlinge. Großstädte müssen kurzfristig nach neuen Unterkünften für mehrere hundert Asylbewerber suchen. In Kaarst sind die Auswirkungen nicht so prekär, aber bemerkbar. Erste Anzeichen verdichteten sich im September vergangenen Jahres. Während bis dato der Stadt in 2011 kein einziger Flüchtling zugewiesen wurde, folgten im Rest des Jahres acht Personen. Für 2012 registrierte die Stadt bereits 21 Asylsuchende (Stand 10. Oktober).

Die Situation sei dennoch nicht mit den Zuzügen der 1990er Jahre zu vergleichen. "Seinerzeit hatte die Stadt insgesamt acht Unterkünfte für ausländische Flüchtlinge. Darin waren zeitweise bis an die vierhundert Personen untergebracht", erzählt Stadtsprecherin Sigrid Hecker. In Erinnerung geblieben sind die Übergangswohnheime in Leichtbauweise, die oft am Ortsrand standen.

Diese Container besuchte auch Ute Walter noch, als sie ihre Arbeit für den Ökumenischen Arbeitskreis Asyl vor 13 Jahren antrat. Die 51-jährige Sozialarbeiterin bekommt von der Stadt jeden neuen Flüchtling gemeldet und besucht ihn nach ein paar Tagen Eingewöhnungszeit in seiner Unterkunft. Sie berät in sozialen und ausländerrechtlichen Fragen, hilft bei Behördengängen oder der Suche nach Kita- und Schulplätzen für die Kinder.

Ute Walter trifft dabei meist nicht auf völlig hilflose Personen. "Auch Flüchtlinge haben Stärken und Fähigkeiten. Sie regeln ihre Sachen oft selbst. Ich begleite sie mit kleiner Unterstützung auf diesem Weg", sagt sie. Die größte Schwierigkeit ist die Sprachbarriere. Findet sie im eigenen Umfeld oder im Kreise des von ihr betreuten Flüchtlings keinen Dolmetscher, wird sich mit Händen und Füßen verständigt. Aber die Sprache ist für den Alltag überaus wichtig, auch deswegen werden Deutschkurse für die Flüchtlinge bei der Volkshochschule vom Arbeitskreis Asyl finanziert.

Der Ökumenische Arbeitskreis Asyl besteht seit 30 Jahren. In seiner Gründungszeit erlebte Deutschland vor allem einen Zustrom an Flüchtlingen aus Sri Lanka. Später flüchteten viele vor dem Balkankrieg nach Deutschland, jetzt rechnet man vor allem mit Menschen aus Syrien. Zurzeit leben 68 Flüchtlinge in den vier sozialen Unterkünften der Stadt, doch Ute Walter betreut insgesamt rund 200 Menschen, die aus 24 Nationen stammen. Die meisten von diesen warten auf den Bescheid zu ihrem Asylantrag — in der Regel dauert das zwölf bis 14 Monate. Aber auch Personen mit Aufenthaltsgenehmigung wenden sich noch mit Fragen an sie.

Unterstützt wird sie von zehn bis 15 Ehrenamtlichen. Sie begleiten die Flüchtlinge bei Arztbesuchen oder helfen den Kindern bei ihren Hausaufgaben. Für die Integration bemüht sich Ute Walter, Kinder in Sportvereine zu schicken und die Erwachsenen zum Beispiel im Chor mitsingen zu lassen.

(NGZ/rl)
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