Düsseldorfer Graf-Recke-Stiftung Hilfe auf dem Weg ins Alltagsleben

Düsseldorfer Graf-Recke-Stiftung · Von Carsten Sommerfeld

Von Carsten Sommerfeld

Am Bruchweg errichtet die Düsseldorfer Graf-Recke-Stiftung ein Wohn- und ein Appartementhaus für Menschen mit seelischer Beeinträchtigung . Noch in diesem Jahr soll der Erste Spatenstich erfolgen. Großer Wert wird auf den Kontakt zur Nachbarschaft gelegt.

Die Beschlüsse des Stadtrates liegen vor, die Pläne müssen noch etwas überarbeitet werden, doch schon bald soll der Bau beginnen. "Der erste Spatenstich muss wegen der Zuschüsse auf jeden Fall noch in diesem Jahr erfolgen", begründet Hans-Joachim Monhof, Fachbereichsleiter für Behindertenhilfe bei der Graf-Recke-Stiftung. Diese möchte etwa Ende 2005 am Bruchweg Ecke Am Pfarrzentrum einen Wohn- und Appartementkomplex für insgesamt 23 Menschen mit seelischer Erkrankung eröffnen.

Auch wenn auf dem Plan im Rathaus die Bezeichnung "Heim" steht, verwendet Monhof diesen Begriff nicht. "Die Häuser haben keinerlei Heimcharakter - mit Ausnahme vielleicht des Dienstzimmers im Empfangbereich", so Monhof. "Bislang mussten wir Menschen aus dem Norden des Rhein-Kreises Neuss in Häusern in Düsseldorf betreuen, doch die Menschen haben ein Recht darauf, dass ihnen nahe ihrem Wohnort geholfen wird.

Es war nicht leicht, ein bezahlbares und geeignetes Grundstück zu finden, das eine gute Anbindung an den ÖPNV hat." Am Bruchweg wurde die Stiftung fündig. Dort entstehen nun in zweigeschossiger Bauweise ein Wohnhaus für 16 Menschen - vier in Einzelappartements und zwölf in drei Vierergruppen - sowie in einem Seitenflügel sieben Appartementwohnungen für Menschen mit geringerem Betreuungsbedarf.

An der Finanzierung des 1,7 Millionen-Euro-Projekts beteiligen sich Land, Stiftung Wohlfahrtspflege, Aktion Mensch und der Landschaftsverband, ein Fünftel trägt die Stiftung. Die Rückkehr in den normalen Alltag, in Familie und Beruf sollen die Wohnhäuser der Graf-Recke-Stiftung erleichtern. "Am Bruchweg ziehen Menschen ein, deren Krankenhausaufenthalt beendet ist, die aber noch nicht nach Hause können. Eine Betreuung dort wäre nicht bezahlbar."

Im Wohnhaus, das rund um die Uhr mit Mitarbeitern besetzt ist, lernen die Bewohner wieder ihren Haushalt zu führen, Umgang mit anderen zu pflegen. Die Fahrt mit der Eisenbahn oder der Gang ins Restaurant sind für viele Menschen mit seelischer Erkrankung keine Selbstverständlichkeit.

Die Bandbreite der Erkrankungen reicht von schwerer Depression - "die Menschen kommen allein nicht mehr zurecht, gehen nicht mehr aus dem Haus" - über massive Ängste und Zwänge bis hin zum "Borderline-Syndrom". "Dabei leiden Frauen - oft mit Missbrauchserfahrung - unter erheblichen Essstörungen", so Monhof. Ergotherapien und ärztliche Begleitung sollen die Leiden ebenso überwinden helfen wie ein Laden im Erdgeschoss, der von den Bewohnern betrieben wird.

In andern Häusern der Stiftung gibt es etwa Spielzeuggeschäfte und Cafés. Was für ein Geschäft in Kaarst eingerichtet wird, steht noch nicht fest. Der Kontakt zur Nachbarschaft ist gewünscht. "Wir werden auch einen Raum anbieten, in den Nachbarn Feste feiern können." Doch soweit ist es noch nicht. Am Donnerstag hatte der Rat am Beschluss, das städtische Grundstück an die Stiftung zu verkaufen, festgehalten.

Allerdings muss umgeplant werden: "Auf Wunsch von Bürgern soll die Straße am Pfarrzentrum alleeartig bepflanzt werden, so dass der Grünzug an der Erftstraße verlängert wird", erklärt Manfred Meuter, technischer Dezernent der Stadt. Das Gebäude müsse um einige Meter versetzt gebaut werden, so dass eine Fläche - vom benachbarten Kindergarten als Spielgelände mit Spielhütten genutzt- wegfällt, "Die Fläche war dem Kindergarten zur vorübergehenden Nutzung übergeben worden", betont Meuter, dessen eigentliches Gelände bleibe unberührt.

Zur Kritik, dass ein Stück Grün verschwinde (Leserbrief gestern), meint er : "Das ist keine Grünfläche, sondern eine Baulücke." Und auch die angrenzende Tennisanlage samt Zuweg sei von der Umplanung nicht betroffen.

(NGZ)
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