Kaarst Grundstein fürs Wohnheim

Kaarst · An der Heinrich-Lübke-Straße wird am Donnerstag mit dem Bau eines Hauses für Suchtkranke begonnen. Wegen der Lage im Wohngebiet hatten Nachbarn Bedenken geäußert. Mittlerweile haben sich die Gemüter wieder beruhigt.

 An der Heinrich-Lübke-Straße, mitten im Wohngebiet, soll das neue Wohnheim für Suchtkranke entstehen.

An der Heinrich-Lübke-Straße, mitten im Wohngebiet, soll das neue Wohnheim für Suchtkranke entstehen.

Foto: Lothar Berns, Privat

Als Wilfried Gaul vor gut vier Monaten zum Informationsabend ins Kaarster Pfarrzentrum einlud, war die Stimmung alles andere als prächtig. Eigentlich hatten der Geschäftsführer der St. Augustinus-Behindertenhilfe und seine Kollegin Regine Schroers, Einrichtungsleiterin im Wohnverbund St. Alexius, bei den Anwohnern der Heinrich-Lübke-Straße Verständnis für den Bau eines neuen, modernen Wohnheims für suchtkranke Menschen wecken wollen. Statt dessen prasselten damals handfeste Vorurteile auf die Projektleiter ein.

Vor allem der Standort mitten im Wohngebiet, zwischen Kinderspielplätzen und Eigenheimen, bereitete den Anwesenden Kopfzerbrechen. Mittlerweile, sagt Gaul, hätten sich die Gemüter aber wieder beruhigt. Ablehnung, das zeige die Erfahrung mit anderen Projekten, sei eine typische Erstreaktion. "Unsere Mitarbeiter sind in den vergangenen Wochen durch das Wohngebiet gegangen und haben viele Gespräche geführt." Jetzt, sagt Gaul, seien die Rückmeldungen durchweg positiv. Donnerstagvormittag wird der Grundstein für das neue Wohnheim gelegt.

Alkohol- und Medikamentenabhängige sollen an der Heinrich-Lübke-Straße demnächst Garten an Garten mit Nichtkranken wohnen. Der Wohnverbund St. Alexius plant ein zweieinhalb-geschossiges Wohnheim für 16 Menschen, acht sollen in einem weiteren Apartmenthaus mit sieben Kleinwohnungen einziehen. Bisher sind die Patienten in einem Krankenhaus der St. Augustinus-Kliniken untergebracht, die den Wohnverbund betreibt. An der Heinrich-Lübke-Straße sollen sie ebenfalls rund um die Uhr betreut werden.

Bei den 16 Abhängigen, die voraussichtlich ab Mitte nächsten Jahres im Wohnheim untergebracht werden, handelt es sich um Männer und Frauen, die seit vielen Jahren mit Drogen zu kämpfen haben. In den sieben Apartmentwohnungen werden hingegen Patienten leben, bei denen eine ständige Betreuung nicht notwendig ist. Letztlich, sagt Gaul, gehe es darum, die Abhängigen wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Und das funktioniere eben nur an einem Standort mitten im Leben — in der Gemeinde, und nicht am Rand.

Das Wohnheim soll auch ein Angebot an die Kaarster sein. "Wir wollen die Hilfe möglichst nah zu den Menschen bringen", sagt Gaul. Soziale Kontakte seien für viele Patienten wichtig. "Die Phase der Scham haben die meisten bereits hinter sich." Bürgermeister Franz-Josef Moormann ist zuversichtlich: "Ich freue mich über die Erweiterung des sozialen Angebotes in meiner Heimatstadt und wünsche dem Vorhaben gutes Gelingen — von der Grundsteinlegung an." Zu selbiger hofft Wilfried Gaul auf reichlich Besuch aus der Nachbarschaft.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort