Kaarst Grüne: Stadt verharmlost PCB-Problem

Kaarst · Der Rat hat die Verwaltung beauftragt, ein Sanierungskonzept für die Grundschule in Vorst zu erstellen.

 Das Gebäude der Grundschule Vorst stammt aus den 1960er Jahren, der Anbau aus den 80ern. Dass eine leichte PCB-Belastung vorliegt, weiß die Stadt schon seit 13 Jahren.

Das Gebäude der Grundschule Vorst stammt aus den 1960er Jahren, der Anbau aus den 80ern. Dass eine leichte PCB-Belastung vorliegt, weiß die Stadt schon seit 13 Jahren.

Foto: Lothar Berns

Eltern, Schüler und Lehrer der Gemeinschaftsgrundschule Vorst können aufatmen: Der Stadtrat hat die Verwaltung beauftragt, ein PCB-Sanierungskonzept für das Schulgebäude zu erstellen und dieses in der ersten Sitzung des Bau-und Umweltausschusses im kommenden Jahr vorzulegen. Die finanziellen Mittel dafür werden im Haushalt 2013 bereitgestellt. Dass es jetzt so kommt, hat die Schule in erster Linie den Grünen zu verdanken, denn bei der Stadt wurden 13 Jahre alte Messergebnisse und ein "Sanierungsauftrag" aus dem Jahr 1999 in Zusammenhang mit der Auflösung des damals zuständigen Umweltamtes "aus den Augen verloren". Der Verwaltung werfen die Grünen vor, dass sie das Problem nach wie vor nicht ernst genug nimmt.

Schon 2002 und zuletzt im Oktober hatte die Fraktion das PCB-Thema aufs politische Tableau gebracht. Daraufhin wurde an der Grundschule in Vorst an zwei Stellen noch einmal gemessen. Das Ergebnis: Die vom Gutachter erhobenen PCB-Werte liegen über dem Toleranzbereich von 300 Nanogramm pro Kubikmeter. Laut PCB-Richtlinie des Landes sind Messwerte bis zu 300 Nanogramm pro Kubikmeter quasi ungefährlich und somit auch langfristig tolerabel. Bei Werten zwischen 300 und 3000 — wie in Vorst — können die betroffenen Räume zunächst zwar weitergenutzt, müssen aber mittelfristig saniert werden. "Da kann der Gutachter noch so verharmlosen und relativieren, wie er will — es bleibt bei den Fakten", sagt Grünen-Fraktionschef Christian Gaumitz. "Ein potenziell karzinogener Schadstoff hat in einer Schule nichts zu suchen. Daher warnen wir eindringlich vor einer Verharmlosung." Die zur Ratssitzung vorgelegte Vorlage zeige, dass die Verwaltung das Thema auf die leichte Schulter nehme. Die Grenzwerte seien nicht nur in der falschen Maßeinheit — Milligramm statt Nanogramm — ausgewiesen. Darüber hinaus zeige sich auch, dass der Gutachter mit keinem Wort auf die Änderung der sogenannten MAK-Werte (maximale Arbeitsplatzkonzentration für Gift- und Schadstoffe) eingegangen sei. "Diese Werte", sagt Gaumitz, "wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG um 97 Prozent von 0,1 auf 0,003 Nanogramm pro Kubikmeter gesenkt. Ein deutlicheres Indiz für den Ernst der Lage braucht es wohl kaum." Die Grüne haben die Verwaltung deshalb aufgefordert, das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW einzuschalten und diesem die Messwerte zu übermitteln. "Von dort", sagt Gaumitz, "gibt es das Angebot, die Messwerte kostenlos und neutral auszuwerten und Handlungsempfehlungen abzugeben. Bislang weigert sich die Verwaltung allerdings, die staatlichen Experten einzuschalten."

Bürgermeister Franz-Josef Moormann, bei dem die Grünen die politische Verantwortung sehen, räumte in der Ratssitzung nochmals ein Versäumnis ein, "das sich nicht wiederholen dürfe". Dass Fehler gemacht wurden, habe er von Beginn an klargestellt.

(NGZ)
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