FDP fordert Konzept gegen "Zerstörungswut" Graffiti: "Subjektiv" kein Problem

FDP fordert Konzept gegen "Zerstörungswut" · Bahnhöfe, Schulen, Spielplätze, Bäume, Parkbänke - vor Vandalismus und Graffiti-Sprayern scheint nichts sicher. Die FDP forderte jetzt im Hauptausschuss ein Konzept, um der "sinnlosen Zerstörungswut" zu begegnen. Sprayer-Attacke an der Regiobahn in Holzbüttgen: Kein Einzelfall in Kaarst, aber auch kein Delikt mit steigender Tendenz. NGZ-Foto: M. Reuter

Bahnhöfe, Schulen, Spielplätze, Bäume, Parkbänke - vor Vandalismus und Graffiti-Sprayern scheint nichts sicher. Die FDP forderte jetzt im Hauptausschuss ein Konzept, um der "sinnlosen Zerstörungswut" zu begegnen. Sprayer-Attacke an der Regiobahn in Holzbüttgen: Kein Einzelfall in Kaarst, aber auch kein Delikt mit steigender Tendenz. NGZ-Foto: M. Reuter

Wer mit offenen Augen durch unsere Stadt geht oder fährt, egal durch welche Stadtteile, muss feststellen, dass Graffiti-Schmierereien nicht abgenommen, sondern zugenommen haben", FDP-Fraktionsvorsitzender Jochen Dürrmann mahnte, vor dem Problem nicht die Augen zu verschließen." Bürgermeister Franz-Josef Moormann hingegen legte im Hauptausschuss einen Bericht vor, der zumindest in Sachen Graffiti teilweise Entwarnung gab: Nach Auskunft der Polizei seien in der Zeit vom 1. Januar bis 8. Juli 40 Fälle von Graffiti-Schmierereien angezeigt worden. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres seien es 81, im gesamten Jahr 2002 100 Fälle gewesen. 2001 habe die Polizei in diesem Bereich sogar noch 147 Straftaten registriert.

Nach Aussage der Polizei, so der Bürgermeister, sei bei den angezeigten Graffiti-Delikten damit ein deutlicher Rückgang zu erkennen. Das Problem: Da die meisten Schmierereien nicht entfernt würden, werde "subjektiv" eine Zunahme der Delikte empfunden. Auch die Männer des städtischen Bauhofes, die angehalten sind, neue Farb-Attacken auf öffentliche Gebäude oder Einrichtungen so schnell wie möglich zu entfernen, um den Sprayern die Motivation zu nehmen und potenzielle Nachahmer nicht auf dumme Gedanken zu bringen, können keinen Anstieg der Graffiti-Schmierereien feststellen.

Ähnlich äußerten sich auch die städtischen Bereiche "Jugend und Familie" sowie "Schulverwaltung und Sport". Auch wenn die Farbschmierereien rückläufig sind, Probleme gibt es dennoch: Immer wieder muss die Stadt Vandalismus-Schäden feststellen. Dem Hauptausschuss wurde eine lange Liste mit 23 Vorfällen allein in der Zeit zwischen dem 10. Februar und dem 8. Juli dieses Jahres vorgelegt. Die Objekte, an denen sich Zerstörungswut entlädt, sind vielfältig: Da werden Straßenlaternen beschädigt, Scheiben und Türen an Schulen und Sporthallen zerstört, Klettergerüste auf Spielplätzen zerlegt oder sogar Feuer gelegt, wie zuletzt am 8. Juli im Fall der Holzhütte im Vorster Wald.

Ein weiterer spektakulärer Fall im vergangenen Frühjahr: Mit Papas Motorsäge ausgestattet, rückte ein Trupp Jugendlicher aus, um am Vorster Wald 25 bis 30 Bäume zu fällen und daraus ein Blockhaus zu bauen. Die Täter konnten ermittelt werden. "Für die Eltern wurde das richtig teuer", sagt Stadtpressesprecher Klaus Stevens. Für jeden gefällten Baum musste Ersatz geschaffen werden, auch die Entsorgung der abgesägten Stämme mussten die Eltern - teuer - bezahlen.

Abschreckung durch hohe Schadensersatzforderungen, dies ist auch einer der Punkte auf einer Liste von Lösungsvorschlägen der Stadtverwaltung. Die Polizei empfiehlt, Schmierereien zügig zu entfernen - ein guter Rat, für den allerdings manchem - möglicherweise mehrfach geschädigten - Privatmann irgendwann das Geld ausgehen könnte. Wichtig, so die Stadt, sei es den Tätern die Konsequenzen ihres Handelns deutlich zu machen. Wird etwa ein Sprayer gefasst, gelte das auch für die Polizei: Erkennungsdienstliche Behandlung mit Fingerabdrücken und Foto, das Beschlagnahmen von Gegenständen, Hausdurchsuchungen und eine Strafanzeige gehörten dazu.

Andere "weiche" Maßnahmen könnten ebenfalls Erfolge zeigen: das Bereitstellen von Flächen, auf denen sich Sprayer legal austoben können, ausreichende Angebote zur Freizeitgestaltung oder der Einsatz von Sozialarbeitern und Streetworkern. Ob diese allerdings ausgerechnet Zugang zu den Jugendlichen bekommen, die - meist nachts - auf Zerstörungs-Tour gehen, ist fraglich.

(NGZ)
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