Vor Gericht: Kaarster des Betruges angeklagt Geprellte Anleger verloren Aktien und Immobilien

Vor Gericht: Kaarster des Betruges angeklagt · Von Reinhard Bach

Von Reinhard Bach

Der Kaarster Vermögensverwalter Klaus-Dieter H. muss sich seit Dienstag vor dem Schöffengericht in Neuss verantworten. Er ist des Betruges und der Untreue in mehreren Fällen angeklagt. Geprellten Anlegern entstand ein Schaden in Höhe von insgesamt etwa 3,4 Millionen Mark.

Das Schöffengericht in Neuss unter Vorsitz von Richter Wilfried Bott stellte am ersten Verhandlungstag im Rahmen der Zeugenvernehmung bereits fest: Der entstandene Schaden in Höhe von 2,2 bis 2,4 Millionen Mark, von dem in der Anklageschrift ursprünglich ausgegangen worden war, liegt vermutlich um eine Million Mark höher. Dieser Betrag war als Anlagekapital gedacht. Der Vorsitzende Richter erklärte gestern: "Darauf sind wir nur durch Zufall gestoßen." Der Angeklagte, in der ehemaligen DDR aufgewachsen und nach seiner Lehre als Maschinenbauer für drei Jahre bei der Volksarmee gewesen, ist anschließend "in den Westen gekommen".

Dort war er bis 1976 als Monteur tätig. Später wechselte er zu einem namhaften Versicherungskonzern und startete dort eine Karriere - ohne je eine entsprechende Lehre absolviert zu haben. "Ich hatte alle Vollmachten, wurde Direktor in Aachen, Sprecher der Leitenden Angestellten des Konzerns sowie Beauftragter des Bundes der Steuerzahler", erklärte der Angeklagte freimütig. Seit fünf Jahren ist er im Ruhestand. Lediglich der von der Rente unpfändbare Teil bleibt ihm zum Leben. Der Schuldenberg ist nicht zu beziffern, erreicht aber eine siebenstellige Zahl. Von den Millionen ist - angeblich - nichts mehr vorhanden. Die Staatsanwältin warf ihm eine Reihe von selbständigen Betrugshandlungen in den Jahren von 1991 bis 2000 vor, in denen er Summen von etwa 20.000 bis über 150.000 Mark bar in Empfang genommen haben soll, um sie angeblich hochverzinslich anzulegen.

Die Familie eines Malermeisters ("uralte Bekannte") soll er um zwei Immobilien in Rees und Duisburg erleichtert haben. Für die beiden Häuser, so glaubten die Geschädigten, habe er den Kaufpreis von 900.000 Mark zinsbringend angelegt. Einen Nachweis über den Eingang der Zahlung haben sie nie zu Gesicht bekommen. Als Vermögensverwalter besaß der Kaarster eine weitreichende Vollmacht "als Schutz vor etwaigen Regressansprüchen", die Staatsanwältin und Richter in Staunen versetzte. Der Vorsitzende Richter: "Das kann ich gar nicht glauben." Der Notar erhielt von den Geschädigten eine "unzutreffende Zahlungsbestätigung", der Kaarster wurde 1997 als Eigentümer ins Grundbuch eingetragen.

Die Häuser sollten renoviert, in Appartements umgebaut und verkauft werden. Vom Erlös sollten die Geschädigten ausbezahlt werden. Auf 830.000 Mark wuchsen die Grundschulden wegen der Investitionen an. Das Haus in Duisburg kam unter den Hammer, das in Rees brannte aus. Ein Aktienpaket im Wert von 325.000 Mark sollte ebenfalls dazu dienen, die Gläubiger zu befriedigen. Doch durch einen Börsencrash blieben dem Angeklagten nur noch 80.000 Mark übrig. Die 80-jährige Zeugin, ehemals mehrfache Hausbesitzerin, und ihr Sohn äußerten: "Wir haben praktisch gar nichts mehr. Unser langjähriges Vertrauen wurde missbraucht." Der Prozess wird am 2. Oktober fortgesetzt.

(NGZ)
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