Gedenkstunde zum Volkstrauertag in Büttgen „Der Mensch will nicht lernen“

Büttgen · Feierliche Gedenkstunde zum Volkstrauertag an den Kriegsgräbern in Büttgen.

 Am Volkstrauertag zogen die Teilnehmer zum Friedhof.

Am Volkstrauertag zogen die Teilnehmer zum Friedhof.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

In der Kapelle auf dem Friedhof in Büttgen fand am Sonntag wieder eine beeindruckende Gedenkfeier zum Volkstrauertag statt. Pfarrer Werner Hoffmann hielt eine kurze aufrüttelnde Predigt. „Die Menschen, darunter auch Intellektuelle wie Thomas Mann, hatten den Ersten Weltkrieg herbeigesehnt“, gab der evangelische Pfarrer zu verstehen. Kirchen hätten den Krieg von der Kanzel herab gepriesen. Auf die Kriegsbegeisterung sei aber schnell die große Ernüchterung gefolgt. Was er angesichts der zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen wie in Syrien, dem Jemen oder der Ukraine beklagte: „Der Mensch will einfach nicht lernen.“ Als Zeichen der Hoffnung wertete er wiederum, dass „in uns allen eine Sehnsucht nach Frieden und Wahrheit ist. Sonst wären wir nicht hier.“

Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus zitierte Willy Brandt: „Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts.“ Sie erinnerte daran, dass der Erste Weltkrieg, der vor 100 Jahren zu Ende ging, in Frankreich und England immer noch „der große Krieg“ genannt wird. 70 Länder waren beteiligt gewesen, die Folge seien Grenzverschiebungen, Völkervertreibungen und unsägliches Leid gewesen. Der Zweite Weltkrieg, eine noch größere Katarstrophe, sollte nicht lange auf sich warten lassen. „Das Gespenst dieser beiden Kriege bestimmt bis heute die Mentalitäten der Menschen in Europa“, erklärte die Bürgermeisterin. Und sie beklagte, dass Zeitzeugen lange geschwiegen hätten. Der Grund: „Sie waren froh, dass eine Zeit des Frieden angebrochen war.“

Peter Heines, Vorsitzender des Ortsverbandes des Volksbundes der Kriegsgräberfürsorge, der rund 2,8 Millionen Soldaten-Gräber im Ausland pflegt, erklärte: „Wir kämpfen gegen das Vergessen.“

Das Oswald-Ensemble unter Leitung von Oswald Schmitz sang unter anderem „Gott hat mir längst einen Engel gesandt“, Brudermeister Franz-Josef Bienefeld sprach die Fürbitten. Zum Schluss wurde ein Kranz auf dem Friedhof unweit der Kriegsgräber niedergelegt.

(barni)
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