Kaarst Gaumitz kandidiert fürs Bürgermeisteramt

Kaarst · In einer gemeinsamen Sitzung haben die Mitglieder von SPD, Grünen, FDP, Zentrum und UWG darüber abgestimmt, wen sie im September ins Rennen um den Verwaltungschef-Posten schicken wollen. Christian Gaumitz erhielt 93 Prozent der Stimmen.

Es war schon ein kleiner Gänsehaut-Moment, der sich da am Freitagabend im Clubraum III des Bürgerhauses abgespielt hat. Musikschulleiter Mark Koll spielt eine romantische Version des Hits "Titanium", mehr als 100 Menschen stehen von ihren Stühlen auf und schwenken Plakate mit der Aufschrift "Gaumitz wählen!" über dem Kopf. Christian Gaumitz ist ein Grüner, und die, die ihn da feiern, sind zum größten Teil andersfarbig. Unausgesprochen hängt das Wort "historisch" im Ratssaal.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt Kaarst gibt es einen gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten von SPD, Grünen, FDP, Zentrum und UWG. Mit 93 Prozent der Stimmen haben die Mitglieder der Parteien des Fünferbündnisses in getrennten Wahlgängen für den 35 Jahre alten Grünen-Fraktionschef Christian Gaumitz gestimmt. Der zeigte sich ob der Deutlichkeit des Votums und der Geschlossenheit der "bunten" politischen Reihen überwältigt.

"Mein Name ist Christian Gaumitz und ich möchte Ihr Bürgermeister werden - ein Bürgermeister für alle Kaarsterinnen und Kaarster." So hatte sich der in Neuss geborene und in Kaarst aufgewachsene Jurist, der auch eine abgeschlossene Berufsausbildung als Rettungsassistent hat, bei den Mitgliedern - den eigenen und denen ehemaliger politischer Gegner - vor den Wahlgängen vorgestellt. "Gemeinsam", betonte er, "haben wir uns vor knapp einem Jahr auf den Weg gemacht, in Kaarst etwas zu verändern. Uns eint der gemeinsame Wille, ohne Ideologie das Beste für die Menschen in unserer Stadt zu erreichen. Wir wollen eine andere politische Kultur in unserer Stadt etablieren." Dafür gab es viel Applaus.

Seit mehr als drei Jahren arbeitet Gaumitz als Referent im Düsseldorfer Landtag, in den Fachbereichen Umwelt und Verbraucherschutz sowie Bauen und Wohnen. "Ich wurde gefragt, ob ich denn schon mal in der ,freien Wirtschaft' gearbeitet habe." Den Begriff, sagte Gaumitz, habe er erst einmal googlen müssen. Und: "Ja, ich kenne auch die realen Probleme der Menschen - einerseits derjenigen, die sich in sozialer und medizinischer Not befinden, aber auch derjenigen, die in der Woche 60 Stunden im Schichtdienst arbeiten und mit 1400 Euro netto nach Hause gehen." Er wolle deshalb eine für alle liebens- und lebenswerte Stadt Kaarst weiterentwickeln.

Seit 1999 im Stadtrat, Fraktionsvorsitzender, Vorsitze im Rechnungsprüfungs-, im Bau- und Umwelt- sowie im Stadtentwicklungs-, Planungs- und Verkehrsausschuss: Die Kommunalpolitik bezeichnete der 35-Jährige als sein größtes Hobby und "auch ein Stück Berufung". Als Bürgermeisterkandidat, sagte Gaumitz, garantiere er parteipolitische Neutralität. Seine parteipolitischen Ämter, unter anderem als Kreisvorsitzender Grünen, will er bis zur Wahl am 13. September ruhen lassen. Und er prophezeite: "Die Zeit der reinen Verwaltung einer Schlafstadt, wie sie Jahrzehnte lang praktiziert wurde, ist vorbei. Ich möchte ein Ermöglicher sein." Kaarst, sagte Gaumitz, habe einen natürlichen Standortvorteil. Der ergebe sich schlichtweg aus der Lage. "Die entscheidende Frage ist: Was machen wir daraus?"

(NGZ)
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