Kaarst Fotos von der Feuerwehr-Drehleiter

Kaarst · Stefan Schrills aus Büttgen schießt Fotos aus bis zu 30 Metern Höhe. Dafür geht er nicht selbst in die Luft, sondern lenkt mit dem Computer einen Kameraroboter am Ende einer ausfahrbaren Feuerwehrleiter.

 Dieses Hochbild (Ausschnitt) mit einem Blick über den Ortskern von Büttgen zeigt die St. Aldegundis-Kirche und Rathaus.

Dieses Hochbild (Ausschnitt) mit einem Blick über den Ortskern von Büttgen zeigt die St. Aldegundis-Kirche und Rathaus.

Foto: Stefan Schrills

Seit einigen Wochen steht auf dem Parkplatz am Bahnhof Büttgen ein Feuerwehrauto mit Berliner Kennzeichen. Es scheint, dass es immer an derselben Stelle parkt — und viele Bürger fragen sich: Warum?

 Am Ende der 30 Meter langen Feuerwehrleiter hat Stefan Schrills den selbstgebauten Kameraroboter angebracht. Gesteuert wird er vom Laptop aus.

Am Ende der 30 Meter langen Feuerwehrleiter hat Stefan Schrills den selbstgebauten Kameraroboter angebracht. Gesteuert wird er vom Laptop aus.

Foto: MReu

Das Fahrzeug gehört Stefan Schrills. Der 34-Jährige ist kürzlich aus der Bundeshauptstadt zurück in seine Heimat Büttgen gezogen. Das Feuerwehrauto braucht er für seine Arbeit als Hochbildfotograf. Der rote Leiterwagen ist eine Magirus Deutz, Baujahr 1974. Stefan Schrills kaufte sich das Fahrzeug 2007, bis dahin war es im Einsatz für die Feuerwehr der Stadt Wiehl.

Die Leiter nutzt er als Hochstativ, das er auf 30 Meter Höhe und bis zu einem Neigungswinkel von 75 Grad ausfahren kann. "Im Gegensatz zu Luftaufnahmen aus dem Flugzeug habe ich mit meinem Wagen einen ruhigen und festen Kamerastandpunkt. So kann ich auch auf die besten Lichtverhältnisse warten", sagt Schrills. Für längere Wartezeiten ist der Fotograf gut ausgestattet. Die große Fahrerkabine bietet Platz zum Schlafen, außerdem hat er sich eine kleine Notküche eingerichtet.

Die Leiter steigt Stefan Schrills selbst nicht mehr hinauf. "Ich würde als Person am meisten dafür sorgen, dass der Leiterkorb vibriert und dadurch das Stativ wackelt. Außerdem bräuchte ich immer eine Person zur Unterstützung, die unten aufpasst", sagt er. Deshalb hat Schrills einen Kameraroboter gebaut, den er vom Boden aus über seinen Laptop und das iPhone steuert. Die Kamera am Ende der Leiter kann in alle Richtungen schwenken und damit auch ein 360-Grad-Panorama aufnehmen. Ebenso sind Über-Kopf-Aufnahmen möglich. Zwei große Akkus liefern Strom für mehrere Tage.

Seine Bilder stellt sich Stefan Schrills immer in besonders großem Format vor. Auflösungen bis zu mehreren Gigapixeln sind möglich. "Ich lege Wert auf höchste Bildqualität mit enormer Schärfe. Ich möchte, dass der Betrachter an das Bild herangehen kann, um sich kleine Details genauer ansehen zu können", so der 34-Jährige. Bei seinen Hochbildern werde der Raum ganz anders wahrgenommen, sagt er. "Es entsteht eine Tiefe, die sich einem normalerweise nicht erschließt."

Für eine Dokumentation hat Stefan Schrills den ehemaligen Verlauf der Berliner Mauer aus der Höhe fotografiert. Häufig buchen ihn Architekten oder auch Privatleute, die eine Luftaufnahme ihres Hauses haben möchten. Könnte sich der Fotograf einen Wunsch erfüllen, würde er nach China reisen und die Seidenstraße im Hochbild dokumentieren.

Dass sein Feuerwehr-Oldtimer die Tour durchhält, daran hegt Schrills keine Zweifel. Mit 25.000 Kilometern sei der Motor gerade erst eingefahren.

(NGZ)
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