Kaarst "Feldhamster kann Ikea nicht stoppen"

Kaarst · Verkehr, Parkplätze, Rahmenplanung, Jobs und das Problem mit der Zeit: Armin Michaely, Expansionschef bei Ikea Deutschland, spricht mit der NGZ über die konkreten Pläne des schwedischen Möbelhauses für den Standort Kaarst

 Das schwedische Möbelhaus Ikea plant in Kaarst mit circa 25 500 Quadratmetern Verkaufsfläche auf einem rund 100 000 Quadratmeter großen Grundstück.

Das schwedische Möbelhaus Ikea plant in Kaarst mit circa 25 500 Quadratmetern Verkaufsfläche auf einem rund 100 000 Quadratmeter großen Grundstück.

Foto: AP

In der Theorie nimmt das "Ikea-Gewerbegebiet" langsam Gestalt an. Dienstag fand der zweite Workshop zur Rahmenplanung statt. Während Politik, Verwaltung, Handel und der Förderkreis Holzbüttgen an Ideen und Konzepten für die Gestaltung des "Hüngert II"-Areals arbeiten, sucht Ikea den direkten Kontakt zur Öffentlichkeit. Die NGZ sprach mit Armin Michaely, Expansionschef Ikea Deutschland, über die Pläne für den Standort Kaarst.

Herr Michaely, eine Frage vorab: Kann der Feldhamster Ikea stoppen?

Michaely Nein, ein Feldhamster oder auch ein Kiebitz können ein Projekt nicht verhindern, wohl aber etwas verzögern. Soweit uns aktuell bekannt ist, gibt es keine Feldhamster auf dem Grundstück. Auf unserem Grundstück für Ikea in Würzburg – das Einrichtungshaus haben wir im Sommer 2009 eröffnet – wurden tatsächlich Feldhamster gefunden, die wir artgerecht und auf einer geeigneten Ausgleichsfläche umgesiedelt haben. In Hamburg-Altona, wo wir ein ehemaliges Karstadt-Gebäude abreißen, wurden Taubenkücken gefunden, die ebenfalls in Sicherheit gebracht wurden. Sie sehen, bei jedem neuen Standort stellen Gutachter vor Ort sicher, dass kein unter Schutz stehendes Tier gefährdet wird.

Im Ortsteil Holzbüttgen machen den Bürgern vor allem zwei Dinge Sorgen: der zusätzliche Verkehr, den das neue Möbelhaus ohne Zweifel mitbringen wird und der doch recht große Eingriff in die bisher ländlich geprägte Landschaft. Was sagen Sie den Kaarstern, um diese Bedenken zu zerstreuen?

Michaely Das Thema Verkehr hat auch für uns eine ganz entscheidende Bedeutung. Staus bei Ikea wäre für uns selbst eine katastrophale Situation, die wir um jeden Preis verhindern möchten. Aber natürlich haben wir auch verstanden, dass Ikea für zuvor relativ verkehrsarme Gebiete eine gewisse neue Belastung bedeutet. Das Verkehrsthema liegt deshalb bei der Stadt, die sich anerkannter Verkehrsgutachter bedient.

Was halten Sie von den bisherigen Verkehrsplänen?

Michaely Die jetzt vorliegende Verkehrsvariante ist in unseren Augen sehr schlüssig und tragbar. Zudem ist es eines unserer größten Anliegen, die Flächenversiegelung so gering wie möglich zu halten. Aber natürlich bedeutet es immer einen Eingriff, wenn ein Gewerbegebiet auf eine Grünfläche kommt. Ikea ist dabei ja nur ein kleiner Teil des Gesamtkonzeptes "Hüngert II". Planungsrechtlich sind wir selbstverständlich wie alle anderen Investoren dazu angehalten, eine entsprechende grüne Ausgleichsfläche zu schaffen. Solche Flächen entstehen dann an anderer Stelle der Gemeinde, zum Beispiel auf ungenutzten landwirtschaftlichen Flächen, die nach entsprechenden Vorgaben der Behörden begrünt werden.

Verkaufsfläche, Grundstück, Arbeitsplätze: Wie groß genau soll das neue Möbelhaus denn nun wirklich werden?

Michaely Unser bestehendes Einrichtungshaus gehört zu den ältesten Ikea-Häusern in Deutschland und ist mit einer Verkaufsfläche von knapp über 9000 Quadratmetern mit Abstand auch das kleinste. Natürlich möchten wir uns in Kaarst auch deutlich vergrößern, um unseren Kunden endlich das gesamte Sortiment präsentieren zu können. Wir planen mit circa 25 500 Quadratmetern Verkaufsfläche auf einer Grundstücksgröße von rund 100 000 Quadratmetern. Aktuell arbeiten rund 300 Menschen in unserem Einrichtungshaus – mit einer entsprechenden Vergrößerung haben wir die Chance, neue Arbeitsplätze für Kaarst zu schaffen.

Und wie sehen die Pläne für den Parkplatz aus? Wo soll er liegen? Wie viele Fahrzeuge wird er fassen? Und – wird über eine Parkhaus- oder Tiefgaragenlösung nachgedacht?

Michaely Zum Thema Parkplätze sind wir noch in der Planung, feststeht, dass sie überwiegend wie bei unseren anderen Einrichtungshäusern auch vor dem Eingangsbereich liegen werden. Nach Landesbauordnung werden mindestens 1400 Parkplätze für den Neubau notwendig sein. Eine Parkhaus- oder Tiefgaragenlösung haben wir nicht angedacht. Das liegt zum einen an wirtschaftlichen Überlegungen, zum anderen aber auch an Gründen der Akzeptanz, denken Sie beispielsweise an Frauen mit kleinen Kindern.

Wie groß ist eigentlich die wirtschaftliche Bedeutung Ikeas für Kaarst?

Michaely Wir zahlen seit Eröffnung 1979 Jahr für Jahr einen nicht unerheblichen Betrag an Gewerbesteuern – in den vergangenen Jahren waren auch siebenstellige Beträge dabei –, schaffen sichere Arbeitsplätze und bilden aus. Zudem engagiert sich das Einrichtungshaus vor Ort auch für soziale Zwecke mit verschiedenen Spenden und Kooperationen. So dürfen wir in aller Bescheidenheit davon ausgehen, dass wir eine nicht unerhebliche Rolle für Kaarst spielen.

Fakt ist: Jede Auseinandersetzung, jede erneute Überprüfung der Pläne kostet Zeit. Wie viel Zeit hat Ikea? Gibt es eine Frist, die man der Stadt gesetzt hat?

Michaely Sie werden es kaum glauben, aber wir arbeiten seit zwölf Jahren an einem Ikea-Umzug in Kaarst. Langsam drängt die Zeit natürlich, unser Haus platzt buchstäblich aus allen Nähten. Aus betriebs- und bautechnischen Gründen brauchen wir dringend diesen Neubau und hoffen auf einen baldigen Durchbruch. Wir haben der Stadt keine Frist gesetzt, wünschen uns aber dringend Planungssicherheit bis August zumindest für das Thema Verkehr. Das neue Haus möchten wir im Herbst 2013 eröffnen.

Julia Hagenacker führte das Gespräch.

(NGZ)
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