Kaarst Familie Esser backt seit 175 Jahren Brot

Kaarst · Kein Handwerksbetrieb in Kaarst ist älter als die Bäckerei Esser. In der neuen, offenen Schaubackstube im Ladenlokal an der Neusser Straße stehen mittlerweile die Generationen fünf und sechs am Backofen.

Seit Samstagmorgen, 6 Uhr, gibt es wieder frischgebackenes Brot und Brötchen bei der Bäckerei Esser. Zwei Wochen war sie für eine Komplettrenovierung geschlossen. Anlass für den Umbau war das große Jubiläum in diesem Jahr zum 175-jährigen Bestehen. Damit betreibt die Familie Esser die älteste Bäckerei in Kaarst.

Dass sie so alt ist, wussten selbst die Eigentümer bis vor wenigen Jahren nicht. Ein kleiner Blick zurück, ins Jahr 2006: Willi Esser berichtete dem Heimatgeschichtsforscher Reinhold Mohr vom Tuppenhof, dass er zur Meisterprüfung seines Sohns Christian in jenem Jahr das 125-jährig Bestehen der Bäckerei feiern wollte.

"Dann verschwand er für eine halbe Stunde, und als er wiederkam, sagte er zu mir, dass die Bäckerei schon viel älter sei", erzählt Willi Esser. Der Grund zur Annahme, dass der Handwerksbetrieb 1881 gegründet wurde, lag im Jahr des Baus der alten Backstube. An ihrer Stelle parken heute die Autos. Tatsächlich gab es bereits ein Haus an gleicher Stelle, wo die Familie Esser auch heute ihre Bäckerei und Konditorei betreibt. Die Neusser Straße hat sie aber nie verlassen, sie zog lediglich einmal ein paar Meter weiter und später wieder zurück.

Angefangen hat also alles im Jahr 1837 mit den Brüdern Matthias und Hubert Esser. In der nächsten Generation übernahm Josef Esser den Betrieb, anschließend änderte sich der Namen nur noch geringfügig. Es folgten Wilhelm Esser, Wilhelm Josef Esser und 1982 Willi Esser, der nun mit seinem Sohn Christian gemeinsam in der Backstube steht. Nicht zu vergessen ist Christel Esser, Mutter von Willi, die 62 Jahre im Laden stand und sich erst vor einem Jahr aus dem Verkauf zurückzog. Heute stehen die Generationen Nummer fünf und sechs gemeinsam ab 4 Uhr früh in der Backstube.

Willi Esser (63) denkt noch lange nicht an einen Rückzug aus dem Geschäft. "Auch wenn es viel Arbeit ist und man früh aufstehen muss, macht es mir noch zu viel Spaß", sagt er. Bereits mit zwei Jahren stand er in der Backstube des Vaters und half dabei, die Brötchen in den Ofen zu schieben. "Marzipan statt Knete" lautete das Motto bei Christian Esser. "Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als Kind Sahnetörtchen backen durfte, die wir dann nachmittags gegessen haben", erzählt der 30-Jährige. Aus der Backstube im Hinterzimmer ist nach dem Umbau eine offene Schaubackstube geworden.

Deshalb zieht nun öfters der Duft frischer Backwaren durch den Verkaufsraum und der Kunde sieht, wie die Familie Esser oft noch nach alter Tradition backt. Die Baumkuchenmaschine mit offenem Gasfeuer ist mehr als 100 Jahre alt, das Jubiläumsbrot wird mit alten Getreidesorten, dem sogenannten Urkorn, gebacken. Außerdem gibt es nun eine kleine Café-Ecke mit 14 Sitzplätzen, wo bisher Kolonialwaren im Stile eines Tante-Emma-Ladens verkauft wurden. "Wir wollten weg von dem Image der Bäckerei mit Seifenpulver im Schaufenster", sagt Willi Esser. Neu sind nun auch die erweiterten Öffnungszeiten, denn ab sofort gibt es auch am Sonntagvormittag Brötchen und Torten.

(stef)
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