Kaarst "Fairness-Siegel" für die Lindgren-Grundschule

Kaarst · Das Institut für Gewaltprävention hat die Astrid-Lindgren-Schule für ihr Konzept zur Streitschlichtung ausgezeichnet.

 Alle freuen sich über das Siegel, das Rüdiger Stellberg (r.) verliehen hat: (v.l.) Suzan Aydin, Ursula Nolten, Natalie Weller und Philipp Keutzer.

Alle freuen sich über das Siegel, das Rüdiger Stellberg (r.) verliehen hat: (v.l.) Suzan Aydin, Ursula Nolten, Natalie Weller und Philipp Keutzer.

Foto: LH

Human, gewaltfrei und respektvoll — so sollen die Schüler der Astrid-Lindgren-Grundschule in Kaarst lernen und leben. Dazu hat die Schule ein Konzept eingeführt, das Demokratie und Gewaltfreiheit im Schulalltag umsetzt. Begleitet wurde sie von Rüdiger Stellberg, Gründer des Instituts für Gewaltprävention. Die Bemühungen haben jetzt dazu geführt, dass der Grundschule offiziell das Fairness-Siegel verliehen wurde.

"Anderthalb Jahre haben wir an unserem Konzept herumgefeilt", erzählt die stellvertretende Schulleiterin Suzan Aydin. Es setzt sich aus vielen Faktoren zusammen. Da sind zum einen die neun Schulregeln, die vom Lehrerkollegium ausgewählt wurden, und bei Nichteinhaltung entsprechend sanktioniert werden. Für die Kinder vereinfacht dies eine Ampel, die bei einer Verwarnung auf Gelb und einer Strafe auf Rot geschaltet wird.

Die Streitschlichterämter, die bestimmte Kinder ausüben, gehören ebenfalls zum Programm. Der zehnjährige Philipp Keuter ist Schülersprecher und gleichzeitig Streitschlichter. Wenn ein Konflikt entsteht, trennt er die beiden Streitenden erst mal. Wer seine Perspektive zuerst schildern darf, entscheidet das Los. "Man darf dem anderen nicht ins Wort fallen", betont der Grundschüler. Anschließend sollen sich die beiden Kinder aussuchen, ob sie sich sofort vertragen oder lieber ein paar Wochen aus dem Weg gehen wollen.

"Für ein friedliches Miteinander sorgen außerdem die Patenschaften, die Viertklässler für Erstklässler übernehmen", sagt Aydin. Es wurde ein Kinderparlament ins Leben gerufen, um die Schülerinteressen entsprechend zu vertreten. Es setzt sich aus allen Klassensprechern zusammen. Als sich die Schüler zum Beispiel mehr Bewegungsmöglichkeiten zwischen den Unterrichtsstunden wünscht, wurden auf Beschluss des Parlaments Spielekisten für die Flure angeschafft.

Zwei- bis viermal im Jahr finden die sogenannten Kindersprechtage statt, an denen die Lehrer mit den Schülern ihre Noten besprechen. Zusätzlich wurde im Kollegium ein Beratungslehrer gewählt. Persönliche Probleme können die Schüler in die Klassenratsbücher eintragen. Diese werden dann im sogenannten Klassenrat besprochen, und der zuständige Lehrer prüft, ob sich das Problem auch gelöst hat.

Rüdiger Stellberg, Coach und Psychotherapeut, ist sehr zufrieden mit den Leistungen der Astrid-Lindgren-Grundschule, weil sie die für das Fairness-Siegel notwendigen Kriterien auf allen vier Ebenen erfüllt. Die vier Ebenen beziehen sich auf die Wechselbeziehungen "Schüler-Schüler", "Schüler-Lehrer", "Lehrer-Schüler" und "Lehrer-Lehrer." Stellbergs Motivation, Schulen bei gewaltfreiem Miteinander zu unterstützen, ist aus persönlicher Erfahrung entstanden. "Ich habe drei Kinder", erklärt er, "die vielen Konflikte und Probleme habe ich stets miterlebt." Stellberg bedauert nur, dass die Schwellen heutzutage immer niedriger werden.

(NGZ/rl)
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