Kaarst Eine Hommage an die Knef

Kaarst · Im Albert-Einstein-Forum gab sich Tim Fischer die Ehre – ein Chansonnier, Schauspieler und farbenprächtiger Paradiesvogel der etwas schrilleren Art. Er sang Lieder der 2002 gestorbenen Hildegard Knef.

 Schlicht und eindringlich: Tim Fischer stellte sich ganz in den Dienst von Hildegard Knef und begeisterte sein Publikum bis zur letzten Minute.

Schlicht und eindringlich: Tim Fischer stellte sich ganz in den Dienst von Hildegard Knef und begeisterte sein Publikum bis zur letzten Minute.

Foto: Martin Horn

Im Albert-Einstein-Forum gab sich Tim Fischer die Ehre — ein Chansonnier, Schauspieler und farbenprächtiger Paradiesvogel der etwas schrilleren Art. Er sang Lieder der 2002 gestorbenen Hildegard Knef.

Sein Markenzeichen sind eigentlich bunte Kostüme und extravagantes Auftreten; im AEF jedoch war davon eher wenig zu sehen. Tim Fischer kam im unscheinbaren schwarzen oder weißen Einreiher. Grund dafür ist wohl das Programm — eine musikalische Verbeugung vor Hildegard Knef zu deren 85. Geburtstag vor drei Jahren, das im ausverkauften AEF die Besucher von der ersten bis zur letzten Minute faszinierte.

"Willkommen im Kosmos der Knef'schen Lyrik" — alle von Hildegard Knef selbst geschriebenen Texte hat Fischer in seinem Reper-toire; kleine Bonmots und Zitate ergänzen die absichtlich schlichte Darbietung. So bringt er dem völlig begeisterten Publikum die große Diva des deutschen Films und Chansons von einer, manch einem eher unbekannten Seite nahe — nämlich als Autorin sehr persönlicher, trauriger, aber auch augenzwinkernd humorvoller Lieder.

Und es scheint, als ob niemand anders als Tim Fischer diese Lieder darbieten dürfe, hat er doch die Gabe, diese kleinen Köstlichkeiten auf eine ganz persönliche Art pointiert zu präsentieren, der so Verehrten aber niemals den Auftritt streitig machen zu wollen. Das geht nur, wenn man wie Tim Fischer "Die Knef" wirklich bewundert.

Der sensibel begleitende Gitarrist Ralf Templin, Fischers langjähriger Weggefährte Rüdiger Mühleisen am Piano und der für wohltemperierte Melancholie zuständige Cellist Sebastian Selke waren immer einfühlsam und doch niemals nur im Hintergrund verantwortlich für einen vorzüglichen Begleitrahmen.

Ob ein versonnenes "Das Glück kennt nur Minuten", ein streitbares "Die Herren dieser Welt", oder das freche Lied "Fragebogen": Der Abend gibt Einblick in eine schier unerschöpfliche Bandbreite lyrischer Texte. Fischer holt sie alle aus den staubigen Kisten heraus und serviert sie elegant auf einem silbernen Tablett. Natürlich dürfen "Ich brauch' Tapetenwechsel" und "Für mich soll's rote Rosen regnen" nicht fehlen, das Publikum applaudiert hingerissen.

Doch bei aller Begeisterung (und mehreren enthusiastisch geforderten Zugaben) — es wäre nicht die Hommage geworden, würde Fischer nicht auch in die tiefsten Gefühle und Gedanken einer großartigen Künstlerin blicken lassen: "Kaum abgenabelt gleichen wir Schnittblumen — aufblühend bei guter Temperatur, auf jeden Fall sterbend", zitiert er sie etwa.

(NGZ)
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