Kaarst Eine Grundschule für Kinder aus 36 Nationen

Neuss · Die Matthias-Claudius-Grundschule feiert ihr 50-jähriges Bestehen an der Grünstraße. Vorläufer war die Evangelische Volksschule.

Annette Lucht (l.) und Miriam Eckel sind die beiden Jahren kommissarisch eingesetzten Schulleiterinnen.

Annette Lucht (l.) und Miriam Eckel sind die beiden Jahren kommissarisch eingesetzten Schulleiterinnen.

Foto: lb

Kaarst Alle Kaarster sollten heute Nachmittag mal zum Himmel schauen. Dann fliegen 350 grüne und weiße Luftballons über die Dächer - auf die Reise geschickt von den Kindern der Matthias-Claudius-Grundschule. Sie feiert heute ihr 50-jähriges Bestehen an der Grünstraße mit einem großen Fest. Am 24. September 1964 zog sie dort rechtzeitig zum Beginn des neuen Schuljahrs in ihr neues Gebäude gegenüber der kurz zuvor errichteten evangelischen Auferstehungskirche ein. Ihre Geschichte beginnt aber bereits am 22. Juni 1949.

An jenem Tag wurde die Evangelische Volksschule gegründet, etwas ganz Neues im bis dato katholischen Kaarst. Sie nahm zunächst 64 Schüler des vierten bis achten Jahrgangs auf, die 67 jüngeren Kinder blieben zunächst in der katholischen Volksschule. Wegen der beengten Räumlichkeiten musste der Unterricht häufig am Nachmittag stattfinden. Im Jahr 1960 konnte an der Halestraße ein Neubau für vier Klassen eröffnet werden - und der war auch schnell zu klein. Also baute die Gemeinde erneut, diesmal mit genügend Platz an der Grünstraße.

Dieser reicht bis heute aus, dank der organisatorischen und logistischen Fähigkeiten der beiden, seit fünf Jahren kommissarisch eingesetzten Schulleiterinnen Annette Lucht und Miriam Eckel. Gutes Raummanagement ist nicht nur wegen der seit 2006 angebotenen Betreuung in der Offenen Ganztagsschule gefordert, sondern auch wegen des außergewöhnlichen Schulkonzepts. Seit 2006 bildet die Matthias-Claudius-Schule ausschließlich jahrgangsübergreifende Klassen. Während der Fachunterricht jahrgangsspezifisch gegeben wird und die Kinder aus den Klassen M1 bis M8 hierfür zusammenkommen, findet die sogenannte "Freie Arbeit" im gemischten Klassenverband statt. "Dabei profitieren nicht nur die kleinen Kinder von den größeren, sondern auch umgekehrt wird geholfen", sagt Miriam Eckel. Dies stärke die soziale Kompetenz. "Viele Familien haben nur noch ein Kind. Bei uns ist es so, wie wenn sich jemand um seine Geschwister kümmert", ergänzt Annette Lucht. Um hierfür Stunden- und Raumpläne zum Beginn eines neuen Schuljahrs zusammenzustellen, gehen die beiden Damen, wie sie sagen, "durchaus zwei Tage in Klausur".

Ein Jahr nach dem Einzug wurde die Volksschule zur evangelischen Grundschule umgewandelt, ab 1972 wurde sie amtlich als "Gemeinschaftsgrundschule Kaarst, Grünstraße" geführt. Den Namen des Dichters Matthias Claudius führte sie laut Gemeinderatsbeschluss seit dem 28. Oktober 1965 sozusagen nebenbei, offiziell wurde sie erst 1989 zur Matthias-Claudius-Schule.

Heute ist sie vor allem auch eine Multi-Kulti-Schule: 210 Kinder aus 36 Nationen besuchen sie. Über den Unterricht hinaus spielen sie in AGs Fußball und Schach, machen Judo und einen Trommelkursus, betätigen sich musikalisch im Projekt "Singpause" und im Chor als "Grünstraßen-Kids". Die Pflege des heimischen Brauchtums wird unter anderem im eigenen Karnevalszug zu Weiberfastnacht deutlich.

(NGZ)
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