Kaarst Ein Nordlicht feiert Karneval

Kaarst · Bei Sonnenschein zog gestern der Rosenmontagszug durch Büttgen. NGZ-Praktikantin Lea Deuber hat ihn sich angeschaut – als waschechte Norddeutsche mitten im rheinischen Karneval. Ein Erfahrungsbericht.

So schön war der Rosenmontagszug in Büttgen
39 Bilder

So schön war der Rosenmontagszug in Büttgen

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Bei Sonnenschein zog gestern der Rosenmontagszug durch Büttgen. NGZ-Praktikantin Lea Deuber hat ihn sich angeschaut — als waschechte Norddeutsche mitten im rheinischen Karneval. Ein Erfahrungsbericht.

14 Großwagen, 18 Fußgruppen und hunderte Jecken am Straßenrand. Das ist der Rosenmontagszug in Büttgen. Um Punkt 14.11 Uhr zog er gestern von der Hermannistraße aus los. NGZ-Praktikantin Lea Deuber hat ihn sich angeschaut — als waschechtes Nordlicht mitten im rheinischen Karneval. Ein Erfahrungsbericht.

13.17 Uhr Das Prinzenpaar fährt in einem silbernen Passat vorbei. Ist der Karneval so modern? Nein — es geht zum Zuganfang. Noch eine Stunde, aber es ist fast kein Durchkommen mehr.

13.45 Uhr Der Zug hat noch nicht einmal begonnen, aber ich bin bereits fast allen Helden meiner Kindheit begegnet. Hier kämpfen Piraten gegen Jedis und Cowboys gegen das FBI. Besorgte Leopardenmütter halten aufgeregte Bienen an ihren Kapuzen zurück. Erst als ein kleiner Polizist im Kinderwagen vorbei geschoben wird, herrscht Ruhe. "Achtung, Polizei", flüstert ein Cowboy noch.

13.58 Uhr Eine Familie fällt mir sofort auf. Sie sind alle als Piraten verkleidet. "Wir haben jedes Jahr ein anderes Motto", sagt Roland Mertens. Das Motto werde gemeinsam bestimmt. "Na ja, eigentlich entscheidet unsere Tochter Lea, wie immer", sagt Kerstin Mertens und lacht. Überhaupt, der Kreativität bei den Kostümen scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Der 18-jährige Eric Vossen hat kurzerhand seinen alten Röhrenbildschirm ausgehüllt und trägt diesen jetzt auf dem Kopf. Habe ich die Pappnasen um mich herum anfangs belächelt, würde ich nun gerne selbst ein Kostüm tragen. "An diesem Tag kannst Du sein, wer Du willst", sagt Sylvia Schumann, die mit ihrer Familie aus Haushaltsgegenständen ihre Kostüme gebastelt hat. Ich beneide sie.

14.11 Uhr Jetzt rollen die Wagen. Einer nach dem anderen schiebt sich vorbei. Dabei ist es eine Frau, Sylvia Molé, die den Wagen der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft zieht. "Die Männer müssen ja trinken", sagt die 46-Jährige und zwinkert einem ihrer Jungs zu. Das Thema des Wagens lautet: "Der Wulff und die sieben Geißlein."

14.13 Uhr Das Trompetenkorps Schwarz-Weiß Mönchengladbach setzt sich in Bewegung. "Zwei Auftritte am Tag bläst das 40 Mann starke Korps", sagt Posaunistin Svenja Ebeler, bringt den Satz aber nur halb zu Ende, weil das erste Lied beginnt.

14.20 Uhr Meine erste Kamelle — trifft mich am Kopf. Mein nächster Fehler. Das kleine Krokodil neben mir ist besser vorbereitet und hält seinen Beutel hoch in die Luft.

15.17 Uhr Ich treffe Sherin Oueslati. Sie ist sechs Jahre alt und feiert, wie ich, ihren ersten Karneval. Als Hexe verkleidet, feiert sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder. "Gestern waren wir schon in Neuss. Es bringt großen Spaß", sagt sie. Helau, Helau ruft sie immer wieder. "Mensch, ist doch ganz einfach: Tasche aufhalten und Süßigkeiten rein."

(NGZ/url)
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