Serie Ehrenamtler aus christlicher Überzeugung

Kaarst · Heidi Becker und Claudia Erdtmann übernehmen in den Schulmessen freiwillig den Küsterdienst.

Das Priestergewand kommt als erstes auf den Tisch. Darauf folgen die weiße Albe, das Schultertuch und die Stola. Der Vorgang wird von Papst Franziskus und Kardinal Rainer Maria Woelki genau beobachtet: ihre Porträts hängen über dem Tisch in der Sakristei der katholischen Pfarrei Sankt Martinus. Dort verrichten Heidi Becker (75) und Claudia Erdtmann (67) gemeinsam mit drei weiteren Helfern den ehrenamtlichen Küsterdienst in den zwei Mal wöchentlich stattfindenden Schulmessen.

Heidi Becker ist bereits seit 18 Jahren dabei und wurde vom damaligen Diakon Norbert Schmitz in den reibungslosen Ablauf der Gottesdienstvorbereitung eingeweiht, Claudia Erdtmann folgte vor drei Jahren einem Aufruf im Pfarrbrief. Sie erstellt auch den „Dienstplan“ für die ehrenamtlichen Küster. Ungefähr eine Stunde vor Messbeginn beginnt der Dienst mit dem Aufschließen der Sakristei. „Dann machen wir die Lichter an, entzünden die Kerzen und schauen in das Direcoterium (liturgischer Kalender), welche Farbe das Messgewand des Priesters an diesem Tag haben muss“, erzählt Claudia Erdtmann.

Jeder Priester hat seine eigene Albe. Liegt die Kleidung in der Reihenfolge parat wie sie der Geistliche anzieht, werden die Kelche aus dem Tresor geholt und auf den Kredenztisch gestellt. Zur Vorbereitung gehören auch das Hinlegen des Evangeliars an den Ambo, das Aufschließen der Kirchentüren und das Anstellen des Glockengeläuts. „Wenn wir alles fertig haben, kehrt etwas Ruhe ein – aber zehn Minuten vor Messbeginn wird es hektisch“, so Heidi Becker. Dann trudeln Messdiener, Kantorin und Priester in der Sakristei ein und die Kirche füllt sich mit den Schülern.

Am Gottesdienst nehmen die Küsterinnen immer teil. Nach dem Ende der Messe erfolgt die Arbeit in umgekehrter Reihenfolge – oft gibt es dabei ein Schwätzchen mit den Priestern. „Sie sind alle locker und immer sehr dankbar für unseren Dienst“, freuen sich die beiden Frauen. Denn eigentlich ist der ehrenamtliche Küsterdienst ein Luxus. Seit 2005 gibt es keinen hauptamtlichen Küster mehr an Sankt Martinus, sondern nur noch eine fest angestellte Küsterin für die Wochenenden und hohen Feiertage.

Bis 2009 kamen die Priester ohne Küster während der Schulmessen aus, dem neu eingeführten Pfarrer Josef Brans gefiel diese Regelung aber nicht und er bemühte sich um ehrenamtliche Küster. Gehen mal Kleinigkeiten schief, sei das nicht schlimm – umgekehrt sind die Küsterinnen mit allen Eigenarten der Geistlichen vertraut. „Wir üben den Dienst sehr gerne aus“, sagen sie.

(keld)
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