Serie Durch das Ehrenamt zum Berufswunsch

Kaarst · Ann-Kathrin Franke und Vinusan Jeyarajah betreuen mit viel Freude Kinder im Jugendzentrum in Holzbüttgen.

Der offene Kindernachmittag ist an diesem Tag im Evangelischen Jugendcentrum (JC) in Holzbüttgen wieder gut besucht. Viele Kinder zwischen sechs und zwölf Jahre spielen und basteln – zudem verlocken die warmen Temperaturen zum „Zombieball“, einer Art Völkerball. Mittendrin: Die 17-jährige Ann-Kathrin Franke und der 18 Jahre alte Vinusan Jeyarajah. Die jungen Erwachsenen betreuen seit Jahren das jeweils montags und mittwochs stattfindende Angebot, sind aber auch bei Festen, Ausflügen und den Ferienaktionen wie dem „Osternest“ und „Pfiff-ich“ dabei.

„Wir sind das ganze Jahr über aktiv“, sagt Ann-Kathrin Franke. Höhepunkt ist die Übernachtungsaktion für Kinder und Ehrenamtliche am letzten Schultag vor den Sommerferien. Da wird bei Pizza und Stockbrot geklönt, später gibt es einen Filmabend samt Chips und Süßigkeiten. „Darauf freut man sich das ganze Jahr“, sagt Vinusan Jeyarajah und strahlt. Die beiden Jugendlichen erzählen ruhig und doch voller Begeisterung von ihrem Engagement. Ann-Kathrin Franke kam mit 13 Jahren durch den Konfirmationsunterricht zu ihrem Ehrenamt. „Ich schätze an meiner Konfession den Glauben an Gott, aber auch die Gemeinschaft – es gibt hier viel Interaktion und ein lebendiges Gemeindeleben“, erläutert die Gymnasiastin. Zu Pfarrerin Maike Neumann bestehe ein guter Kontakt. Ann-Kathrin Franke liebt die Betreuung oft wechselnder Kinder. Es sei allerdings auch eine Herausforderung, sich durchzusetzen und auf andere Teilnehmer einzustellen – aber an dieser Aufgabe könne man nur wachsen.

Zudem werden alle Treffen von Christiane Wünsche, der Leiterin des JC, begleitet. „Wir haben einen lebhaften Austausch mit ihr und ein freundschaftliches Verhältnis. Sie bedankt sich auch stets bei uns“, betont Ann-Kathrin. Ohne die Ehrenamtler können die Angebote des JC nur schwerlich gestemmt werden. Ann-Kathrin Franke bereitet ihr Amt viel Freude, ihr Freundeskreis ist ebenfalls eingebunden und ihr soziales Engagement hat den Berufswunsch Polizistin geweckt. „Ein Bürojob ist nichts für mich“, sagt sie im Brustton der Überzeugung. Dem kann sich Vinusan Jeyarajah nur anschließen: Der junge Mann, dessen Eltern aus Sri Lanka stammen, möchte nach seinem Abitur ebenfalls einen sozialen Beruf ergreifen. Er ist bereits seit seinem sechsten Lebensjahr Gast im JC – seine ehrenamtliche „Karriere“ begann mit zwölf, als Christiane Wünsche ihn ansprach, ob er nicht als Betreuer mitmachen wolle. Nach einem Jahr „Probezeit“ war der 18-Jährige voll dabei und es macht ihm sehr viel Spaß, mit den Kindern zusammen zu spielen.

Außerdem ist er als Hindu auch ein Sinnbild für die friedliche Koexistenz der Religionen und begleitet jeden Samstag den muttersprachlichen Unterricht der tamilischen Schule im JC. „Ich spreche nämlich beide Sprachen“, berichtet er. Die Jugendlichen betonen das gute Vertrauensverhältnis zu ihren Schützlingen. Da wird auch schon mal um Rat gefragt. Bei krankheitsbedingtem Ausfall von Christiane Wünsche hatten die Ehrenamtler „Schlüsselgewalt“ und vieles selbstständig organisiert – sie zeigten Verantwortung. Ann-Kathrin und Vinusan wollen ihr Engagement so lange fortführen, bis sie wegen Studium oder Berufsausbildung eventuell umziehen müssen.

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