Kaarst Die Stadt sagt den Bürgerfrühschoppen ab

Kaarst · Der Neujahrsempfang soll nicht stattfinden. Nachdem der Rat die Entscheidung über den Etat vertagt hat, sieht die Bürgermeisterin keine Alternative.

 Die Sternsinger werden im Januar keinen Auftritt haben. Grünen-Chef Gaumitz (l.) nennt die Reaktion von Bürgermeisterin Nienhaus "bockig".

Die Sternsinger werden im Januar keinen Auftritt haben. Grünen-Chef Gaumitz (l.) nennt die Reaktion von Bürgermeisterin Nienhaus "bockig".

Foto: ati

Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus macht ernst: "Wir sagen den Bürgerfrühschoppen ab." Die im vergangenen Jahr mit 1900 Euro in den Haushalt eingestellte Traditionsveranstaltung wird es im Jahr 2017 nicht geben. Schon in der Ratssitzung am Donnerstag hatte die Stadt-Chefin immer wieder darauf hingewiesen, dass eine Vertagung des Haushaltsentscheids spürbare Konsequenzen haben werde. Mehrfach hatte sie an die Ratsmitglieder appelliert: "Geben Sie Kaarst, geben Sie den Bürgerinnen und Bürgern einen Haushalt."

Kaarst: Die Stadt sagt den Bürgerfrühschoppen ab
Foto: Berns Lothar

Doch das Gremium hatte sich mehrheitlich für den Antrag des Fünfer-Bündnisses ausgesprochen, und die Entscheidung über den Haushalt 2017 auf seine Sitzung am 23. März vertagt. "Ich muss jetzt sehr restriktiv vorgehen. Wenn kein Haushalt vorliegt, kann ich Entscheidungen über freiwillige Leistungen nicht treffen", so Nienhaus.

Kaarst: Die Stadt sagt den Bürgerfrühschoppen ab
Foto: Berns Lothar

Anneli Palmen von der SPD bedauert die Entscheidung. "Wenn der Kämmerer meint, das Geld für den Bürgerfrühschoppen nicht aus der Haushaltskasse entnehmen zu können, ist das eine Entscheidung, die wir akzeptieren müssen", sagt sie. Der politische Wille zum Neujahrsempfang der Stadt sei allerdings da. "Ich erinnere mich, dass eine Fraktion in den Hauptausschuss den Antrag eingebracht hatte, die Mittel für den Bürgerfrühschoppen zu kürzen. Der Antrag ist abgelehnt worden. Das ist doch ein klares Bekenntnis zu der Veranstaltung", so die SPD-Vorsitzende. Grünen-Chef Christian Gaumitz bezeichnet die Absage des Empfangs im Albert-Einstein-Forum als "bockige Reaktion", die in der Sache nicht weiterführen würde. Das Kernproblem sei, dass die Verwaltung einen Haushalt mit einem Defizit von 4,5 Millionen Euro vorgelegt habe. "Wir erwarten Beiträge zur Konsolidierung des Haushalts. Die wünschenswerte Reaktion der Bürgermeisterin wäre: ,packen wir's an. Ich gucke, wo ich sparen kann'. Die Entscheidung, den Bürgerfrühschoppen abzusagen, hat symbolhaften Wert. Ich bin gespannt, welche weiteren Beiträge die Bürgermeisterin nun leisten wird", so Gaumitz.

Dass es die seit 36 Jahren in Kaarst etablierte Veranstaltung im kommenden Jahr nicht geben wird, ruft bei den Ausstellern - Vereine und Institutionen - Enttäuschung hervor. "Es ist schade, wenn mit solchen Traditionen jetzt gebrochen wird", sagt Guido Otterbein von der Bürgerinitiative "Kein Konverter in Kaarst und Neuss", die sich mit einem Stand präsentieren wollte. "Es war eine wunderbare Plattform, um sich zu präsentieren, zu informieren und Kontakte zu pflegen", so Otterbein. Auch Stefan Reinelt von der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Büttgen bedauert die Absage: Wir haben immer gern daran teilgenommen. Es ist eine schöne Netzwerkveranstaltung", sagt er. Nach einem Jahr Pause, wollte die SG Kaarst im Januar wieder beim Bürgerfrühschoppen dabei sein. "Wir wollten unsere neue Zeitung dort präsentieren. Die Absage ist bedauerlich", so Andreas Warnt .

Welche weiteren freiwilligen Leistungen in den kommenden Monaten gestrichen werden, steht nach Angaben der Bürgermeisterin noch nicht fest. Schon in der Ratssitzung hatte sie den Familienhilfeplan von der Tagesordnung genommen: "Freiwillige Leistungen, über die wir derzeit nicht entscheiden können", so die Bürgermeisterin.

(NGZ)
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