Kaarster Gymnasien Auch Schulleiter brauchen Ferien

Kaarst/Vorst · Etwa drei Wochen Ferien haben die Schulleiter der beiden Gymnasien. Diese Zeit brauchen sie zur Erholung.

Es gibt mindestens zwei gute Gründe, Lehrer zu werden: die Monate Juli und August. Denn dann sind ja sechs Wochen Sommerferien. Über diesen Kalauer können die Schulleiter der beiden Kaarster Gymnasien nur müde lächeln. „Das ist tatsächlich ein Witz“, meint Volker Werker. Der 50-jährige Lehrer für katholische Religion und Latein leitet seit 2016 das Georg-Büchner-Gymnasium (GBG) in Vorst.

 Bruno von Berg ist der vierte Leiter seit der Gründung des AEG.

Bruno von Berg ist der vierte Leiter seit der Gründung des AEG.

Foto: Lothar Berns/erw

Die erste Ferienwoche – manchmal auch einen Teil der zweiten – nutzt er für die Erledigung von Büro- und Verwaltungsaufgaben. Genau wie sein Kollege Bruno von Berg, seit 2013 Leiter des Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG) in Kaarst. Der 53-jährige Pädagoge für Geschichte und ebenfalls Latein – „Zwei Lateiner für Kaarst“, so Volker Werker mit Schmunzeln – schreibt Gutachten, prüft Rückfragen zu Noten oder Widersprüchen und stellt Anträge. Die folgenden drei Wochen nutzen beide Schulleiter dann tatsächlich für „echte“ Ferien. „Unterrichtsfreie Zeit“, korrigiert Werker.

 Wollte ursprünglich Priester werden, entschied sich dann aber doch für den Lehrerberuf: Volker Werker.

Wollte ursprünglich Priester werden, entschied sich dann aber doch für den Lehrerberuf: Volker Werker.

Foto: A. Woitschützke

Bruno von Berg, Vater von drei erwachsenen Kindern, verreist mit seiner Frau nach Frankreich, Volker Werker entscheidet mit seiner Familie noch kurzfristig wohin es geht. Von Berg klinkt sich während der drei Wochen völlig aus, liest auch keine dienstlichen Mails. „Ab der zweiten Woche finde ich innerlich Abstand zur Schule. Dafür muss ich wirklich raus sein“, beobachtet er. Volker Werker ist über ein Notfallhandy im Urlaub zu erreichen – „falls die Schule brennt oder Kollegen plötzlich im neuen Schuljahr längerfristig durch Unfall oder Krankheit ausfallen werden“, sagt er. Ansonsten sei er in der Lage, den Schulbetrieb komplett auszublenden. Manchmal müsse er nach den Ferien sogar Schülernamen neu lernen, was er aber als gutes Zeichen für gelungene Erholung wertet.

Ab der fünften Ferienwoche sind die Schulleiter wieder an ihren Wirkungsstätten. Die Unterrichtsverteilungen für das neue Schuljahr müssen geplant, Stundenpläne erstellt und die Neuaufnahmen vorbereitet werden. In der letzten Ferienwoche treffen sich von Berg und Werker mit ihren erweiterten Schulleitungen und Koordinatoren der diversen Stufen. Denn die Gymnasien arbeiten eng zusammen und sehen sich nicht unbedingt als Konkurrenz. Zur „normalen“ Vorbereitung des neuen Schuljahres kommt die Wiederumstellung auf G9 hinzu, welche mit viel zusätzlicher Arbeit verbunden ist. Dem Vorurteil, dass Lehrer zu viel Ferien haben, widerspricht Bruno von Berg energisch: „Die Beanspruchung von Lehrern am Wochenende ist sehr groß, denn ein komplett freies Wochenende gibt es durch Vorbereitungen und Korrekturen nie. Das zehrt an den Kräften“, weiß er. Ebenso wie die Verdichtung der Schulzeit durch Nachmittagsunterricht.

Beide Schulleiter betonen, wie sehr ihre Tätigkeit weiterhin ihr Traumberuf ist: „Einen reinen Bürojob konnte ich mir nie vorstellen“, sagt Volker Werker und freut sich auf seine 13 Unterrichtsstunden neben seiner Tätigkeit als Schulleiter. Ähnlich sieht es Bruno von Berg: „Ich unterrichte immer noch sehr gerne – inzwischen gehe ich in den Unterricht, um von den übrigen Aufgaben zu entspannen“, so der Pädagoge.

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