Kaarst Die besten Kühe im Stall

Kaarst · Heute ist internationaler Tag der Milch. Bei Landwirt Stefan Schwengers aus Vorst haben alle 133 Milchkühe einen Namen. Die NGZ hat dem Bauern und seinen Tieren bei der Lebensmittelproduktion über die Schulter geschaut.

 Stefan Schwengers aus Vorst ist Vorsitzender des Kreisrindviehzuchtvereins Mönchengladbach-Grevenbroich-Neuss.

Stefan Schwengers aus Vorst ist Vorsitzender des Kreisrindviehzuchtvereins Mönchengladbach-Grevenbroich-Neuss.

Foto: Michael Reuter

Stefan Schwengers lockt sein Vieh mit etwas Futter an den Zaun. Okoto kommt als Erster angetrabt. Das dreijährige Jungtier ist noch flinker als die ausgewachsenen Kühe. "Okoto ist sehr neugierig und vorwitzig", sagt Schwengers. Andere bleiben uninteressiert liegen. "Jede Kuh ist anders. Die eine ist stinkfaul, die andere sehr nervös", sagt der Vorster Milchbauer. Mummel wiederum hört, wenn man sie ruft, und lässt sich streicheln. "Sie ist wie ein Hund", sagt Schwengers.

3500 Liter am Tag

Jede Kuh, jeder Bulle hat einen Namen und seinen eigenen Charakter. "Bei der Namenswahl bin ich sehr kreativ. Es ist halt eine Liebhaberei", sagt der 29-Jährige. Wie er auf "Tinte" kam, liegt beim Betrachten nahe. Sie hat viele kleine schwarze Flecken auf dem sonst weißen Körper. "Ansonsten übernehme ich für das Jungtier immer die ersten beiden Buchstaben der Mutter, um die Zuchtlinie zu kennzeichnen. Meist mische ich dann noch den Namen des Vaters mit hinein", sagt der Landwirt.

Zurzeit gehören ihm 133 Milchkühe sowie weitere 120 Jungtiere. Stefan Schwengers betreibt den Hof heute mit seinem Vater Bernhard (53 Jahre). Der Arbeitstag beginnt um 6 Uhr. Zuerst verschafft er sich einen Überblick, ob "alles noch da ist", denn: "Einmal hatte ich nachts das Tor nicht zu. Da sind die Kühe auf Wanderschaft gegangen", erinnert sich Stefan Schwengers. Anschließend wird gemolken. Zehn Kühe können gleichzeitig an die Melkmaschine, nach zwei Stunden ist die Arbeit erledigt. Dann gibt's Frühstück — für das Vieh und ihren Besitzer. Natürlich gehört ein Glas Milch bei Stefan Schwengers dazu, genauer gesagt ein halber Liter am Morgen. "Abends vor dem Fernseher trinke ich dann noch mal einen Liter", erzählt der 29-Jährige. Er nimmt die unbearbeitete Milch aus dem eigenen Tank. "Milch ist das einzige vollwertige Lebensmittel, das es gibt. Davon kann man nicht zu viel trinken", sagt er. Sie ist reich an hochwertigem Calcium, gut für Knochen und Zähne.

Im Laufe des Tages wird der Stall in Ordnung gebracht, das Vieh gepflegt, das Futter gemischt. Heu, Stroh und Zuckerrüben stammen vom eigenen Ackerbau. "Wo Vieh ist, ist immer etwas los. Kein Tag ist planbar", sagt Stefan Schwengers. "Die Kühe kalben zu jeder Tageszeit, das kann uns dann auch überraschen." Um 17 Uhr wird ein zweites Mal gemolken. Insgesamt kommen pro Tag 3500 Liter zusammen, die an die Milch-Union Hocheifel (MUH) geliefert werden.

Für seine Arbeit muss Stefan Schwengers Zugeständnisse beim Privatleben eingehen. "Vieh muss jeden Tag versorgt werden, an Weihnachten, zu Silvester, zu Schützenfest", so der Vorster Jungschützenkönig von 2003. "Aber ich habe das Herz für diesen Beruf." Und im Sommer geht es trotzdem auf Hochzeitsreise.

(NGZ)
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