Kaarst Caritas startet das Pilotprojekt Jobsuche

Kaarst · Christine Wilsch und Willy Rauschenberg sind Job-Paten in Kaarst. Sie helfen Flüchtlingen bei der Arbeitssuche.

 Dorota Hegerath (l.) leitet den Fachdienst für Integration und Migration, in dessen Projekt Willy Rauschenberg und Christine Wilsch sich ehrenamtlich engagieren.

Dorota Hegerath (l.) leitet den Fachdienst für Integration und Migration, in dessen Projekt Willy Rauschenberg und Christine Wilsch sich ehrenamtlich engagieren.

Foto: Lothar Berns

Sie wollen Flüchtlingen helfen, einen Job zu finden: Christine Wilsch und Willy Rauschenberg sind zwei von rund einem Dutzend Job-Paten, die sich in dem Pilotprojekt der Caritas-Sozialdienste engagieren. In Kaarst hat der Fachdienst für Integration und Migration unter Leitung von Dorota Hegerath gemeinsam mit der Stadt Kaarst und dem Ökumenischen Arbeitskreis "Asyl" das "Projekt zur beruflichen Eingliederung von geflüchteten Menschen" gestartet. "Wir wollen dies in Zukunft auf den gesamten Rhein-Kreis ausweiten und suchen dafür weitere Job-Paten sowie Unternehmen", so Hegerath.

"Es ist eigentlich eine ganz einfache Aufgabe", sagt Rauschenberg. Der ehemalige Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens in Neuss, der mittlerweile in Rente ist, begleitet seit Anfang des Jahres vier syrische Brüder, die in Kaarst leben. "Seinerzeit gab es den Begriff des Job-Paten noch nicht", sagt er. Denn anfangs habe die Sprachvermittlung, die Unterstützung bei Behördengängen und die Hilfe bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben im Vordergrund gestanden. Mittlerweile seien die vier jungen Männer beziehungsweise Jugendlichen im Alter von 30, 22, 18 und 15 Jahren aber als Flüchtlinge anerkannt - der Älteste hat den geringeren sogenannten "subsidiären Schutz" - und dürfen arbeiten.

"Ganz einfach ist es nicht, Arbeitsplätze für die beiden Älteren zu finden", so Rauschenberg. Denn einen Schul- oder Berufsabschluss habe keiner von ihnen. "Sie sind mit zwölf von der Schule abgegangen und haben als Friseur und im Restaurant gearbeitet." Dennoch ist es dem ehemaligen Geschäftsführer gelungen, Türen bei Arbeitgebern zu öffnen und Jobs zu vermitteln. Der 22-Jährige hat eine Anstellung bei einem Neusser Friseur gefunden, und der 18-Jährige, der zur Zeit das Berufskolleg besucht, wird voraussichtlich sein Schulpraktikum bei Rewe Röttcher absolvieren. Der Jüngste besucht die Realschule in Kaarst. Um ihn kümmert sich Rauschenberg jeden Tag etwa zwei Stunden nach der Schule und paukt mit ihm Mathe, Deutsch und andere Fächer, die dem jungen Syrer schwer fallen. "Der will und möchte lernen", sagt Rauschenberg und erklärt, warum er gerne hilft: "Ich habe Kriegsfolgen persönlich erlebt. Meine Mutter hat bei einem Angriff ihr Bein verloren, mein Bruder starb. Deshalb möchte ich diesen Kriegsflüchtlingen Vertrauen und Zuversicht vermitteln", so Rauschenberg, der 1948 geboren wurde.

So geht es auch Christine Wilsch. Die 69-jährige, die über 40 Jahre als Ingenieurin arbeitete, betreut ein albanisches Ehepaar. "Zum Glück ist es uns gelungen trotz vieler Hindernisse, dass die Frau eine Ausbildung zur Altenpflegerin im Johanniter-Stift absolvieren darf", so Wilsch. Zudem hat sie einer 36-jährigen Irakerin, die in ihrer Heimat ein Studium im Bereich "Banken und Handel" absolvierte, in ein Praktikum bei der Sparkasse Neuss geholfen. "Daraus sind sechs Monate geworden, und Anfang 2017 erhält sie einen befristeten Anstellungsvertrag", erklärt Wilsch.

(BroerB)
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