Bürgen sollen gerne Baumpaten werden Blumen-Klau und Kübel-Pracht

Bürgen sollen gerne Baumpaten werden · Von Christoph Pütz Bunte Blumenpracht in Kübeln, dichtes Baumgrün an grauen Straßenkreuzungen - damit es die Bewohner der Stadt schöner haben und auch auswärtige Autofahrer von Kaarst ein positives Bild bekommen, hat die Verwaltung über das gesamte Stadtgebiet 43 Blumenkübel und 134 Baumkübel verteilt. Wolfgang Gärtner sorgt dafür, dass die Bäume und Blumen in den 177 Kübeln im gesamten Stadtgebiet nicht verdursten. Auf seiner Acht-Stunden-Tour gießt er bis zu 10 000 Liter Wasser. NGZ-Foto: L. Berns

Von Christoph Pütz Bunte Blumenpracht in Kübeln, dichtes Baumgrün an grauen Straßenkreuzungen - damit es die Bewohner der Stadt schöner haben und auch auswärtige Autofahrer von Kaarst ein positives Bild bekommen, hat die Verwaltung über das gesamte Stadtgebiet 43 Blumenkübel und 134 Baumkübel verteilt. Wolfgang Gärtner sorgt dafür, dass die Bäume und Blumen in den 177 Kübeln im gesamten Stadtgebiet nicht verdursten. Auf seiner Acht-Stunden-Tour gießt er bis zu 10 000 Liter Wasser. NGZ-Foto: L. Berns

Die Bäume sind zum Beispiel in den Tempo 30-Zonen aufgestellt - aber auch auf dem Vorster Kirmesplatz. Und die Blumenkübel erfreuen an allen Kreuzungen der Martinus-, Giemes- und Neersener Straße das Auge des Betrachters. Damit die Blumen jedoch nicht durstig ihre Blätter hängen lassen, sind Mitarbeiter des Bauhofes im Einsatz, sobald die Temperaturen in die Höhe steigen.

"Der Bauhof ist für alles da!", sagt der stellvertretende Bauhofleiter Klaus Matheisen. Tatsächlich packen die Mitarbeiter des Bauhofes an, wenn das Rathaus umgeräumt wird, wenn auf den Sportplätzen der Rasen gemäht werden muss. Und eben auch, wenn die insgesamt 177 Baum- und Blumenkübel mit Wasser versorgt werden müssen. Ob es an seinem passenden Namen liegt, konnte nicht geklärt werden: Fest steht jedenfalls, dass es meistens der 47-Jährige Wolfgang Gärtner ist, der frühmorgens auf dem Bauhof den 7,5-Tonner besteigt und seine Gieß-Tour durch die Stadt macht.

"Um sieben Uhr wird getankt, dann fahre ich eine feste Strecke ab", erklärt der Bauhofmitarbeiter. Vorst, Büttgen, Holzbüttgen, Kaarst - insgesamt werden auf einer Tour bis zu 10 000 Liter Wasser benötigt. "Für einen Kübel brauche ich rund 70 Liter", berichtet Gärtner. Wer jetzt mitgerechnet hat, merkt: Mit einer Fuhre Wasser kommt Gärtner nicht aus. An besonders heißen Tagen kann der Bauhof-Mitarbeiter noch einen weiteren Wassertank auf einem kleinen Anhänger mit auf die Reise nehmen. Außerdem wird öfter einmal zwischengetankt. Und zwar an Hydranten am Wegesrand.

Es versteht sich, dass das kostbare Gut Wasser nicht zum Nulltarif zu haben ist,. Wenn Gärtner oder einer seiner Kollegen Wasser braucht, schraubt er seine Grundwasserpumpe an den nächsten Hydranten. "Auf einer angebrachten Uhr wird ganz genau abgelesen, wieviel Wasser ich entnehme", so Gärtner. Später wird mit den Kreiswerken abgerechnet. Der Betrag fällt übrigens gar nicht so hoch aus, wie der Betrachter meinen sollte: "Bei 10 000 Liter Verbrauch kostet das Wasser rund 14,30 Euro pro Tag", rechnet Matheisen vor.

Die Kreiswerke profitieren von der Tätigkeit des Bauhofes: Wenn nämlich ein Hydrant zu wenig Druck hat oder sonstwie nicht richtig funktioniert, teilen Gärtner und Kollegen das sofort mit. So kann repariert werden. Eine nicht unwichtige Aufgabe, denn schließlich könnte es ja einmal sein, dass die Feuerwehr dringend Löschwasser braucht. Auch bei großer Hitze ist es nicht nötig, jeden Tag auf Tour zu gehen.

"Bei 70 Litern Wasser in einem Kübel haben die Pflanzen erst einmal zwei Tage genügend Wasser", so Gärtner. Doch ein großer Teil des Nasses verdunstet. Die Stadt freut sich selbstverständlich darüber, wenn Bürger oder Straßengemeinschaften Baumpaten werden. Schließlich hat die Stadt dann Arbeitskraft gespart. Und die Anwohner können selbst bestimmen, welche Blumen die Pflanzkübel zieren. "An der Römerstraße und vor allem auf dem Vorster Kirmesplatz kümmern sich Nachbarn darum, dass die Kübel feucht sind", berichtet Matheisen.

In Vorst werden auf diese Art allein 14 Kübel versorgt. "Die Patenschaft funktioniert gut. Wenn Anwohner einmal im Urlaub sind und wir selbst tränken müssen, werden wir vorher angerufen und informiert", zieht Matheisen positive Bilanz. Doch das Leben eines Pflanzkübel-Bewässerers bringt manchmal auch Unangenehmes mit sich: "Die Kübel werden über Rohre bewässert. Wenn Kinder spielen und dort Steine rein stecken, haben wir ein Problem", berichtet Gärtner. Dann ist es vorbei mit der Bewässerung, denn die Steine verstopfen dass System und müssen zuerst entfernt werden.

Auf seiner Tour sieht Gärtner auch, ob Kübel beschädigt sind oder wieder einmal jemand die Katzenaugen geklaut hat. Dann wird repariert oder ausgetauscht. Oft sind es auch zweifelhafte Blumenfreunde, die sich selbst bedienen und die Arbeit des Bauhofes schnell wieder zu nichte machen. "Am Kriegerdenkmal sind vor kurzem 23 Blumen herausgezogen worden", erinnert sich Klaus Matheisen. War der Blumen-Klau besonders dreist, dann hat der Bauhof schon wieder eine neue Aufgabe: das Blumenpflanzen.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort