"Malediva" zog Publikum mit überbordenden Fantasie in Bann Bizarre und ironische Songs

"Malediva" zog Publikum mit überbordenden Fantasie in Bann · Drei neue Gesichter im Albert-Einstein-Forum enführten das Publikum in eine ganz eigene Welt: "Malediva" aus Berlin gaben sich spröde, ironisch, bizarr und immer wieder zuckersüß. Ihre Songs spiegelten das Menschliche wider, wirkten zunächst aber schon ein wenig gewöhnungsbedürftig. Die Dialoge setzten diesen Eindruck fort - einen Eindruck, der unterm Strich und nach einigem Auf-sich-wirken-lassen durchaus positiv war. Das Duo "Malediva" begeisterte jetzt sein Kaarster Publikum im Albert-Einstein-Forum beim "Schaulaufen" mit neuen deutschen Chansons von ergreifender Emotionalität - "Gänsehaut-Melodien" mit anspruchsvollen Texten präsentierten Lo Malinke und Tetta Müller (von rechts) bei ihrem ungewöhnlichen Kleinkunst-Abend. NGZ-Foto: H. Jazyk

Drei neue Gesichter im Albert-Einstein-Forum enführten das Publikum in eine ganz eigene Welt: "Malediva" aus Berlin gaben sich spröde, ironisch, bizarr und immer wieder zuckersüß. Ihre Songs spiegelten das Menschliche wider, wirkten zunächst aber schon ein wenig gewöhnungsbedürftig. Die Dialoge setzten diesen Eindruck fort - einen Eindruck, der unterm Strich und nach einigem Auf-sich-wirken-lassen durchaus positiv war. Das Duo "Malediva" begeisterte jetzt sein Kaarster Publikum im Albert-Einstein-Forum beim "Schaulaufen" mit neuen deutschen Chansons von ergreifender Emotionalität - "Gänsehaut-Melodien" mit anspruchsvollen Texten präsentierten Lo Malinke und Tetta Müller (von rechts) bei ihrem ungewöhnlichen Kleinkunst-Abend. NGZ-Foto: H. Jazyk

Auf Barhockern zwei androgyne Gestalten, die puppenhaft und irgendwie zerbrechlich wirken, sollten das Publikum mit ihrer überbordenden Fantasie in ihren Bann ziehen. "Malediva", das Duo, das im vergangenen Jahr die St. Ingberter Pfanne eingeheimst hatte, einen der ältesten deutschen Kleinkunstpreise, sangen und parlierten über das private Leben und den ihm oftmals innewohnenden Wahnsinn.

In ihren bizarren Songs ging es um Kühe, die von ihrem Euter runtergezogen werden, die nicht mehr Kuh sein wollen, aber auch um Menschen, die es nicht leicht haben: Auf unendlich sanfte Weise servierten Tetta Müller und der kahlköpfige Lo Malinke Grausamkeiten, wie sie das Leben nun mal zu bieten hat: Da tauchen dann unglückliche Gestalten auf wie das Fräulein Weber, die einen Handwerker zwei Wochen lang in ihrer bescheidenen Wohnung festhielt, weil sie auch mal einen Mann haben wollte. Da wurde allzu Menschliches, unter die Rubrik "höchst privat" Fallendes gesungen und gehaucht - es ging immer wieder um Sehnsüchte, Nachdenklichkeit überwog.

Kein Wunder, dass in dieser Atmosphäre keine Beifallsstürme zu erwarten waren, das beeindruckte Publikum lauschte gebannt den beiden herrlich unmännlich wirkenden Plaudertaschen, denen man anmerkte, wie sehr sie selber empfänglich sind für Gefühle vom tiefsten Schmerz bis zum höchsten Glück. "Wenn man sich trennt, fühlt man sich so halb, so wenig", gab Tetta Müller zu verstehen, der mit Lo Malinke so manches Streitgespräch führte. Schwermütig ging es mitunter zu, aber die beiden konnten auch liebenswert albern sein.

Und Florian Ludewig am Flügel übergoß mit seinen Zuckerguss-Arrangements, so manch' bitterböse Botschaft. "Da kommt es schon gelaufen, das kleine Liedchen": Tetta und Lo plauderten und sangen auf unnachahmliche Weise über dies und das: Über die "Nach-vorne-raus-wohnenden-Leute" im Besonderen und über die Angewohnheiten der Menschen, über den allgegenwärtigen Wahnsinn.

Sie konnten sich zum Schluss über einen kräftigen und wohlverdienten Applaus freuen. Der Kontakt zum Publikum war ihnen von Anfang an wichtig gewesen - Lo, der kerzengerade auf seinem Barhocker saß, gab im Wesentlichen den Ton an, charismatisch war aber auch Tetta. "Wenn das so ist...": Mit diesen Worten machten sie deutlich, dass sie sich nicht lange bitten lassen würden, eine Zugabe zu geben, bevor ein ungewöhnlicher Kleinkunstabend zu Ende ging. barni

(NGZ)
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