Kaarst Bahnunterführung wird zu legaler Graffiti-Wand

Kaarst · Der S-Bahn-Zugang an der Hermannistraße ist Bürgern und Politik ein Dorn im Auge. Das Spayer-Projekt soll zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

 Erfahrungen aus anderen Städten zeigten, dass an freigegebenen Flächen künstlerisch hochwertige Bilder entstehen, sagt die Kaarster Politik.

Erfahrungen aus anderen Städten zeigten, dass an freigegebenen Flächen künstlerisch hochwertige Bilder entstehen, sagt die Kaarster Politik.

Foto: dpa-tmn

Ob es am Ende große Kunst wird oder doch eher große Schmiererei, wird sich zeigen. Die Politik möchte jedenfalls die Möglichkeiten zum legalen Graffiti-Sprayen in Kaarst ausweiten und hat die Verwaltung beauftragt, in der Bahnunterführung in Büttgen, an der Hermannistraße, Ecke Vom-Stein-Straße/Postweg, eine Graffitiwand zu realisieren. Der Stadtrat einigte sich fraktionsübergreifend auf einen kurzfristig vorgelegten konkreten Vorschlag des Fünferbündnisses (SPD, Grüne, FDP, Zentrum und UWG).

Die CDU hatte ihrerseits bereits im vergangenen Jahr, im Rahmen der Haushaltsberatungen, und zuletzt Anfang Februar beantragt, nach einer geeigneten Fläche in Büttgen zu suchen. Nach der ersten ablehnenden Entscheidung im Dezember warf die Junge Union dem Fünferbündnis eine strategische Blockadehaltung gegen jugendpolitische Themen vor. "Über den Antrag", sagte Lars Christoph (CDU), "sind wir deshalb angenehm überrascht." Kulturausschussvorsitzende Elke Beyer (SPD) erklärte derweil für das Bündnis, der Antrag sei nicht, wie von der CDU unterstellt, der Einsicht geschuldet, dass man nicht alle Anträge ablehnen kann, sondern vielmehr das Ergebnis intensiver Reflexion.

Erfahrungen aus anderen Städten zeigten, dass an freigegebenen Flächen künstlerisch hochwertige Bilder entständen und illegales Graffiti eingedämmt werde, heißt es in der Antragsbegründung. Diese legalen Graffiti-Wände könnten einer progressiven Kultur den Weg bereiten. Graffiti und Streetart seien moderne Kunstformen. Die Stadt als öffentlicher Raum und Medium bietet jugendlichen Sprayern zudem die Möglichkeit der Partizipation und Meinungsäußerung.

In Büttgen gibt es zudem ein ganz praktisches Problem. Die Stadt kommt bei der Beseitigung illegaler Graffiti kaum noch hinterher. Nicht nur der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr bemängelt in seinem aktuellen Stationsbericht den Zustand der zum S-Bahnhof führenden Zugänge. Auch den Bürger fallen sie unangenehm auf. Die Unterführung an der Hermannistraße sei inzwischen ein echter Schandfleck, sagt das Fünferbündnis in seinem Antrag: "Die Sprühereien an den kalten Kachelwänden sind keine Graffiti, weil sie dafür viel zu schlecht und anspruchslos hergestellt sind. Es sind mehr oder weniger hingesprühte Kritzeleien und trostlose Schriftzüge." Nur mit Widerwillen gingen Anwohner durch diese Unterführung.

Das soll sich jetzt ändern. Die neue Sprayerwand, heißt es, soll Jugendlichen die Möglichkeit verschaffen, sich kreativ zu betätigen, und zum anderen das Stadtbild verschönern. Anwohnern sollen wieder mit einem guten Gefühl durch eine gut gestaltet Unterführung gehen können. Rein rechtlich hat die Stadt keine Bedenken. Das Tiefbau- und das Jugendamt werden das Projekt gemeinsam betreuen.

(NGZ)
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