Kaarst Bahnunfall: Trauer um Tobias

Kaarst · Der Unfalltod eines 16-jährigen Osterathers am Bahnübergang Broicherseite sorgt für Entsetzen. Der Jugendliche war offenbar durch Musik aus seinem Handy abgelenkt. Schranken hätten das Unglück verhindern können.

 Tobias' Freunde stellten am Bahnübergang zwischen Büderich/Osterath und Kaarst Kerzen und Andenken auf.

Tobias' Freunde stellten am Bahnübergang zwischen Büderich/Osterath und Kaarst Kerzen und Andenken auf.

Foto: Dackweiler

Mitschüler und Freunde haben am Bahnübergang Broicherseite dutzende Kerzen und Andenken aufgestellt. Am Montag um kurz vor 17 Uhr ist an dieser Stelle ein 16-jähriger Rollerfahrer vom Niersexpress erfasst und getötet worden.

"Ich kann es einfach nicht fassen, dass Tobias nicht mehr da ist", sagt eine Freundin unter Tränen. Der Jugendliche stammte aus Osterath, ging auf die dortige Hauptschule und hatte im Ort viele Freunde. Seine Klasse besuchte bereits gestern Vormittag die Unglücksstelle. Einige Mitschüler und Freunde blieben noch stundenlang dort, trauerten gemeinsam und versuchten die Tragödie zu verarbeiten.

Züge erst spät zu hören

Inzwischen wird auch der Ablauf des Unfalls klarer. Tobias wollte das warme Wetter nutzen und mit seinem Freund Dennis (17) zu einem Treffen am Osterather Surfsee. Ihre Clique freute sich schon darauf. Zusammen fuhren die beiden auf ihren Rollern aus Richtung Osterath auf den unbeschrankten Bahnübergang am Mankartzweg zu.

Um die Gleise überqueren zu können, mussten sie in eine Linkskurve eindrehen. Da es nur noch ein kurzes Stück bis zum Ziel war, hatte Tobias den Helm schon abgenommen und in der Hand. Über die Ohrstöpsel seines Handys hörte er Musik. Durch den Lärm der nahen Autobahn sind aus Richtung Osterath kommende Züge dort erst sehr spät zu hören, die Sicht ist durch die Pfeiler der Autobahnbrücke eingeschränkt.

"Wir waren vielleicht zehn Stundenkilometer schnell. Ich habe den Zug von links kommen sehen und gestoppt", erzählt Dennis immer noch sichtlich geschockt. Sein Freund fuhr weiter auf die Gleise. Der Zugführer des Regioexpresses, der auf der geraden Strecke im Schnitt mit Tempo 120 unterwegs ist, leitete noch eine Vollbremsung ein, konnte den Unfall aber nicht mehr verhindern.

Der Jugendliche wurde seitlich vom Zug erfasst und gegen einen Mast geschleudert. Der Zugführer alarmierte den Notarzt, der noch fieberhaft versuchte, das Leben des 16-Jährigen zu retten. Erfolglos.

Immer noch fassungslos standen die Freunde wenige Stunden später am Unfallort, die Roller parkten daneben. Erst langsam reifte die Erkenntnis, dass der beliebte und sportliche Tobias, der gern Basketball gespielt, geangelt und auch mal beim OSV Fußball gespielt hat, nicht mehr da sein wird. Der Zugführer der Nordwestbahn wurde nach dem Unfall psychologisch betreut.

Bahn: Sicherung ausreichend

Die Sicherung an dem unbeschränkten Bahnübergang ist nach Ansicht der Deutschen Bahn ausreichend. "Es handelt sich um einen landwirtschaftlich genutzten Weg mit einer geringen Frequenz an Fahrzeugen", sagt Bahnsprecher Udo Kampschulte.

Die Übergange würden regelmäßig auf ihre Sicherheit hin überprüft. Die Umrüstung zu einer Anlage mit Schranke wie etwa am Neusser Feldweg in Osterath würde mindestens 500.000 Euro kosten.

(NGZ)
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