Anni Schmidt besucht seit 25 Jahren erkrankte Mitglieder Aufmunternde Worte und ein Piccolo

Kaarst. Wer geht schon gern freiwillig ins Krankenhaus? Anni Schmidt - und das schon seit 25 Jahren. Die 72-Jährige besucht im Neusser Lukaskrankenhaus Mitglieder der Pfarrei St..Martinus. Und sie spricht mit ihnen nicht nur über Krankheiten oder geht gar mit missionarischem Eifer an die Sache: Statt Heiligenbildchen und frommer Sprüche bringt sie aufmunternde Worte und einen Piccolo mit. Im siebenköpfigen Krankenhaus-Besuchsteam ist Anni Schmidt die Dienstälteste.

Kaarst. Wer geht schon gern freiwillig ins Krankenhaus? Anni Schmidt - und das schon seit 25 Jahren. Die 72-Jährige besucht im Neusser Lukaskrankenhaus Mitglieder der Pfarrei St..Martinus. Und sie spricht mit ihnen nicht nur über Krankheiten oder geht gar mit missionarischem Eifer an die Sache: Statt Heiligenbildchen und frommer Sprüche bringt sie aufmunternde Worte und einen Piccolo mit. Im siebenköpfigen Krankenhaus-Besuchsteam ist Anni Schmidt die Dienstälteste.

Ihr Engagement begann mit einem Krankenhaus-Aufenthalt, den sie einem schweren Unfall zu "verdanken" hatte. Die gebürtige Godesbergerin, die vor 37 Jahren mit dem Ehemann und zwei Söhnen von Düsseldorf nach Kaarst gezogen war, konnte dem damaligen Pastor Dechant Franz Lurz die Bitte, sich anschließend um andere Menschen in der Neusser Klinik zu kümmern, nicht ausschlagen.

"Wenn er gefragt hätte, ob ich eine neue Kirche baue, hätte ich auch ja gesagt", ist sich Anni Schmidt heute sicher. Die ehemalige Sekretärin im Finanzministerium wurde nicht nur mit offenen Armen empfangen: So erinnert sie sich noch an den Rausschmiss aus dem Krankenzimmer - mit der Kirche wollte der streitbare Kranke partout nichts zu tun haben. Doch er entschuldigte sich für seine schroffe Abweisung und freute sich später über den Krankenbesuch.

Seit einigen Jahren ist die Wahrscheinlichkeit, als ungebetener Gast abgewiesen zu werden, deutlich geringer geworden: Die Patienten werden jetzt gefragt, ob sie eine Vertreterin der Pfarre empfangen wollen. Anni Schmidt kommt nicht in die Klinik, um mit den Kranken im Duett zu jammern - ihr geht es vorrangig darum, festzustellen, ob es an irgend etwas mangelt. So manch unversorgtes Kind konnte sie in den vergangenen 25 Jahren während des Krankenhaus-Aufenthaltes der Mutter in Kaarster Familien unterbringen. Klar, dass auch über Krankheiten gesprochen wird, dass Operationsnarben gezeigt werden.

Eine Erfahrung, die Anni Schmidt gemacht hat: "Männer bedürfen stärker des Zuspruchs als Frauen, wenn sie in ihrer Schaffenskraft beeinträchtigt sind." Die Aufmunterung der Patienten ist für sie besonders wichtig. Nach zwei Krebsoperationen weiß Anni Schmidt selber ziemlich genau, was es heißt, krank zu sein - sie lässt sich selbst jedoch nicht unterkriegen und vermittelt den Patienten, die sie besucht, diese positive Haltung. Die Besuche, die in der Regel zwischen fünf und 30 Minuten dauern, setzt sie in Einzelfällen auch noch fort, wenn die Patienten längst wieder zu Hause sind.

Was ihr dieses Ehrenamt bringt? "Es gibt einem sehr viel Kraft, sich immer wieder mit dem Leben neu auseinander zu setzen." Ein wenig trauert sie der Zeit nach, als im Lukaskrankenhaus noch Ordensschwestern ihren Dienst taten - und im Laufe der Zeit sei der Krankenhaus-Betrieb sehr viel hektischer geworden. Eine Erkenntnis, aus der sie Konsequenzen gezogen hat: "Ich habe gesehen, dass es im Krankenhaus zum Sterben nicht gerade schön ist." Deshalb ist Anni Schmidt als Mit-Initiatorin stellvertretende Vorsitzende des Marienheim-Hospiz-Vereins geworden.

Dort macht sie sich ebenfalls nützlich. Ein Trost für alle, die in nächster Zeit ins Lukaskrankenhaus müssen: Anni Schmidt möchte so lange mit dem Krankenhaus-Besuchsdienst weitermachen, wie sie sich noch fit fühlt. Und sie kommt nicht mit leeren Händen: Auf einer selbst gestalteten Karte übermittelt der Pastor "alle guten Wünsche und Gottes Segen", für ein paar anregende Momente sorgt neben dem Gespräch auch die kleine Flasche Sekt. barni

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