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Kaarst Asül, ein Meister des Kabaretts

Kaarst · Im Albert-Einstein-Forum ließ Django Asül, der türkischstämmige Kabarettist mit dem bayerischen Zungenschlag, kein gutes Haar an den Repräsentanten aus Politik und Wirtschaft.

Kaarst Er steht auf der Bühne im schwarzen Anzug, darunter ein ebenso schwarzes Muskelshirt und spricht. Natürlich nicht von Politik, denn das, so erklärt der smarte Niederbayer mit dem breiten bayerischen Akzent, dem unaussprechlichen türkischen Namen und dem einprägsamen Künstlernamen Django Asül, habe er schließlich von Merkel gelernt: "Bloß nicht von Politik reden." Und freilich geht es doch um nichts anderes als um Politiker ("die nimmt sowieso niemand ernst"), Investmentbanker ("Man braucht zwei, um eine Glühbirne auszutauschen, einen, der sie fallen lässt und einen, der sie verkauft, bevor sie auf dem Boden ankommt") und den Stillstand der Republik ("Bis zur Wahl in NRW geht gar nichts, danach ist die Bundesratsmehrheit weg und das Beamtenmikado geht weiter bis zur nächsten Bundestagswahl").

Systematisch nimmt er sie sich vor, all diejenigen, die in Politik und Wirtschaft Rang und Namen haben. Dabei sind Django Asüls Waffen nichts als seine Worte. Geschmeidig, zielgenau, treffsicher bringt er die Dinge auf den Punkt: Stefan Mappus, der neue Ministerpräsident von Baden-Württemberg nennt Franz-Josef Strauß als sein persönliches Vorbild? "Ein so offenes Bekenntnis zur Korruption ist wirklich selten", kommentiert Django Asül schlagfertig.

Egal ob Westerwelle "mit seiner Hartz IV-Gaudi" oder Rüttgers und das Sponsoring, alle führt er gründlich vor, lässt auch sein Publikum vor seinem beißenden, absolut witzigen Spott nicht entkommen: " … lauter High Potentials hier im Raum, jeder hat eben das Publikum, das er verdient", lästert er, nimmt sich einen aus der Menge, kaspert mit ihm herum, ist spontan, schlagfertig und souverän und weiß doch auf den Millimeter genau, wie weit er gehen kann, ohne zu verletzen.

Und so ist es einfach erfrischend, ihm stundenlang zuzuhören, wie der ausgebildete Banker und Tennislehrer verbal die Muskeln spielen lässt. Ob er nun schimpft über Euphemismen, mit denen etwa der umstrittene Nacktscanner durch reine Umbenennung zum akzeptierten Körperscanner wird, nachdenkt über den Mauerfall ("wir im Süden haben das ja nicht so beachtet, für uns ist eher der 11.11. wichtig, wegen Sankt Martin, das ist die Geschichte von dem Mann, der einem anderen die Hälfte seines Mantels abgibt und wenig später erfrieren beide, sozusagen eine frühe Parabel auf die Wiedervereinigung") oder darüber, dass es fast unmöglich ist, in die Arbeitslosenstatistik hinein zu kommen: "Wir haben 3,5 Millionen Arbeitslose und 1,5 Millionen, die nicht in die Statistik dürfen. Früher waren es fünf Millionen Arbeitslose. Merken Sie was?"

Wunderbare, unvergessliche Bonmots, beißender Spott und himmlisches Gelächter — Django Asül begeisterte im Albert-Einstein-Forum seine Zuschauer als einer der souveränen Meister seines Fachs.

(NGZ)
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