„Animal Hoarding“ in Kaarst 53 Wellensittiche aus einem Käfig gerettet

Kaarst · In Kaarst wurden 53 Tiere in einem Käfig gehalten. Dann schritt das Tierheim Oekoven ein. Bei der Rettungsaktion waren Fingerspitzengefühl und Vorsicht angesagt, um die Wellensittiche zu schützen.

 Die Wellensittiche sind zwischenzeitlich im Tierheim Oekoven untergekommen. Mittlerweile sind sie wieder vermittelt worden.

Die Wellensittiche sind zwischenzeitlich im Tierheim Oekoven untergekommen. Mittlerweile sind sie wieder vermittelt worden.

Foto: Tierheim Oekoven

Bastian Pasternak kann selbst ein solcher Fall von „Animal Hoarding“ (Tiersammel-Sucht) nicht mehr schocken, zu viel hat er schon erlebt. Der Leiter des Tierheims Oekoven, das auch für die Stadt Kaarst zuständig ist, war vor rund drei Wochen zu einer Wohnung in der Innenstadt gerufen worden. Zwei Männer hielten dort 53 Wellensittiche in einem Käfig, der 110x80x60 Zentimeter groß und ziemlich defekt war. Eigentlich wollten Pasternak und seine Kollegen den Käfig im Ganzen verladen, doch das war nicht möglich. „Wir haben also jedes Tier per Hand aus dem Käfig geholt, es in eine Box gepackt und verladen“, erinnert er sich: „Das war kein Spaß.“ Eigentlich, so erklärt Pasternak, passen in einen Käfig von solch einer Größe maximal vier Vögel rein. „Die Haltung war völlig unartgerecht“, sagt er.

Zwar haben die Vögel in der Wohnung auch die Möglichkeit gehabt, frei herumzufliegen, doch dementsprechend habe die Wohnung auch ausgesehen, sagt Pasternak. „Das ist ein klarer Fall von Animal Hoarding“, sagt er. Es gibt aber auch eine positive Nachricht: Alle 53 Tiere haben die Rettungsmission gut überstanden. „Es geht allen gut, alle Tiere sind fit“, sagt Pasternak. Mittlerweile sind auch alle Wellensittiche wieder vermittelt, einige haben sogar in einer großen Außenvoliere ein neues zu Hause gefunden. „Wer weiß, wie es ausgegangen wäre, wenn es niemandem aufgefallen wäre“, sagt der Tierschützer, der „nicht mehr geschockt ist“ von solchen Vorfällen.

Dabei sind Wellensittiche nicht schockresistent. Die Tiere haben ein schwaches Nervensystem und können an einem Herzinfarkt sterben, wenn sie zu grob behandelt werden. Deshalb sei es wichtig gewesen, sanft mit den Tieren umzugehen. „Das ist wieder einmal so ein Fall, bei dem man sich die Frage stellt, ob das sein muss“, sagt Pasternak. So etwas dürfe nicht passieren. In Deutschland könne jeder einfach in ein Tiergeschäft gehen und Tiere kaufen, ohne irgendetwas vorzulegen. „Dafür muss es in Deutschland klare Regeln geben“, fordert Pasternak. Durch die Corona-Pandemie habe sich die Situation noch einmal verschlimmert. „Animal Hoarding ist eine Sucht, und je mehr die Menschen sozial distanziert sind, desto schlimmer wird es“, schätzt Pasternak. Aufklärungsarbeit sei das Wichtigste, um solche Fälle zu verhindern.

Der Fall erinnert an die 18 verwahrlosten Kuvasz-Hunde, die im August 2019 aus einem Haus in Kaarst gerettet worden waren. 13 dieser Hunde wurden im Tierheim Oekoven wieder aufgepäppelt. Sie durften nach einem Beschluss des Verwaltungsgerichtes neu vermittelt werden, weil die Hunde erheblich vernachlässigt und grob tierschutzwidrig gehalten wurden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort