Kaarst Angst vor dem Alter vorbeugen

Kaarst · Interview: Barbara Eifert von der TU Dortmund ist wissenschaftliche Beraterin der Landesseniorenvertretung NRW. Morgen diskutiert sie mit der Senioren-Initiative Kaarst über den demografischen Wandel.

Die Senioren-Initiative Kaarst lädt für Donnerstag zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung zum Thema "Demografischer Wandel in Kaarst". Referentin ist Barbara Eifert vom Institut für Gerontologie der Technischen Universität Dortmund. NGZ-Mitarbeiter Stefan Reinelt sprach mit ihr über die Problematik des demografischen Wandels und mögliche Handlungsfelder.

Frau Eifert, der demografische Wandel ist fast jedem ein Begriff, doch häufig wollen sich Stadt und Politik damit noch nicht richtig auseinandersetzen. Warum?

Eifert Über den demografischen Wandel wird viel geredet, aber oftmals ist das Thema angstbesetzt. Rückgänge, Schrumpfungen, Alterung — all dies löst offenbar Ängste aus, die allerdings auch geschürt werden, um vermeintlich alternativlose Konzepte durchzusetzen. Zunächst einmal geht es aber schlicht um Bevölkerungsentwicklungen, die sehr langfristig verlaufen und die durch individuelle Entscheidungen geprägt werden, etwa ob Kinder oder keine. Welche Auswirkungen diese Entwicklungen haben, hängt deutlich davon ab, wann sie erkannt und wie sie gestaltet werden.

Welche Ängste meinen Sie?

Eifert Wesentliche Rollen für alle spielen Ängste vor dem Altern aufgrund unrealistischer Altersbilder und Ängste bezüglich Kostenerhöhungen. Zudem entspricht die Vorstellung von Schrumpfung, also vom Bevölkerungsrückgang, in keiner Weise einer traditionell auf Wachstum angelegten Städteplanung. Für das, was die demografische Entwicklung an Zuwächsen bei der Lebenserwartung zeigt, liegen bislang keine Erfahrungen vor.

Welche Handlungsfelder gibt es?

Eifert Der demografische Wandel betrifft alle Lebensbereiche, von der Bildung über Schulen, Ausbildung, Wohnen, Familien und Alleinstehende, Mobilität, Infrastruktur, Wirtschaft, Wasser- und Abwasserwirtschaft. Im Prinzip können alle Themen aufgegriffen werden. Entscheidend ist, dass in allen Bereichen eine Sensibilität für die Auswirkungen der demografischen Entwicklung geschaffen wird.

Sollte ein ganzheitliches Konzept her oder reichen punktuelle Projekte?

Eifert Wer gestalten will, braucht erst einmal eine Vision, also die Antwort auf die Frage: "Wie wollen wir jetzt und in Zukunft in unserer Kommune leben?". Diese Frage kann nur im Verbund mit den Bürgern beantwortet werden. Ein umfassendes Konzept ist für den Prozess unerlässlich. Zudem geht es nur, wenn das Thema in der Kommune hoch angesiedelt ist, kompetent bearbeitet wird und personell über Ressourcen verfügen kann.

Über welchen Zeitraum spricht man bei der Umsetzung?

Eifert In großen und kleinen Schritten von 20 bis 30 Jahren.

(NGZ)
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