Weihnachten im Jugendhilfezentrum der Pro Flex Kaarst Andreas feiert Heiligabend lieber nicht zuhause

Weihnachten im Jugendhilfezentrum der Pro Flex Kaarst · Stille Nacht, heilige Nacht: Heiligabend wird es im Jugendhilfezentrum der Pro-Flex Kaarst auf der Pampusstraße 12 ruhig zugehen. Vier der fünf Jungs im Alter zwischen 16 und 18 Jahren, die dort derzeit betreut werden, feiern mit Familienangehörigen. Lediglich für Andreas steht fest: "Zu Hause feiern - lieber nicht." Er wird Dienstag Nachmittag aber nicht alleine 'rumhängen, sondern mit einer Betreuerin schick essen gehen. Die allgemeine Bescherung und das Festessen finden Mittwoch statt, wenn wieder alle zusammen sind. Fröhliche Gesichter im Jugendhilfezentrum Pro Flex rund um Leiter Goran Wessendorf (l.). NGZ-Foto: L. Berns -->

Stille Nacht, heilige Nacht: Heiligabend wird es im Jugendhilfezentrum der Pro-Flex Kaarst auf der Pampusstraße 12 ruhig zugehen. Vier der fünf Jungs im Alter zwischen 16 und 18 Jahren, die dort derzeit betreut werden, feiern mit Familienangehörigen. Lediglich für Andreas steht fest: "Zu Hause feiern - lieber nicht." Er wird Dienstag Nachmittag aber nicht alleine 'rumhängen, sondern mit einer Betreuerin schick essen gehen. Die allgemeine Bescherung und das Festessen finden Mittwoch statt, wenn wieder alle zusammen sind. Fröhliche Gesichter im Jugendhilfezentrum Pro Flex rund um Leiter Goran Wessendorf (l.). NGZ-Foto: L. Berns -->

Göran Wessendorf, Leiter des seit fünf Jahren existierenden Jugendhilfezentrums Pro Flex Kaarst, weiß, warum die fünf Jungs in seinem Hause sind: "Weil es in der Familie mit dem Zusammenleben nicht mehr geklappt hat." Und er weiß auch, dass die örtlichen Jugendämter, um Kosten zu sparen, einiges unternehmen, um eine Unterbringung in einem Haus wie seinem zu vermeiden. Daraus kann man schließen: Die Probleme zwischen dem Jugendlichen und seiner Familie müssen schon schwerwiegend sein.

Was in diesem Zusammenhang überrascht: Vier der fünf Jungs feiern das Fest der Liebe zu Hause - und sie freuen sich drauf. Der 16-jährige Jan zum Beispiel fährt zu seinen Eltern nach Mönchengladbach. Dort wird der Junge, der sich ein Handy wünscht und erst seit drei Monaten in Büttgen wohnt, eine Bescherung im klassischen Sinne erleben - inklusive Christmette. Ein CD-Ständer und drei Playstation-Spiele stehen auf dem Wunschzettel von Daniel aus Heinsberg. Der 17-jährige Hauptschüler - er geht in dieselbe Klasse wie Jan - feiert Heiligabend mit seiner Mutter in Bonn. Als Geschenk hat sie ihm Geld für den Führerschein versprochen.

Sven (16) ist derzeit "Stammesältester" - er verbringt bereits sein drittes Weihnachtsfest in Büttgen. Dienstag trifft er bei seiner Großmutter auf seinen Vater und die Geschwister, am 1. Weihnachtstag fährt er zu seiner Mutter nach Wegberg. Der Junge, der einen Berufsförderlehrgang in Neuss absolviert, lässt sich etwas zum Kauf eines DVD-Players dazu tun. Benny (17) weiß ebenfalls, was er an Heiligabend macht: "Ich fahre zu meinem Vater nach Übach-Palenberg." Der Jugendliche, der einen Berufsförderlehrgang beim Kolpingwerk in Neuss absolviert, ist passionierter Angler - der Weihnachtsmann wird seine Angelausrüstung ergänzen.

Im vergangenen Jahr war es Daniel gewesen, der Heiligabend im Büttgen geblieben war. "Zusammen mit einem Betreuer haben wir Fondue gemacht", erinnert er sich. Jetzt fährt er zu seiner Mutter und besucht außerdem die Mutter seiner Freundin. In diesem Jahr bleibt also nur Andreas in Büttgen. Der 18-jährige Handelsschüler, der von einer eigenen Wohnung und einer Lehrstelle zum Einzelhandelskaufmann träumt, lässt sich eine einjährige Verlängerung seines National-Geographic-Abos schenken.

Dienstag Abend wird ihn die diensthabende Betreuerin Nicola Wonneberger in ihre Heimatstadt Aachen mitnehmen - dort gehen die zwei dann essen. Andreas wird zur Feier des Tages mit Schlips und Kragen auftreten. Der jungen Sozialpädagogin fällt es nicht schwer, zu arbeiten, wenn andere im Kreise ihrer Familie feiern: "Wenn Andreas sich auf den gemeinsamen Tag freut, freue ich mich auch." Aber er freut sich auch auf den 1. Weihnachtstag: Dann fährt er zu seiner Großmutter nach Mönchengladbach.

Die fünf Jungs fühlen sich in Büttgen wohl: "Wir streiten uns, wie Brüder das auch manchmal tun", so die übereinstimmende Meinung. Über mangelnde Abwechslung können sie sich ansonsten nicht beklagen: Als Extra-Weihnachtsgeschenk wird ihnen Göran Wessendorf eine CD mit Bildern der Aktivitäten aus dem zu Ende gehenden Jahr präsentieren. Sie weckt Erinnerung an die Sommerferien, die man gemeinsam auf Sardinien verbracht hatte und lässt die Nordsee-Tripps wieder lebendig werden.

In den vergangenen vier Wochen durfte jeder der Jungen vier Türchen des großen Gemeinschafts-Adventskalenders öffnen. Ein vorweihnachtlicher Höhepunkt war der Kinobesuch - "Herr der Ringe" stand auf dem Programm. Mittwoch ist offizielle Bescherung - die Präsente dürfen einen Wert von 50 Euro nicht überschreiten. Außerdem gehört ein Festessen zum ersten Weihnachtstag dazu. Rudolf Barnholt

(NGZ)
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