Kaarst Alte Kino-Technik funktioniert noch

Kaarst · Die beiden Film-Projektoren im Albert-Einstein-Forum arbeiten noch einwandfrei. Dennoch steht das Kaarster Hitch-Kino vor eine ungewisse Zukunft. Die Filmverleiher haben von analoger auf digitale Technik umgestellt.

Ein spannender Thriller mit den Hollywood-Größen Robert Redford, Susan Sarandon und Nick Nolte sowie Jungstar Shia LaBeouf steht als nächstes auf dem Programm des Kinos Kaarst. "The Company You Keep — Die Akte Grant" wird am kommenden Mittwoch im Albert-Einstein-Forum gezeigt. Für einen reibungslosen Ablauf des Kinoabends sorgt wie gewohnt Marijn Groenendijk. Seit zehn Jahren kümmert sich der Mitarbeiter des Hitch-Kinos um die wöchentlichen Vorführungen im Kaarst.

Dabei zeichnet der 38-Jährige nicht nur für das Abspielen des Films verantwortlich, er übernimmt auch den Verkauf der Eintrittskarten zu Beginn und den der Getränke in der Pause. Diese ist von den Besuchern gewünscht, aber auch notwendig. "Der übliche Kinofilm läuft über zwei Filmrollen. In großen Kinos stehen dafür zwei Projektoren. Wenn die eine Rolle zu Ende ist, wird auf den anderen Projektor umgeschaltet. Der Zuschauer bekommt das überhaupt nicht mir", erzählt Groenendijk. Im Albert-Einstein-Forum steht aber nur ein Abspielgerät — und darin steckt echte Qualität.

Das genaue Alter kann Groenendijk zwar nicht bestimmen, aber produziert wurde dieser Typ der Marke Philips in den 1950er und 1960er Jahren. "Die Projektoren wurden für Jahrzehnte gebaut und die Technik funktioniert auch jetzt prima. Damit könnten wir noch vierzig Jahre arbeiten", sagt der Filmvorführer. Die Langlebigkeit schützt aber nicht vor dem Problem, das das Kaarster Kino vor eine ungewisse Zukunft stellt. Die Filmverleiher haben von analoger auf digitale Technik umgestellt, spätestens Ende des Jahres wird es für aktuelle Filme keine Rollen mehr geben. Dann läuft auch der Vertrag zwischen der Stadt Kaarst und dem Hitch-Kino aus. Ob die Stadt Geld für einen Digitalprojektor investiert, soll sich im kommenden Monat entscheiden. Ein neues Gerät würde etwa 45 000 Euro kosten, sagt Groenendijk. Alternativ käme für Kaarst auch eine Heimkinoanlage infrage.

Dem Zuschauer bietet sich mit der Digitaltechnik eine bessere Bild- und Tonqualität, ebenso können 3D-Filme gezeigt werden. Für den Filmvorführer bedeutet sie, dass er weniger tragen muss: Der Filmkoffer mit allen Spulen wiegt etwa 25 Kilo. Ebenso muss er die Spulen nicht mehr zu den beiden großen Filmrollen zusammenkleben. 24 Bilder auf einem halben Meter Film stehen für eine Sekunde. Auf dem türkisenen Streifen daneben liegt der Ton — etwas zeitversetzt, denn er wird vom Abspielgerät erst nach dem Bild gelesen. In der Regel liegen somit auf einer Rolle 1800 Meter Film für eine knappe Stunde Kino. Dieses Wissen und die so einfach anmutende Mechanik des Projektors mit einem großen An- und Ausschalter und ein paar wenigen Knöpfen machen den Charme des Berufs aus. Der geht nun verloren. "Das typische Geknatter beim Abspielen vermissen wir schon", sagt der 38-Jährige, der im Neusser Hitch bereits mit der digitalen Technik arbeitet.

(stef)
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