Kaarst Als junger Mann auf einsamer Insel gestrandet

Kaarst · Der Sport begleitet Otto Langer schon fast sein ganzes Leben lang. Sein Mathelehrer riet ihm als Kind dazu, Sport zu machen, um sein Asthma loszuwerden.

In seiner damaligen Heimat trat er dem CSV Marathon Krefeld bei und legte sich bald auf die technischen Disziplinen Kugelstoßen, Diskus und Speerwerfen fest. Während die anderen Kinder auf der Straße spielten, traf man Langer auf dem Sportplatz an.

Die Kugel stößt der rüstige Senior, der im August 80 Jahre alt wird, noch heute. Den Diskus hat er gegen den Schleuderball eingetauscht. Ohne Unterbrechung hat Otto Langer seit 40 Jahren das Deutsche Sportabzeichen in Gold absolviert. Darüber hinaus gehören 29 Bayerische Sportabzeichen zu seiner Sammlung. Für diese Leistungen zeichnete ihn kürzlich auch der Stadtsportverband Kaarst aus. "Das Sportabzeichen ist mein jährlicher Fitness-TÜV", sagt Langer. Die ersten Prüfungen legte er noch auf der Neusser Furth ab. "Der Prüfer war ein strenger Polizeibeamter. Der war kleinlicher als kleinlich", erinnert er sich.

Seit 1969 lebt Langer in Kaarst. Nicht nur auf späteren Urlaubsreisen nach China, Russland und durch die USA wollte er die Welt entdecken. Mit 23 Jahren wanderte er 1958 nach Australien aus, baute dort als gelernter Fotomechaniker die allerersten Fotoautomaten im ganzen Land auf. Mit dem Schiff ging es durch den Sueskanal Richtung "Down Under" - drei Jahre später sollte es ihn auf einem Frachter durch den Panamakanal wieder in die alte Heimat führen. 75 Tage verbrachte er für die Reise auf See.

Ein Kurztrip sollte aber das eigentliche Abenteuer seines Lebens werden. Zusammen mit einem Freund fuhr er in einem selbstgebauten Boot aus Holz aufs Meer hinaus. Der Kahn kenterte und die zwei jungen Männer retteten sich auf eine unbewohnte Insel. "Drei Tage und zwei Nächte hatten wir nichts zu essen und zu trinken. Unsere Zungen fühlten sich wie Steine an", erzählt Otto Langer. Auf einem Korallenriff harrten sie aus, leckten Morgentau von Felssteinen ab. Der Besitzer des Campingplatzes, auf dem sie ihr Auto vor der Bootstour geparkt hatten, hatte schon am ersten Abend die Suchtrupps alarmiert. Schließlich sammelte ein Fischerboot die beiden ein. "Das erste, was wir bekamen, war ein Kasten Bier", erinnert sich Langer. Die Rettung fünf Tage vor Heiligabend 1961 war damals natürlich auch ein Thema in den Medien, so dass Zeitungsausschnitte ebenso zu Langers Erinnerungsstücken gehören wie zahlreiche Fotos. 1962 kehrte er nach Deutschland zurück. Unter anderem arbeitete er danach bei der Neuss-Grevenboicher-Zeitung.

Inzwischen reist Otto Langer mit Ehefrau Maja, mit der er kommendes Jahr Goldhochzeit feiert, häufig zu Wander- und Walkingtouren in die Berge. Bald wird sich der 79-Jährige wieder auf sein nächstes Sportabzeichen vorbereiten. Der wöchentliche Sportabzeichen-Treff am Donnerstagabend auf dem Allwetterplatz in der Kaarster Stadtmitte bietet Training und Prüfung an.

(stef)
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