Juleiqua-Workshop Als Jugendleiter ins Feriencamp

Kaarst · Sie sind jung und sie sind bereit, Verantwortung zu übernehmen. Als Jugendleiter zum Beispiel auf Jugendfreizeiten ist nicht nur Einfühlungsvermögen gefragt: Hinzu kommen solide juristische Kenntnisse.

 Gemeinsam in den Urlaub: Jugendreisen liegen im Trend.

Gemeinsam in den Urlaub: Jugendreisen liegen im Trend.

Foto: STA Travel, gms

30 dieser jungen Leute ließen sich im einem Juleiqua-Workshop weiterbilden; diese Organisation mit Sitz in Düsseldorf dient der Qualifikation von Jugendlichen, die sich ehrenamtlich in der Jugendarbeit engagieren und wird von dem umtriebigen Kaarster Jura-Studenten Robert Hotstegs geleitet.

Bürgerliches Gesetzbuch, Grundgesetz, Strafgesetzbuch - ein Jugendleiter kann schneller mit dem Gesetz in Konflikt geraten als er denkt. Robert Hotstegs gab deshalb einen Jura-Crashkursus, ging auch auf ausgefallene Fragen ein wie diese: Dürfen Kinder ein Essen bestellen, dessen Bratensoße mit Branntwein verfeinert worden ist? Die Antwort des angehenden Juristen: Ja, sie dürfen.

Alkopops sind dagegen erst ab 18 zulässig. Grundsätzlich gilt: "Wir dürfen nichts erlauben, was das Gesetz verbietet." Und da ist da noch das Hausrecht, das Jugendleiter ausüben - es kann unter anderem ein Rauchverbot beinhalten.

Der Klassiker: Heimweh

Peter Laumen ging als Juleiqua-Referent ausführlich auf das Thema "Jugendreisen" ein. Der Problem-Klassiker heißt Heimweh. Dass Jugendleiterinnen schon mal gerne Traubenzucker oder eine Vitaminpille, die dann als Spezialpräparat ausgegeben wird, verabreichen, fand Laumen gar nicht gut: "Die Kinder gewöhnen sich dann daran, bei jedem Wehwehchen die passende Tablette einzunehmen."

Seine Tipps: "Wenn Kinder und Jugendliche sich krank fühlen, lieber einmal zuviel als zuwenig zum Arzt gehen." Und: Medikamente sollten einkassiert und dann bei Bedarf ausgegeben werden - Ausnahmen seien Asthma-Sprays und Antibabypille.

Was tun, wenn das Heimweh übermächtig wird oder andere nicht zu bewältigende Probleme auftauchen? "Dann muss der Jugendliche von den Eltern abgeholt werden", so Laumen. Die Ehrenamtler wussten auch von Eltern zu berichten, denen die Trennung von ihren Kindern enorm schwer fiel und die deshalb folgende Bitte äußerten: "Sorgen Sie dafür, dass unser Kind uns jeden Tag anruft."

Ein weiteres Problem: Die Integration von Außenseitern. Die Leiter kümmern sich intensiv um die "Alleinreisenden", trotzdem gelingt es selten, alle zu integrieren: "Ein Zelt ist immer das Loser-Zelt", weiß Laumen aus eigener Erfahrung.

Zweifelhafte Ratschläge

Manchmal gegen Eltern zweifelhafte Ratschläge wie diesen mit auf die Reise: "Wenn der Junge nervt, geben Sie ihm einfach eine Tablette." Die Jugendleiter haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass die intensive Auseinandersetzung auch bei besonders zappeligen Kindern die Pille oft überflüssig macht.

Dr. Michael Dörr, Leiter des Kreisgesundheitsamtes, gab Tipps zum Thema "Infektionsschutzgesetz". Neuerdings ist bei solchen Fällen nicht mehr der Träger der Reise verantwortlich, sondern der Gruppenleiter vor Ort. Er muss bei entsprechendem Verdacht sofort handeln. Stadtjugendpfleger Ralf Schilling sensibilsierte die 30 jungen Leute im Alter zwischen 17 und 25 Jahre für die diversen Fördermöglichkeiten, die es auch heute noch gibt.

Vorbereitung ist alles

Doch meist machen sich Jugendleiter vor Ihrer ersten Reise zu viele Gedanken über das, was möglicherweise schiefgehen kann. Wenn die Jugendreise gut vorbereitet und spannend organisiert ist, halten sich Heimweh und der Drang, die Eltern täglich anrufen zu wollen, meist in Grenzen.

(NGZ)
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