Kaarst Alleine wohnen lernen

Kaarst · Heute startet das Projekt "Probewohnen" für Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung in Büttgen. Wer mitmacht, zieht auf Probe für vier Wochen von zu Hause aus.

 Einrichtungsleiterin Gabi Baumann-Schlossmacher freut sich auf die künftigen Bewohner.

Einrichtungsleiterin Gabi Baumann-Schlossmacher freut sich auf die künftigen Bewohner.

Foto: Lothar Berns

Die eigene Wäsche selber waschen, Lebensmittel einkaufen und alleine zur Arbeit oder in die Schule fahren. Was es bedeutet, alleine zu wohnen, darum geht es seit heute bei dem Projekt "Probewohnen" in Büttgen. Für jeweils vier Wochen können Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen hier ausprobieren, wie es ist, alleine zu leben. "Das Angebot richtet sich vor allem an Erwachsene, die noch in ihren Herkunftsfamilien leben", sagt Karl-Heinrich Bertelmann von der Kontakt-, Koordinierungs- und Beratungsstelle (KoKoBe) Rhein-Kreis Neuss. In der Büttgener Dachgeschosswohnung der Lebenshilfe gibt es für Behinderte über 18 Jahren somit das erste Mal im Rhein-Kreis die Möglichkeit, auszuprobieren, ob das Leben außerhalb des Elternhauses etwas für sie ist.

Das Projekt wird von den Lebenshilfen Neuss und Rhein-Kreis Neuss, sowie dem Wohnverbund Vinzenz von Paul koordiniert. Der Landschaftverband Rheinland unterstützt das Projekt finanziell mit rund 2000 Euro pro Platz zur Erstausstattung. Die Vier-Zimmer-Wohnung im Lebenshilfehaus wurde vor allem ausgewählt, weil dort seit 2003 bereits betreutes Wohnen praktiziert wird. Die entsprechende Einrichtung und die Erfahrung seien also vorhanden, so Wilfried Huth, Geschäftsführer der Lebenshilfe Rhein-Kreis Neuss. "Wir haben bisher nur positive Erfahrungen mit der Nachbarschaft gemacht", erklärt er und wird von Cornelia von Gehlen, Mitglied der Geschäftsleitung Lebenshilfe Stadt Neuss ergänzt: "Das Haus ist barrierefrei und verfügt über einen Aufzug. Zum S-Bahnhof läuft man nur fünf Minuten, so dass die Bewohner nach Neuss und Mönchengladbach eine gute Anbindung haben und auch für alle im Rhein-Kreis Neuss gut erreichbar sind." Die Einzelzimmer sind im Durchschnitt 18 Quadratmeter groß. Vier Bewohner können sich auf zwei Bäder verteilen. Die Rahmenbedingungen für ein möglichst selbstständiges Wohnen seien also gegeben, so von Gehlen. Welche Betreuung daneben dennoch nötig ist, wird individuell ausgelotet. "Ziel ist es, positive Erfahrungen hervorzurufen", sagt Bertelmann. Für November haben sich bereits erste Interessierte gemeldet. In den übrigen Projekt-Monaten sind aber noch Plätze frei. Das Projekt soll bis Ende nächsten Jahres laufen. "Wenn es erfolgreich läuft, werden wir aber über eine Verlängerung nachdenken", sagt von Gehlen.

(NGZ)
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