Kaarster Kammerorchester gastierte in Rathausgalerie Adventsstimmung mit Händel und Britten

Ingo Willing ist aus gutem Grund sehr selbstbewusst. "Ich bin in dem Bestreben angetreten", sagt der musikalische Leiter des Kammerorchesters Kaarst e.V., "aus dem früheren Salonorchester ein klassisches Kammerorchester zu machen." Dass ihm das weitgehend gelungen ist und seine Musiker auf dem richtigen Weg sind, davon konnten sich die Besucher am vergangenen Sonntag Abend in der Kaarster Rathausgalerie selbst überzeugen.

In diesem großzügigen, von Stahl und Glas eingerahmten Innenraum mit der guten Akustik wurde ein recht anspruchsvolles Programm gegeben, das die 22 Laien-Musiker des Orchesters (18 Streicher und vier Bläser) sowie die beiden Solisten mit Bravour gemeistert haben. Die gewählten Stücke von Georg Friedrich Händel, Joseph Haydn und Benjamin Britten hatten nicht den unmittelbaren jahreszeitlichen Bezug und doch kam bei diesen Klängen und diesem munteren Musizieren frohe Adventsstimmung auf. Das stimmige weihnachtliche Pünktchen auf dem "i" lieferte die kleine Zugabe: "O du fröhliche......"

Mit einem Concerto grosso von Händel (Opus 6, Nr. 1) startete der Abend, gefolgt von einer Kantate desselben Komponisten, vorgetragen von der Sopranistin Natascha Valladares. Das vielgespielte, aber deshalb nicht minder glanzvolle und anrührende Haydn-Klavierkonzert D-Dur, Opus 21, mit dem Solisten Friedemann Klaiber, zauberte endgültig Konzertsaal-Atmosphäre ins Rathaus. Und nach der Pause gab es mit Benjamin Britten's "Simple Symphony" eine veritable Entdeckung bei einem modernen Klassiker. Dem Repertoire des ganzen Barock und der Klassik fühlt sich dieses 25 Mitglieder umfassende und von der Stadt getragene Kammerorchester voll verbunden.

Das Ensemble öffnet sich auch behutsam der Musikliteratur des 20. Jahrhundert. "Unsere ständigen Mitglieder sind alle berufstätig", berichtet Ingo Willing, "und wir proben wöchentlich einmal." Und dann kommt der musikalische Leiter auf "das Allerwichtigste für uns" zu sprechen: das Nachwuchsproblem. "Wir suchen ständig neue Leute und brauchen vor allem Bratschen, und im Moment sogar Geigen." Bei einer 42.000-Einwohner-Stadt wie Kaarst sollte sich das wohl machen lassen. Klaus Niehörster

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