Kaarst 25 Geburtstage in 100 Jahren

Kaarst · Am 29. Februar wird Magdalena Steven 100 Jahre alt. Genaugenommen konnte sie ihren Geburtstag nur 25 Mal am korrekten Datum feiern. Aber davon hat sich die Familie nicht beeindrucken lassen.

 Erst vor zwei Jahren verließ Magdalena Steven ihr Eigenheim in Düsseldorf und ist ins Vinzenz-Haus gezogen. Heute vor 100 Jahren wurde sie geboren.

Erst vor zwei Jahren verließ Magdalena Steven ihr Eigenheim in Düsseldorf und ist ins Vinzenz-Haus gezogen. Heute vor 100 Jahren wurde sie geboren.

Foto: Lber

Die älteste Bewohnerin im Vinzenz-Haus heißt Magdalena Steven, und irgendwie ist sie auch die jüngste, denn sie feiert erst zum 25. Mal Geburtstag. Sie ist ein Schaltjahr-Kind, geboren am 29. Februar 1912. Für diesen besonderen Geburtstag reisen ihre Nichten und Neffen für ein paar Stunden extra aus Süddeutschland an, auch Bürgermeister Franz-Josef Moormann will gratulieren.

Geboren in Düsseldorf, hat Magdalena Steven zwei Kriege miterlebt. In Zeiten, als das Essen knapp war, bekam das Geburtstagskind zur Feier des Tages mal ein ganzes Würstchen nur für sich. Mit ihrem Mann Rudolf war sie bis zu seinem Tod 60 Jahre verheiratet. "Wir lernten uns in einem Restaurant beim Tanzen kennen. Er hat immer zu mir herübergeschaut und mich irgendwann auch angesprochen", erzählt Steven.

Geheiratet wurde im Jahr 1941, nach Ende des Zweiten Weltkriegs fingen sie neu an, bauten ihr neues Zuhause aus Trümmern in Düsseldorf auf. Dort gründeten sie 1950 gemeinsam einen Elektromaschinenbaubetrieb. Reparaturen wurden häufig nicht bezahlt, sondern direkt getauscht gegen Essen oder Arbeitsmaterial. Magdalena Steven kümmerte sich um die kaufmännischen Bereich. An Rente dachte sie erst mit 87 Jahren. Heute führt Sohn Rudolf mit Schwiegertochter Doris den Betrieb fort. Neben einem Sohn ging Tochter Karin aus der Ehe hervor. Nun gehören noch drei Enkel und vier Urenkel zur Familie.

Die Erziehung und eine gute Ausbildung der Kinder waren der große Lebensinhalt von Magdalena Steven. Bei der Partnerwahl ihrer Kinder waren die Eltern kritisch. "Anfangs gingen sie mit zum Tanztee und haben beobachtet, mit wem sie tanzten", erzählt Schwiegertochter Doris Steven. Ihr selber blieb dieser Kontrollblick erspart.

Viel Raum für Freizeit blieb Magdalena Steven nicht. "Vielleicht dreimal sind wir in all den Jahren in den Urlaub gefahren", sagt die Jubilarin. Selbst der eigene Geburtstag rückte deshalb öfters in den Hintergrund. Wenn kein Schaltjahr war, wurde mal am 28. Februar, mal am 1. März gefeiert — so wie es die Arbeit in der eigenen Firma zuließ. "Manchmal wollte sie eigentlich gar nicht feiern, doch dann hatten sich Gäste angekündigt, und sie begann morgens mit dem Kuchenbacken", so Doris Steven.

Erst mit 98 Jahren ist Magdalena Steven aus ihrem Eigenheim in Langenfeld ins Vinzenz-Haus gezogen. Die Sinne von Augen und Ohren haben inzwischen zwar nachgelassen, aber bim Karneval hat sie mitgeschunkelt, geht regelmäßig im Sinnesgarten spazieren. Dort wird heute auch ihr Geburtstagsgeschenk enthüllt: eine Stele des Künstlers Sven Kussler, die die Jubilarin wiederum dem Seniorenheim stiftet.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort