Jüchen Wie Flüchtlingskinder integriert werden

Jüchen · Die Bürgerstiftung Jüchen brachte Geschenke für 15 Flüchtlingskinder in die Grundschulen Jüchen und Hochneukirch. Dabei erfuhren die Spender, wie die Flüchtlingskinder integriert werden und wie schwer der Anfang in der Fremde ist.

 Geschenke für Flüchtlingskinder an der Grundschule Jüchen brachten Manfred Ridderbusch, Andrea Wassenberg und Dagmar Schröder von der Bürgerstiftung. Darüber freute sich auch Schulleiterin Katja Ridderbusch (3.v.r.)

Geschenke für Flüchtlingskinder an der Grundschule Jüchen brachten Manfred Ridderbusch, Andrea Wassenberg und Dagmar Schröder von der Bürgerstiftung. Darüber freute sich auch Schulleiterin Katja Ridderbusch (3.v.r.)

Foto: Lothar Berns

Aus dem Irak ist der neunjährige Stiwen mit seinen Eltern und Geschwistern geflohen. In der Gemeinschaftsgrundschule Jüchen war er im September das erste Flüchtlingskind, das dort aufgenommen wurde. Mittlerweile sind es fünf Kinder aus drei Familien aus Syrien und dem Irak. "Für uns Lehrer ist es der schönste Moment, wenn die Flüchtlingskinder zum ersten Mal lächeln, wenn sich ihre Gesichtszüge entspannen und sie langsam beginnen, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten", sagt Schulleiterin Katja Ridderbusch.

Doch bis dahin sei es vor allem für die Kinder, mit denen man sich schließlich zu Beginn nur mit Gesten verständigen könne, ein schwerer Weg: "Auch wir haben viel lernen müssen, sind vor Situationen gestellt worden, an die wir nie gedacht hätten", sagt die Pädagogin und nennt ein ergreifendes Beispiel: "Als Stiwen ganz neu bei uns war, kam ein Flugzeug über die Schule hinweg. Da hat er sofort panisch geschrien und konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen. Er konnte uns aber nicht verstehen, als wir versuchten, ihn zu beruhigen."

Geholfen haben dem Flüchtlingskind schließlich seine deutschen Mitschüler: Die konnten dem Jungen vormachen, dass sie Flugzeuge nicht beunruhigen, weil es eben keine Kampfbomber sind wie im Irak. Heute, nach nur fünf Monaten in der Grundschule Jüchen, kann Stiwen lächeln, er ist selbstbewusst, scheint sich wohl zu fühlen und dolmetscht sogar vom Deutschen ins Kurdische, wenn der elfjährige Hagar aus dem Irak noch zu wenig versteht. Das jüngste Flüchtlingskind ist der achtjährige Hariwan, der noch kein einziges Wort Deutsch spricht und jetzt in die erste Klasse gekommen ist: "Dafür schreibt und spricht seine Schwester aber schon Deutsch. Sie hilft ihrem Bruder", freut sich Katja Ridderbusch.

Generell seien die Flüchtlingskinder und vor allem auch deren Eltern sehr bildungsbewusst, stellt die Schulleiterin fest und erzählt: "Der Vater von Stiwen ist ganz zu Anfang, als die Familie nach Jüchen zog, mit allen Kindern zur Schule gekommen und wollte sie unbedingt anmelden. Wir mussten ihn dann aber vertrösten, weil die Flüchtlingskinder den Schulen zentral über die kommunale Integrationsstelle in Neuss zugewiesen werden. Über die Integrationsstelle könne auch täglich ein Fax mit einer Neuzuweisung eintreffen, denn anders als in der Grundschule Hochneukirch, die zehn Flüchtlingskinder aufgenommen habe, sei die Lage in Jüchen noch eher entspannt.

"Unser Glück ist es, dass wir nur fünf Flüchtlingskinder haben und wirklich alle Beteiligten offen und bereit waren, ihnen bei der Integration zu helfen: Alle Lehrer haben sich weitergebildet, die Klassen haben die Kinder gut aufgenommen, die Eltern haben mitgemacht", freut sich die Schulleiterin und hebt auch ein besonderes ehrenamtliches Engagement hervor: "Eine Großmutter hat sich gemeldet und erteilt nun jede Woche ehrenamtlich Deutschunterricht für die Flüchtlingskinder." Und diese Dame sei sogar pensionierte Grundschullehrerin. Aber auch professionelle Hilfe, etwa durch den Schulpsychologischen Dienst, stehe zur Integration parat.

(NGZ)
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