Jüchen Wenn der Ernst des Lebens beginnt

Jüchen · Gemeindeweit gehen 799 Kinder zur Grundschule. Die Anforderungen steigen, Lernansätze verändern sich. Ein Besuch in der Lindenschule.

 Sie lernt in der ersten Klasse nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen: Auf dem Stundenplan von Johanna Eßer (6) steht bald auch Englisch. l. berns

Sie lernt in der ersten Klasse nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen: Auf dem Stundenplan von Johanna Eßer (6) steht bald auch Englisch. l. berns

Foto: Berns, Lothar (lber)

Noch ist es die große Pause, die Johanna Eßer aus der Klasse 1b der Lindenschule in Gierath am meisten Spaß macht. "Und das Plusrechnen finde ich gut", erzählt die Sechsjährige, die im August Kindergarten gegen Grundschule eingetauscht hat. In der ersten Klasse lernt sie Schritt für Schritt das Schreiben, das Rechnen mit kleinen Zahlen - und bald auch die ersten Englischvokabeln. "Englisch steht heute bereits im zweiten Halbjahr der ersten Klasse auf dem Stundenplan", sagt Schulleiter Gero Müllers. "Genauso lernen die Kinder heute sehr früh, mit dem Computer umzugehen."

Die Grundschulzeit zählt zu den wichtigsten Entwicklungsphasen im Leben eines Kindes. "Die Schüler saugen das Wissen auf wie ein Schwamm", erzählt Müllers, der auch berichtet, dass sich das Grundschulsystem in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen grundlegend verändert hat. Zum Beispiel erwarten Eltern immer mehr Leistung, und auch die Nachmittags-Betreuung ist zunehmend stark gefragt: "Inzwischen kommen weit über die Hälfte aller Kinder in den Offenen Ganztag."

An beiden Standorten der Lindenschule werden aktuell 243 Kinder unterrichtet. Das entspricht knapp einem Drittel aller Grundschüler im Gemeindegebiet; insgesamt sind es 799. Zurzeit besuchen die meisten Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren die Verbundschule in Hochneukirch.

In der ersten Klasse stehen durchschnittlich 21 Stunden auf dem Plan, in der vierten Klasse sind es bereits bis zu 27 Stunden pro Woche. Lene Zedler aus Gierath bereitet sich in der vierten Klasse auf die weiterführende Schule vor. "Wir rechnen in Mathe jetzt mit Zahlen bis eine Million", erzählt die Neunjährige, die ab Sommer nächsten Jahres gerne aufs Gymnasium Jüchen gehen will.

Was sie für eine Erwartung hat? "Es wird sicher anstrengender. Aber ich bin auch sehr auf die weiterführende Schule gespannt", sagt sie. In den Klassen Eins bis Vier steht Leistung nicht immer im Vordergrund. "Wir wollen ein Schonraum sein, in dem die Kinder auch noch Kind sein können", betont Gero Müllers, der in den vergangenen Jahren feststellen konnte, dass die Bewegungsfreude vieler Kinder abnimmt. "Außerdem schwindet die Begeisterung fürs Singen. Da wollen wir jetzt verstärkt gegensteuern."

Fest steht jedoch: Kinder im Grundschulalter werden langsam selbstständig und lernen, sich im Alltag zurechtzufinden. So fahren gemeindeweit 35 Grundschüler jeden Morgen mit dem Bus zum Unterricht. Viele von ihnen starten zudem im Alter von acht oder neun Jahren mit ihrer Erstkommunion in einen neuen Lebensabschnitt. "Es kommt nur selten vor, dass ein Kind nicht zur Kommunion geht", berichtet Regionaldekan Ulrich Clancett. Anfang des Jahres beginnen gemeindeweit die Vorbereitungen.

(NGZ)
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