Jüdische Gemeinden in Jüchen Sorge um Erhalt der jüdischen Friedhöfe

Hochneukirch · Die Gründung eines Vereins, der den Erhalt der drei jüdischen Friedhöfe unterstützt, schlägt Olaf Schmidt aus Holz vor. Am Friedhof bei Hochneukirch müsse etwas an der Umfriedung getan werden.

 Olaf Schmidt regt einen Verein für den Erhalt der jüdischen Friedhöfe im Stadtgebiet an.

Olaf Schmidt regt einen Verein für den Erhalt der jüdischen Friedhöfe im Stadtgebiet an.

Foto: Carsten Simmerfeld/Carsten Sommerfeld

Ein Ort der Ruhe und der Besinnung: Weit außerhalb von Hochneukirch gibt neben einer Gruppe hoher Bäume ein eisernes Tor den Weg ins Innere des Areals frei, das von einer Mauer umgeben ist. Knapp 20 Grabsteine stehen auf dem jüdischen Friedhof auf einem Hang am Stromberg. Olaf Schmidt aus Holz schlägt nun die Gründung eines Vereins vor, der den Erhalt der drei jüdischen Friedhöfe in Jüchen unterstützt – mit dem Ziel, die jüdische Geschichte in der Heimat und das Schicksal der Menschen möglichst vielen nahe zu bringen.

Bei einem Spaziergang war Olaf Schmidt auf die Ruhestätten bei Hochneukirch nicht weit vom Wanloer Kreuz gestoßen. Viele der hebräischen Inschriften sind verwittert, neuere in Deutsch noch gut lesbar. Etwa auf dem Grabstein von Bertha Falkenstein, die 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt ums Leben kam, ein Opfer der Nationalsozialisten wurde. Die erste Bestattung war 1824, die letzte 1969. Nach weitgehender Zerstörung durch die Nationalsozialisten wurde der Friedhof später wieder hergerichtet, er ist ein Baudenkmal.

Er sei wie die anderen jüdischen Friedhöfe in Jüchen und Garzweiler „ein Teil der Kulturgeschichte von Jüchen“, betont Olaf Schmidt. „Hier liegt beispielsweise die halbe Familie Falkenstein“, die durch die einstige Zigarrenfabrik bekannt sei, erklärt er auf dem Friedhof bei  Hochneukirch. An der Pflege der Gräber und des Grüns hat er nichts auszusetzen, erst am Donnerstag waren dort zwei Mitarbeiter des Baubetriebshofs am Werk. Handlungsbedarf sieht Schmidt aber an der Mauer. „Die bröckelt. Wenn nicht passiert, besteht die Gefahr, dass sie einstürzt“, sagt er. 2024 werde der Friedhof 200 Jahre alt, das sei ein Anlass, um die Umfriedung zu sichern.

 Am Eingang des Friedhofs bei Hochneukirch fehlen Steine in der Mauer.

Am Eingang des Friedhofs bei Hochneukirch fehlen Steine in der Mauer.

Foto: Carsten Simmerfeld/Carsten Sommerfeld

Sein Vorschlag: „Es wäre schön, wenn sich für die drei jüdischen Friedhöfe ein Verein gründen würde, der etwa Spenden für die Erhaltung sammelt. Ich würde in einem solchen Verein mitmachen.“ Eine weitere Idee: eine Hinweistafel mit Informationen vor der Begräbnisstätte. „Worum es sich handelt, sieht man zurzeit erst, wenn man vor den Grabsteinen mit dem Davidstern steht.“ Zudem sollten die Friedhöfe Schülern gezeigt werden. „Das ist lebendige Geschichte.“

Bürgermeister Harald Zillikens betont, dass die jüdischen Gemeinden durchaus in Schulen Thema seien und die Friedhöfe auch von Klassen besucht würden. Der Idee eines Vereins steht er positiv gegenüber. Für die Pflege und Unterhaltung der Friedhöfe ist die Stadt zuständig, die dafür einen geringen Betrag vom Land erhalte. Die baulichen Anlagen würden regelmäßig auf ihren Zustand kontrolliert. Die von Schmidt angesprochene Mauer werde geprüft.

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