Historische Parkanlage in Jüchen Die Dürre gefährdet Bäume an Schloss Dyck

Jüchen · Neben den Fichten leiden die Buchen ganz besonders. Der Aufwand zur Erhaltung hat sich verdreifacht. Nun suchen die Betreiber nach Baumarten, die ein Mittelmeerklima vertragen.

 Jens Spanjer und Berthold Holzhöfer sind in Sorge um den Baumbestand an Schloss Dyck.

Jens Spanjer und Berthold Holzhöfer sind in Sorge um den Baumbestand an Schloss Dyck.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Der Spaziergänger im Park von Schloss Dyck muss schon einen Blick dafür haben, dass es den zum Teil mächtigen Bäumen verdammt schlecht geht. Denn sobald Baumteile abgestorben sind, werden sie entfernt. Das verlangt die Verkehrssicherungspflicht, schließlich soll niemand durch herabstürzende Äste beschäftigt werden. „Wir haben hier ein Sterben auf Raten“, sagt Jens Spanjer, Vorstand der Stiftung Schloss Dyck dazu. „Der Unterhaltungsaufwand für unseren Baumpark hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht.“ Seine Einschätzung der Situation ist ebenso nüchtern wie erschreckend:: „Der Wald stirbt. Das ist beängstigend und in der Dimension unvorstellbar.“

Das Sterben betreffe alle Bäume, ergänzt Parkförster Berthold Holzhöfer. So mussten allein eineinhalb Hektar Fichtenwald gerodet werden. Es ist längst nicht mehr so, dass nur Nadelgehölze durch den Klimawandel mit viel zu viel Trockenheit und viel zu großer Hitze betroffen sind. „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Buchen quasi aussterben“, bedauert Spanjer. Fast alle Buchen, selbst die 1730 oder bei der Gründung des Park 1819 gepflanzten Buchen weisen Schäden aus. Durch Hitze und Trockenheit und durch dadurch bedingte Krankheiten und Pilzbefall sind sie dem Tode geweiht sind. Es sei erschreckend, feststellen zu müssen, dass Bäume, aus denen im Frühjahr Totholz entfernt wurde, wieder totes Astwerk hätten.

Der dritte trockene Sommer in Folge und der zweite niederschlagsarme Winter machen den Bäumen den Garaus. Daran ist nichts mehr zu ändern. Dem Parkförster bleibt nicht anders übrig, als nach anderen Baumarten zu suchen, die widerstandsfähiger sind und die vielleicht in 30, 40 oder 50 Jahren an die Stelle der Buchen und anderen heimischen Bäume getreten sind. „Wir brauchen Bäume, die mediterranes Klima vertragen oder die Verhältnisse aushalten. „Das große Plus des Parks von Schloss Dyck ist seine große Vielfalt. Es gibt rund 200 verschiedene Gehölzarten. „Wir sind im Prinzip eine historisch gewachsene Pflanzensammlung und haben uns nicht auf vier oder fünf Baumarten beschränkt, wie es oft in historischen Parkanlagen der Fall ist.“ So kann Holzhöfer auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen und weiß, welches Gehölz an welchem Platz am besten wächst und welche Pflanzbedingungen ermöglicht werden müssen.

Doch alles Wissen wird den Buchen, Eichen und anderen heimischen Baumarten nicht mehr viel helfen. Schloss Dyck befindet sich nicht allein in dieser misslichen Lage. „Alle historischen Parkanlagen überall in Deutschland stehen vor einer mächtigen Aufgabe, sich für die Zukunft zu wappnen mit dem Wissen der Gegenwart und der Erfahrung der Vergangenheit.“

So war es Spanjer ein großes Anliegen, den Schutz der historischen Parkanlagen nicht zu einer Sache zu machen, die von Einzelkämpfern bewerkstelligt wird. Er ist die treibende Kraft hinter einem jüngst gegründeten Initiativbündnis Historische Gärten im Klimawandel, in der viele der rund 400 historischen Parkanlagen und Gärten Deutschlands vereint sind. Kommunale Parks, Stiftungen, Privatparks und regionale Anlagen sind darin berücksichtigt. „Die verheerenden Schäden in den historischen Gärten müssen thematisiert werden.“ Das gelte für Schloss Dyck nicht anders als für die Herrenhäuser Gärten in Hannover, den Schlosspark Benrath oder den Parks der Klassik Stiftung Weimar. „20 Prozent unsere Bäume im Park sind geschädigt. In den letzten beiden Jahren sind 137 Bäume abgestorben. Normalerweise gibt es einen jährlichen Verlust von zehn bis 25.“

Das Initiativbündnis hat bereits Gehör gefunden bei der Bundesregierung, die ein eigenes Unterstützungsprogramm auflegen will. Spanjer hofft, daraus Mittel für ein Modellprojekt zu erhalten, das prüfen soll, wie sich ein Park entwickeln kann, der zum einem durch Hitze und Trockenheit und zum andern durch den Entzug durch Grundwasser betroffen ist. Das große Ziel müsse es sein, die Garten, Parks und Landschaften als kulturelles Erbe zu erhalten.

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