Nach dem Gottesdienst in Jüchen Kirchengemeinde Kelzenberg lädt zur Typisierungs-Aktion
Jüchen · Nach dem Sonntagsgottesdienst können Erwachsene an einer Stammzell-Typisierung teilnehmen. Gemeindemitglied Charlotte Cieszynski hat die Aktion mit der Kirchengemeinde ins Leben gerufen und hofft auf zahlreiche Teilnehmer.
Kommender Sonntag können Kirchenbesucher in Kelzenberg zu Lebensrettern werden – oder zumindest einen ersten wichtigen Schritt machen. Im Anschluss an den Gottesdienst am 29. September führt die Evangelische Kirchengemeinde Kelzenberg in Zusammenarbeit mit dem Norddeutschen Knochenmark- und Stammzellspender-Register (NKR) in Hannover eine Typisierung durch. Zwischen 11 und circa 13 Uhr kann jeder im Alter von 18 bis 55 Jahren teilnehmen. Die Aktion ins Rollen gebracht hat Gemeindemitglied Charlotte Cieszynski (41). „Ich hoffe, dass wir so das Leben vieler Menschen retten können“, sagt die Rheydterin.
Neben ihrer Arbeit bei der Deutschen Post ist Charlotte Cieszynski Mitglied bei einem Gesundheitsnetzwerk. „Ich setzte mich mit diversen gesundheitlichen Themen auseinander und gebe das Wissen anderen Menschen mit“, sagt sie. So hat sie sich ein kleines Standbein neben ihrem eigentlichen Beruf aufgebaut. Mit dem Thema Stammzellspende kam sie intensiver in Berührung, als der Sohn eines Arbeitskollegen im vergangenen Jahr zum zweiten Mal an Leukämie erkrankte. „Wir haben unser Team selbst gefragt, ob sie sich vorstellen können, sich typisieren zu lassen. Außerdem haben wir Freunde und Bekannte angesprochen, um dem Jungen zu helfen.“ Mittlerweile hat er einen Stammzellspender gefunden. „Es geht ihm besser“, sagt die Rheydterin. Die Typisierung ist die Bestimmung der Gewebemerkmale und somit der erste Schritt auf dem Weg zum potenziellen Lebensretter. Dafür benötigt das Labor einen Abstrich der Schleimhaut an der Wangeninnenseite. Das Wattestäbchen wird zur Verfügung gestellt. Den Abstrich führt jeder bei sich selbst durch, die Probe wird in einen Umschlag verpackt, verschickt und anschließend analysiert. Das Ergebnis wird anonymisiert an das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) weitergeleitet und steht dank der internationalen Vernetzung weltweit allen Sucheinheiten zur Verfügung.
Abgehakt hatte Charlotte Cieszynski das Thema Stammzellspende aber noch nicht. „Es gibt immer noch so viele Menschen, die Hilfe brauchen und noch so viel, was man tun kann“, sagt sie. „Ich gehe oft zur Kirche und habe bei Pfarrerin Gabi Beuscher nachgefragt, ob sie sich vorstellen kann, dass die Kirchengemeinde mich bei einer Typisierungs-Aktion unterstützt.“ Die Pfarrerin zeigte sich begeistert, sagt die 41-Jährige. Nach der Zusage hat sie sich an die NKR gewandt, die die Wattestäbchen zum Wangenabstrich zur Verfügung stellen und auch die Laborkosten, die 35 Euro pro Aufnahme betragen, durch Spendengelder finanzieren.
Sollten die ersten Merkmale mit einem Patienten übereinstimmen, folgen weitere Bluttests. Außerdem wird der potentielle Spender in umfangreichen Untersuchungen auf seine Spendertauglichkeit untersucht. Die Spende erfolgt dann meist ambulant.
„Ich hoffe auf viele Beteiligte. Das Ziel, das ich mir selber setzte sind 100 bis 150 Teilnehmer“, sagt Charlotte Cieszynski. „Für Personen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht registrieren lassen können oder es gar nicht möchten, gibt es auch die Möglichkeit Geld zu spenden“, sagt sie. „Die Krankenkassen bezahlen die Typisierung nicht. Daher ist die NKR bei der Durchführung von Ersttypisierungen auf Spendengelder angewiesen.“ Man freue sich über jeden Betrag, der gespendet wird. „Jeder Euro ist es wert“, sagt die Rheydterin.
Die Typisierungs-Aktion startet am Sonntag direkt nach dem Gottesdienst gegen 11 Uhr. Der optimale Zeitpunkt, denn die Teilnehmer sollten eine halbe Stunde vorher nichts essen oder trinken. „Im Anschluss warten, wie jeden Sonntag, Kaffee und andere Getränke für die Besucher im Gemeindehaus“, teilt Charlotte Cieszynski mit.
„Ich hoffe, dass wir Menschenleben retten können. Besonders das von Kindern“, sagt die dreifache Mutter und Großmutter. „Die Vorstellung, dass das eigene Kind auf eine Spende warten muss – das berührt mich sehr.“ Vor allem der Fall der 19-Jährigen Michelle (nachzulesen auf nkr-hannover.de), die zum zweiten Mal an Leukämie erkrankt ist, bewegt die 41-Jährige zurzeit sehr. „Es ist doch grandios, dass wir die Möglichkeit haben, als Spender möglicherweise das Leben von Michelle oder eines anderen Menschen zu retten.“