Jüchen Tankstelle an Neusser Straße überfallen

Jüchen · Der maskierte Täter kam allein und mitten in der Nacht. Mit einer Pistole bedrohte er die Kassiererin der Avia-Tankstelle und floh anschließend mit mehreren hundert Euro Beute. Vor wenigen Jahren hielt eine Überfall-Serie Jüchen in Atem.

Drei Jahre ging es gut. In der Nacht zu gestern wurde die 2012 eröffnete Avia-Tankstelle an der Neusser Straße Tatort. Gegen 2.30 Uhr betrat, wie die Polizei berichtet, ein schwarz gekleideter, maskierter Mann den Verkaufsraum und bedrohte die Kassiererin mit einer Pistole. Er erbeutete mehrere hundert Euro und einige Packungen Zigaretten, die er in einer weißen Plastiktüte verstaute. Anschließend floh er in unbekannter Richtung. Die Fahndung nach dem Täter wurde sofort eingeleitet, bis gestern Abend fehlte jedoch noch jede Spur von ihm. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen und eine Beschreibung des Flüchtigen herausgegeben: Demnach ist der Mann etwa 1,80 Meter groß, schlank. Er trug eine schwarze Jacke sowie schwarze Hose. Bewaffnet war er mit einer schwarzen Pistole. Zur Tatzeit trug er zudem eine Maske mit Sehschlitzen. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.

Tankstellen-Mitarbeiterin Andrea Seidelmann wird es noch am späten Vormittag heiß und kalt, wenn sie sich vorstellt, was ihrer Kollegin in der Nachtschicht zugestoßen ist. "Wenn ich daran denke, bekomme ich sofort eine Gänsehaut", sagt die erfahrene Kraft. "Meine Kollegin stand wohl so unter Schock, dass sie nicht einmal in der Lage war, ,Überfall' zu rufen", berichtet sie. Wie sie erfuhr, hatte das Opfer die Situation zunächst gar nicht voll erfasst, da es in der Nacht in Strömen regnete, als der vermummte Mann hereinkam. Zu diesem Zeitpunkt soll sich ein Mitarbeiter in einem Büro im hinteren Bereich des Gebäudes aufgehalten haben, eine Kundin bediente einen Spielautomaten. Währenddessen bedrohte der Täter die Angestellte mit der Schusswaffe, nahm Geld und Zigaretten an sich und war auch schon wieder verschwunden.

Er riskiert im Falle einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. So wie die fünf jungen Männer zwischen 21 und 25 Jahren, über die vor fast genau einem Jahr das Urteil gesprochen wurde. Sie hatten im Dezember 2011 gleich eine Serie von Raubüberfällen auf mehrere Tankstellen in Jüchen und Mönchengladbach verübt und waren von der Ersten Jugendkammer zu Haftstrafen zwischen einem Jahr und zehn Monaten und vier Jahren und acht Monaten verurteilt worden. Nur anderthalb Jahre zuvor ging am Mönchengladbacher Landgericht ein Prozess gegen vier junge Männer zu Ende, denen bewaffnete Überfälle im Herbst 2011 nachgewiesen werden konnten - ebenfalls auf Tankstellen, diesmal in Jüchen und Erkelenz.

Als die Avia-Tankstelle an der Neusser Straße im Sommer 2012 eröffnete, war die gute Verkehrsanbindung ein wichtiges Argument für die Wahl des Standorts. Eben diese Nähe zur Autobahn könnte der Angestellten jetzt zum Verhängnis geworden sein. Andrea Seidelmann jedenfalls hat kein gutes Gefühl dabei, einmal eine Nachtschicht übernehmen zu müssen. "Ich bin nicht ängstlich", versichert sie, "aber ich weiß nicht, wie ich reagieren würde." Ihre Kollegin hat nun erst einmal zwei Tage Urlaub, um sich von dem furchtbaren Ereignis zu erholen. "Ich würde ihr raten, sich professionelle Hilfe zu suchen."

(NGZ)
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