Jüchen Tagesmütter fangen Betreuungslücken auf

Jüchen · Wenn die junge Mutter Charlene Simoneit bis Anfang April für ihre vierjährige Tochter keinen Platz für die Randzeitenbetreuung bekommt, wird sie ihre Arbeitstelle in Düsseldorf verlieren. Neu aus Ostdeutschland nach Jüchen gezogen, war die 23 Jahre alte Bankkauffrau heilfroh, eine Arbeitsstelle in ihrem erlernten Beruf gefunden zu haben.

 Tagesmutter Andrea Müller mit ihrem derzeit jüngsten Zögling. Das sieben Monate junge Mädchen fühlt sich bei ihr sichtlich wohl.

Tagesmutter Andrea Müller mit ihrem derzeit jüngsten Zögling. Das sieben Monate junge Mädchen fühlt sich bei ihr sichtlich wohl.

Foto: Gundhild Tillmanns

Diese Vorwürfe weist die Leiterin des Kreisjugendamtes, Marion Klein, aber entschieden zurück: "Wir haben ganz tolle, liebevolle, kompetente und zuverlässige Tagesmütter." Die Tagespflege sei absolut gleichwertig zu den Kindertagesstätten. Und im Krankheitsfalle gebe es eine Vertretungsregelung unter den ortsansässigen Tagesmüttern, fügt Antonius Berheide vom Kreisjugendamt hinzu.

Zu den beiden Müttern, die ihr Leid am "Bürgermonitor" unserer Zeitung geklagt haben, sagt Berheide: "Zur persönlichen Situation der betroffenen Mütter und wie das Jugendamt darauf reagiert, kann ich aus Gründen des Datenschutzes keine Stellungnahme abgeben." Er fügt aber auch hinzu: "Eine konstruktive Zusammenarbeit der betreffenden Familie und des Jugendamtes ist dabei unerlässlich."

In Jüchen gibt es aktuell 16 Tagesmütter, die Kinder bis zu 14 Jahren betreuen dürfen. Laut Marion Klein werden aber weitere Tagespflegemütter "und gerne auch Tagespflegeväter für Jüchen gesucht." Eine erfahrene Tagesmutter ist die 53-jährige Andrea Müller, selbst Mutter von drei Kindern, die seit zehn Jahren Pflegekinder bei sich zu Hause in Hochneukirch betreut. Bis zu acht Kinder im Alter von sieben Monaten bis zu neun Jahren gehen bei ihr ein und aus: "Aber es sind nie alle acht auf einmal hier, jedes Kind hat eine andere Zeit. Für eines stehe ich morgens um 6 Uhr auf, ein anderes wird abends um 19 Uhr abgeholt", schildert sie ihre Flexibilität. Etwa 30 Kinder hat Andrea Müller in zehn Jahren als Tagesmutter betreut: "Und ich habe zu allen noch Kontakt", sagt sie. Es seien regelrechte Wahlverwandtschaften entstanden, auch für ihren eigenen Nachwuchs, der die Pflegekinder fast wie die eigenen Geschwister betrachte. Und sie sei in all' den Jahren so gut wie nie krank gewesen. Ob es nun auch für die beiden berufstätigen Mütter mit einem Randzeitenplatz in einer Kita oder bei einer Tagesmutter klappt? Das Jugendamt sei mit beiden Familien im Gespräch, um individuelle Lösungen für eine Betreuung der Kinder zu entwickeln, sagt Antonius Berheide. Doch die Zeit drängt, vor allem für Charlene Simoneit.

(NGZ)
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