Jüchen Stadtrat von morgen wächst in Schule heran

Jüchen · In der GGS Jüchen wird in Klassenräten und Kinderkonferenz Demokratie geübt, schon mit Blick auf ein späteres Amt im Stadtrat?

 Die Kinderkonferenz mit der Urkunde und Schulleiterin Katja Ridderbusch (hinten links) sowie den Lehrerinnen Nicole Käß (links) und Inge Servaty (vorne rechts).

Die Kinderkonferenz mit der Urkunde und Schulleiterin Katja Ridderbusch (hinten links) sowie den Lehrerinnen Nicole Käß (links) und Inge Servaty (vorne rechts).

Foto: Gundhild Tillmanns

Der gute, alte Sinnspruch "nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen", hat in der Gemeinschaftsgrundschule Jüchen eine tiefe Bedeutung. Denn dort werden die aktuell 308 Kinder auf besondere Art darauf vorbereitet, als mündige Bürger ihre demokratischen Rechte und Pflichten wahrzunehmen. In den dort seit einem Jahr installierten Klassenräten und der gesamtschulischen Kinderkonferenz mag jetzt schon so manch ein Kommunalpolitiker oder ein Stadtratsanwärter für morgen heranreifen. Die demokratische Erziehung in der GGS In den Weiden ist nicht nur ein langwieriger Prozess, der laut Leiterin Katja Ridderbusch auch kontinuierlich weiter entwickelt werden soll. Die Anstrengungen wurden jetzt auch belohnt mit dem Zertifikat für die erste Jüchener Kinderrechte-Schule.

Seit dem Schuljahr 2016/17 nimmt die GGS Jüchen an dem Kinderrechte-Programm teil, das vom Landesschulministeriums und von Unicef Deutschland mittlerweile an 113 Grundschulen realisiert worden ist. Neben Schulen in Neuss und Düsseldorf sind aber außer jetzt in Jüchen noch keine Kinderrechte-Schulen im näheren Umkreis beteiligt. Finanziert durch die Projektanbieter, die auch von Banken und Sponsoren der freien Wirtschaft unterstützt werden, konnten zunächst Schulleiterin Katja Ridderbusch sowie die Lehrerinnen Claudia Germes, Nicole Käß und Inge Servaty an Fortbildungen bei Unicef in Düsseldorf über eineinhalb Jahre gestreckt teilnehmen. Parallel tat sich bereits vieles in der GGS, denn es wurden im vergangenen Jahr in allen zweiten bis vierten Klassen Räte eingeführt. Und es wurde eine gesamtschulische Kinderkonferenz gebildet, die aus den jeweiligen Klassensprechern besteht. Die Klassenräte haben feste Zeiten im Stundenplan, an denen sie regelmäßig tagen. Wie im Stadtrat bei den Großen gibt es eine Tagesordnung, eine Sitzungsleitung und auch einen Prokollführer. Für die Themen und Probleme, die besprochen und entschieden werden, gibt es ein Antragssystem beispielsweise über den Briefkasten im Klassenraum. Und geht es um Fragen, die nicht nur die einzelne Klasse, sondern die gesamte Schule betreffen, dann ist die Kinderkonferenz am Zuge, die sich quartalsweise mit der Schulleiterin zusammensetzt.

Ridderbusch ist nicht nur stolz auf eine "gute Umgangs- und Diskussionskultur", die sich in der Schülerschaft bereits durch das Projekt entwickelt habe. Sie kann auch bereits auf konkrete Ergebnisse des demokratischen Mitspracheprozesses in ihrer Schule verweisen. So hätte sich die Kinder beispielsweise die Möglichkeit von Regenpausen gewünscht, die nun auch eingeführt worden seien: "Da unser Schulhof an vielen Stellen überdacht ist, hatten wir zunächst keine Regenpausen. Die werden jetzt aber über Lautsprecher angekündigt, wenn es stark regnet, damit die Kinder in den Klassenräumen in den Pausen unter Aufsicht bleiben können", erläutert Ridderbusch.

Außerdem sei mit Hilfe der Kinderkonferenz ein langjähriger Konflikt gelöst worden: "Es gab immer wieder Probleme mit dem Fußballspielen auf dem Schulhof, weil sich die Großen immer durchsetzten. Jetzt gibt es aber einen Plan, so dass alle mal drankommen", freut sich die Schulleiterin über eine gerechte Lösung, die letztlich auf Initiative der Kinder gefunden worden ist.

Doch was sind eigentlich Kinderrechte? Das Kinderhilfswerk Unicef hat zehn Kinderrechte formuliert, die heute beim Schulfest den Besuchern an verschiedenen Stationen auch spielerisch erläutert werden sollen. Dabei geht es beispielsweise um das Kinderrecht auf Gesundheit oder gesunde Ernährung, die exemplarisch an Essensständen aufgegriffen werden. Es geht ferner um eine unversehrte Umwelt und insbesondere das Recht auf sauberes Trinkwasser. Dazu wird ein Experiment vorgeführt. Demonstriert wird auch das Kinderrecht auf eine eigene Kultur, kündigt Ridderbusch einen Programmteil an, der in Zusammenarbeit mit der Kreismusikschule organisiert wird, die an der GGS Jüchen auch die Singpause anbietet.

(gt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort