Jüchen So überlebt die Sterbe-Notgemeinschaft

Jüchen · Die im Jahr 1923 gegründete Sterbe-Notgemeinschaft Jüchen, Hackhausen, Priesterath, Garzweiler möchte bis zum Jubiläumsjahr 2023 ihren Mitgliederbestand wieder erhöhen. Momentan kann sie 550 Euro pro Todesfall ausschütten.

 Vom Vorstand der Sterbenotgemeinschaft Jüchen, Hackhausen und Priesterath präsentieren Hermann Schmitz (v.l), Helmut Kreutz und Hans-Kurt Lenz die Gründungsurkunde.

Vom Vorstand der Sterbenotgemeinschaft Jüchen, Hackhausen und Priesterath präsentieren Hermann Schmitz (v.l), Helmut Kreutz und Hans-Kurt Lenz die Gründungsurkunde.

Foto: Gundhild Tillmanns

Die Frage: "Eine Sterbenotgemeinschaft - was ist das überhaupt?", bekommen Vorsitzender Helmut Kreutz und seine Mitstreiter sehr oft zu hören. "Viele Angehörige wissen gar nicht, dass es uns gibt. Und wenn ich dann zum Kondolieren in die Familien komme und die Ausschüttung mitbringe, dann höre ich oft: 'Wir wussten gar nicht, dass so etwas existiert!'", berichtet Kassierer Hermann Schmitz.

Dabei hat die Sterbenotgemeinschaft, die für Jüchen, Hackhausen, Priesterath und Garzweiler zuständig ist, eine lange Tradition. Sie wurde 1923 von den Honoratioren der Gemeinde Jüchen gegründet und konnte spontan 2000 Mitglieder aufnehmen. Wie ungewöhnlich viel das war, zeigt die damalige Bevölkerungszahl von gerade mal 3000 Jüchener Bürgern. Doch die Mitgliederzahl schrumpfte von Jahr zu Jahr. Gab es im Jahr 1926 den Höchststand von 2300 Mitgliedern, so verringerte sich der Bestand auf 732 Mitglieder Anfang der 1990er Jahre. Und heute sind es nur noch 600. Doch die Sterbenotgemeinschaft möchte dem Abwärtstrend entgegensteuern und hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jubiläumsjahr 2023 ihren Bestand wieder deutlich zu erhöhen.

Doch das ist nicht einfach: "Vor allem jüngere Menschen wollen von dem Thema Sterben und Tod nichts hören", weiß Helmut Kreutz und fügt hinzu: "Aber es trifft uns alle, und unsere Solidargemeinschaft wird von vielen als hilfreich empfunden." Dabei hängt der Betrag der Ausschüttung aus der Sterbenotgemeinschaft im Todesfall aber immer von der aktuellen Mitgliederzahl ab: "Wenn wir mehr Mitglieder hätten, könnten wir auch mehr ausschütten. Im Moment sind es 550 Euro, die die Angehörigen bei einem Todesfall bekommen", berichtet Schmitz. Einen Sarg zu kaufen, so wie es in der Gründungsurkunde für die Sterbenotgemeinschaft als Vereinszweck definiert war, das sei heute zwar von dieser Summe nicht mehr möglich. "Da die Ausgaben bei Begräbnissen sehr hoch sind, wird die Ausschüttung doch als Hilfestellung vor allem von Menschen mit geringerem Einkommen empfunden", stellt der Vorsitzende fest.

Eine aus einem Ortsteil gewachsene Sterbenotgemeinschaft, wie es sie in Gierath oder Kelzenberg gibt, ist die Jüchener Vereinigung nicht. Aus Tradition gehören Hackhausen, Priesterath und Garzweiler dazu. Doch diese Konstellation erschwere auch die Mitgliederwerbung, weil man sich vor allem auch bei den vielen Neuzugezogenen erst mal bekannt machen müsse.

Mit einem Flyer versucht die Sterbenotgemeinschaft für sich zu werben. Und die Beiträge sind moderat: Bis zum 25. Lebensjahr sind die Angehörigen von Mitgliedern sogar beitragsfrei, dann staffelt sich der Jahresbeitrag von drei Euro (bis zum 35. Lebensjahr) bis zu 105 Euro ab dem 61. Lebensjahr. Eine Besonderheit: Sogar noch bis zum 65. Lebensjahr werden Mitglieder neu aufgenommen. Pro Sterbefall im Jahr wird dann jeweils ein Euro pro Mitglied erhoben. "Wir haben durchschnittlich 22 Todesfälle pro Jahr, 2017 waren es mit 31 aber außergewöhnlich viele", bilanziert Hermann Schmitz.

(NGZ)
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