Jüchen Rätselhafter Schafdiebstahl

Jüchen · Acht Schafe sind seit Juli von Weiden im Kreis Neuss verschwunden. Bei Hobbyzüchter Reinhard Giese in Hochneukirch schlugen jetzt zum zweiten Mal Diebe zu. Die Motive der Täter liegen auch für die Polizei im Dunkeln.

Texelschaf Pünktchen ist weg. Am Dienstagabend stand der Vierbeiner mit den kleinen braunen Flecken an der Nase noch auf einer Weide nahe des Buschhofs, gemeinsam mit sechs Artgenossen. Am Mittwochmorgen war der Wildzaun an zwei Stellen aufgeschnitten und von Pünktchen fehlte jede Spur. Auch ein Lamm ist verschwunden. "Seit 30 Jahren halten wir Schafe, aber so etwas ist uns noch nicht passiert", sagt Ursula Giese und schüttelt den Kopf. Bereits zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten haben die Diebe zugeschlagen. Im Juli stahlen sie aus dem Bestand von Ursula und Reinhard Giese zwei Zuchtlämmer. Auch in Wevelinghoven kamen im Juli vier Schafe abhanden, mehr Fälle sind der Kreispolizei für 2010 nicht bekannt.

"Wer macht so etwas?"

"Beim ersten Diebstahl haben wir noch gedacht: Das kann ja mal passieren", erzählt Reinhard Giese. Doch jetzt ärgert er sich. "Wer macht denn bloß so etwas?", fragt sich das Ehepaar. Darauf hat auch die Polizei keine Antwort. "Über die Motive können wir nur spekulieren. Um Genaueres zu wissen, müssten wir die Täter kennen", sagt Polizeisprecher Hartmut Batz. "Man fühlt sich so hilflos", erzählt Reinhard Giese. Er könne seine Tiere ja nicht rund um die Uhr bewachen, damit so etwas nicht wieder passiere. Für den Mitarbeiter des Kreisjugendamts und seine Frau ist die Schafzucht ein Hobby. "Wir halten sie zur Wollgewinnung und zur Landschaftspflege", sagt Ursula Giese. Auf Ortsfesten demonstriert sie gelegentlich am Spinnrad, wie aus der Wolle Fäden werden.

Reinhard Giese sieht die Arbeit in der Natur auch als Ausgleich zum Beruf. "Wir hängen an den Tieren", erzählt er. Giese hat sogar bei der Geburt der beiden Zuchtlämmer geholfen, die im Juli verschwanden. Jetzt hat das Ehepaar nur noch zwei Schlachtlämmer, außerdem Schafbock Otto, die Zuchtschafe Schneewittchen und Lilly. Die Tiere sind sehr zutraulich und an Menschen gewöhnt. "Oft kommen Kinder und streicheln sie", sagt Ursula Giese. Den Dieben ist es also vermutlich nicht schwergefallen, Pünktchen und ihre Artgenossen an den Zaun zu locken. Reinhard Giese hat den Draht mittlerweile geflickt und zum zweiten Mal Anzeige erstattet. Zur Sicherheit lässt er Bock Otto und seine Herde jetzt erst mal auf einer anderen Weide grasen.

Ihn ärgert der Verlust nicht nur, weil ihm die Schafe am Herzen liegen: "Hinter so einem Tier steckt ja auch ein finanzieller Wert". Rund 150 Euro koste ein Lamm, rund 200 Euro ein Schaf. Dazu komme noch Geld zum Beispiel für Futter, den Tierarzt und Medikamente. "Wenn uns noch mehr Schafe gestohlen werden, hören wir mit der Zucht auf", sagt Reinhard Giese. "Dann macht das alles keinen Spaß mehr."

(RP)
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