Jüchen Polo: Vorerst keine Kündigungen

Jüchen · Die rund 800 Mitarbeiter des in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Unternehmens Polo müssen vorerst nicht um ihre Jobs bangen. Im Augenblick seien keine Personalmaßnahmen geplant, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen.

 Der Parkplatz bei Polo war gestern voll, als sich Mitarbeiter und Insolvenzverwalter zur Betriebsversammlung trafen.

Der Parkplatz bei Polo war gestern voll, als sich Mitarbeiter und Insolvenzverwalter zur Betriebsversammlung trafen.

Foto: Lothar Berns

Das erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter Horst Piepenburg am Freitag Nachmittag auf der Betriebsversammlung den rund 230 Mitarbeitern, die am Standort Jüchen beschäftigt sind. Der Motorradzubehör-Lieferer Polo hatte am Dienstagnachmittag die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Der Grund sind Finanzierungsprobleme für turnusmäßige Anschaffungen, bei denen Banken diesmal nicht mehr aushelfen wollten.

Trotzdem verließen viele Mitarbeiter am Freitag die Betriebsversammlung mit Wut im Bauch. "Wir fühlen uns betrogen", schimpfte eine Angestellte, die nicht genannt werden wollte. Einige Kollegen hätten sich Geld für Essen, Miete und Sprit leihen müssen, um das fehlende November-Gehalt und Weihnachtsgeld zu überbrücken.

Was die Polo-Angestellten zudem ärgert: "Wir wurden Ende November mit dem Hinweis auf einen Buchungsfehler vertröstet und um weitere Geduld gebeten, als wir auf das fehlende Gehalt hinwiesen", sagte ein anderer Angestellter. "Vom Insolvenzantrag haben wir am Mittwoch aus den Medien erfahren." Für heute ist bei Polo die Weihnachtsfeier geplant.

Insolvenzverwalter Piepenburg bekräftigte vor den Mitarbeitern, dass kurzfristig das Geschäft fortgeführt werde. Das gelte auch für alle 95 Shops des Unternehmens. Ein Insolvenzverfahren bedeute nicht das Ende eines Unternehmens, betonte der erfahrene Sanierer aus Düsseldorf, der bereits bei SinnLeffers und Arcandor als Insolvenzverwalter bestellt war. Wie er Polo vor der Pleite bewahren will, dazu gab es keine Auskunft. "Wir müssen uns erst einen Überblick verschaffen, dann werden Entscheidungen getroffen", sagte ein Sprecher.

Unterdessen ist nach Informationen unserer Zeitung die Suche nach einem Investor angelaufen, der frisches Kapital in das Unternehmen bringt. Derzeit hält Geschäftsführer Klaus Esser, der auch an der Betriebsversammlung teilnahm, 51 Prozent der Anteile. Die restlichen 49 Prozent liegen bei der amerikanischen Fairchild Corporation. Esser hat seine Mehrheitsanteile im Dezember 2008 für 15 Millionen Euro von Fairchild zurückgekauft.

(RP)
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