Jüchen Polo stellt Insolvenzantrag

Jüchen · Jüchens Gewerbe-Hoffnung droht die Zahlungsunfähigkeit: Der Motorradzubehör-Lieferer Polo hat beim Gladbacher Amtsgericht Insolvenzantrag gestellt. Betroffen sind 233 Mitarbeiter. Gerade erst hatte die Gemeinde begonnen, das Areal nebenan als Motorradmeile zu vermarkten.

 Die Polo-Zentrale in Jüchen: Am Dienstag stellte die Geschäftsführung einen Insolvenzantrag.

Die Polo-Zentrale in Jüchen: Am Dienstag stellte die Geschäftsführung einen Insolvenzantrag.

Foto: Hanna Koch

Auf die 233 Mitarbeiter in der Polo-Zentrale in Jüchen kommen harte Zeiten zu: Das Unternehmen hat Insolvenz angemeldet. Das bestätigte ein Gerichtssprecher des Amtsgerichtes Mönchengladbach gestern unserer Zeitung. Wie aus Kreisen des Unternehmens verlautet, kämpft der Konzern, der deutschlandweit 800 Mitarbeiter beschäftigt, schon seit langem mit finanziellen Problemen. Geschäftsführer Klaus Esser, der trotz mehrfacher Anfrage keine Stellungnahme abgab, musste die Reißleine ziehen und den Insolvenzantrag stellen. Insolvenzverwalter ist der Düsseldorfer Rechtsanwalt Horst Piepenburg. "Jetzt machen wir eine Bestandsaufnahme. Der Betrieb wird auf jeden Fall erst einmal vollständig fortgeführt. Das gilt auch für sämtliche Filialen des Unternehmens", sagte Piepenburg. Erste vorläufige Ergebnisse erwarte er in den kommenden zwei Wochen. Löhne und Gehälter seien bis Ende Januar über das Insolvenzgeld gesichert.

Jüchens Bürgermeister Harald Zillikens, der wegen der drohenden Zahlungsunfähigkeit seit Wochen mit der Geschäftsführung in regem Kontakt steht, reagierte betroffen: "Das ist ein Riesenpfund für uns. Polo hat für die Gemeinde eine immense Bedeutung. Ich hoffe, dass der Standort in Jüchen erhalten bleibt." Gerade erst hatte Zillikens eine Haushaltssperre erlassen, weil die Einnahmen der Gemeinde aus der Gewerbesteuer von geplanten 13 Millionen Euro auf 6,5 Millionen Euro einbrachen. Dem Vernehmen nach hängt der Einbruch allerdings nicht mit den finanziellen Schwierigkeiten bei Polo zusammen.

Erst im Februar 2009 waren Zentrale und Lager von Düsseldorf nach Jüchen umgezogen. Ein Investor baute das Areal für Polo für mehr als 30 Millionen Euro um. Mit Weltstars wie Lenny Kravitz und Carlos Santana auf der Open Air-Bühne lockte Polo tausende Biker nach Jüchen. Nun droht eventuell sogar das Aus — wenn Insolvenzverwalter Horst Piepenburg das Unternehmen nicht wieder auf die Beine bringt. "Ich gehe davon aus, dass Polo gestärkt daraus hervorgehen kann", betont Bürgermeister Zillikens trotzig. Er sagt aber auch: "Sollte Polo nicht erhalten bleiben, würde das einen Rückschlag für die Gemeinde bedeuten."

Denn Polo ist zentraler Baustein für die Gewerbepläne der Verwaltung. Auf der Gewerbe-Immobilienmesse Expo Real Anfang Oktober hat die Gemeinde damit begonnen, die Flächen rund um Polo als Motorradmeile zu vermarkten. Mit dem Zubehör-Lieferer als Zugpferd ließen sich auch andere branchenverwandte Unternehmen nach Jüchen locken, so lautete das Kalkül. Die Gemeinde ist weiter "intensiv auf der Suche nach Lösungen für Polo", erklärte Harald Zillikens.

Wirtschaft, Kommentar

(RP)
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